Donnerstag, 3. Juli 2014

Was bisher geschah

Als sich mein Studium seinem Ende neigte, überlegte ich, dass ich doch ganz gerne nochmal ins Ausland gehen würde - diesmal ins englischsprachige. Ein zweiter Studienaufhalt mit Erasmus war nicht möglich, nur ein Erasmuspraktikum, aber ich dachte mir, dass es ja auch andere Möglichkeiten gebe und ich mich nur informieren müsse. Dabei blieb es dann erstmal bis eine Freundin mir erzählte, sie gehe über den PAD (pädagogischer Austauschdienst) nach Frankreich, um da als Fremdsprachenassistentin für Deutsch zu arbeiten. Ich fand das spannend und entschied, das auch zu machen.
Gesagt, getan. Der Bewerbungsschluss ist fast ein Jahr vorher. Im Dezember musste ich meine Bewerbung mit Lebenslauf, Motivationsschreiben (alles auf Englisch und Deutsch), Gutachten vom Arzt und einem Empfehlungsschreiben eines Dozenten abgeschickt haben. Mit am meisten Kopfzerbrechen hat mir die Regionwahl gemacht. Im Grunde war es mir egal, aber wenn ich schon mal die Wahl hatte... Ich habe dann Schottland als erste Wahl angegeben und die anderen beiden Wünsche frei gelassen. Nach Schottland wollte ich wirklich gerne, auch wenn ich sicher bin, dass auch andere Orte in Großbritannien sehr schön sind und es sicher klasse gewesen wäre, dort eingesetzt zu werden. Nachdem ich alles abgeschickt hatte, dachte ich, jetzt würde es erst mal eine Weile dauern, bis ich eine Antwort kriege und war sehr überrascht als meine Mutter mir nur wenige Wochen später schrieb, ich sei im Januar zu einem Interview eingeladen. (Ich musste eine Adresse angeben, die auch während des Aufenthalts gültig ist, deswegen geht jetzt alle wichtige Post an meine Eltern).
Vor dem Interview war ich etwas nervös. Ich hatte mich über die Online-Angebote der Tageszeitungen ein bisschen über britisches und deutsches Tagesgeschehen informiert und war kurz vor dem Interview auf die Idee gekommen, mal zu googlen, ob im Internet schon frühere Fremdsprachenassitenten über ihre Erlebnisse geschrieben haben, fand aber recht wenig. An der Schule, an der das Interview stattfinden sollte, angekommen, bin ich erst mal verzweifelt, weil die versprochenen Schilder noch nicht hingen. Ich habe völlig verzweifelt die Frau beim PAD angerufen, die mir aber nicht weiterhelfen konnte, beim Lehrerzimmer geklopft und nach einer der Lehrerinnen gefragt, die mich interviewen sollte, die aber nicht da war, und bin wild durchs Schulhaus gelaufen. Irgendwann hingen dann Schilder. Ich war einfach zu früh dran.
Das Interview bestand aus zwei Teilen. Zuerst wurde ich von einer Englischlehrerin auf Englisch ein bisschen dazu gefragt, warum ich mich beworben habe, warum ausgerechnet Schottland, was denn das International Bookfestival in Edinburgh sei (ich hatte darüber in meiner Bewerbung geschrieben). Außerdem sollte ich sagen, was ich glaube, als Fremdsprachenassistentin zu tun, wie das britische Schulsystem aufgebaut sei (also die Frage war sowas wie was für Schüler (Alter etc.) ich wohl haben werde, und ein bisschen was über das deutsche Tagesgeschehen erzähen. Ich habe etwas über die letzte Bundestagswahl gesagt (die zu dem Zeitpunkt zumindest noch einigermaßen aktuell war) und dass Frau von der Leyen Verteidigungsministerin ist. Die letzte Frage war dann, was ich sagen würde, welchen Sportler man in Ausland kennen sollte. Mit der Frage war ich etwas überfordert und flüchtete mich dann zu dem Fußballer, der sich gerade als homosexuell geoutet hatte.
Der zweite Teil des Interviews war auf Deutsch und konzentrierte sich auf Didaktik. Da hat mich die andere Lehrerin befragt, die nicht so gut Englisch konnte. Die beiden hatten eine Tisch voll Material vorbereitet und ich sollte spontan etwas auswählen und sagen, was man damit im Unterricht machen könnte, um Sprache zu vermitteln. Ich habe einen Zeitungsartikel über Karneval ausgesucht und bin damit wohl an die richtige geraten, denn die Lehrerin stellte sich als totaler Karnevalsfan heraus und wollte von mir etwas über die Ursprünge des Karnevals wissen. Ich wusste ein bisschen was, aber nicht viel, wobei die Englischleherin meinte, ich hätte auf jeden Fall mehr gewusst als sie. Wir haben danach noch ein bisschen über die anderen Materialien gesprochen und ich wurde gefragt, welche Bücher Kinder und Jugendliche in Deutschland gerne lesen. Die ehrliche Antwort, dass sie viele englische und amerikanische Autoren lesen, kam nicht ganz so gut an. ;-) Im deutschen Teil war ich zwischendurch ziemlich verwirrt und duzte auf einmal aus Versehen die Lehrerin (ich wollte eigentlich "mich" sagen, aber raus kam "dich"). Sie hat es mir nicht übel genommen, aber ich hatte das Gefühl, dass ich mich da doch etwas blamiert hatte.

Nach dem Interview hieß es warten. Erst habe ich mich ganz gut anders beschäftigt. Die Uni ging ja schließlich weiter. Außerdem hatte es eh geheißen, dass wir Ende April eine Zwischenmeldung kriegen würden. Warum sich also im März verrückt machen? Ende April war ich dann angenehm aufgeregt. Anfang Mai dachte ich mir, dass ein bisschen Verspätung ja drin sein dürfe und tratt einer PAD-Gruppen in einem bestimmten sozialen Netzwerk ein. Da las ich, dass einige schon eine Absage gekriegt hatten und wurde immer nervöser. Mitte Mai kam dann endlich eine SMS von meinem Vater, dass ich eine Zusage bekommen habe und vermutlich nach Schottland käme. Alles super.

Aber man wird ja immer anspruchsvoller. Kurz nachdem ich die Zusage hatte, wollte ich nämlich auch gerne wissen, ob es denn nur wirklich Schottland wird und an was für eine Schule ich komme und überhaupt. Anfang/ Mitte Juni bekam ich eine Mail von eine Council Area in der Nähe von Glasgow. Noch keine Schulzuweisung - andere Fremdsprachenassisten (oder scheinbar fast alle) haben direkt eine Mail von der Schule bekommen - nur eine Woche später war ich bei einer Mail im Cc, in der meine Daten der Schule mitgeteilt wurden. Von der Schule habe ich noch nichts gehört. Aber es sind im Moment ja auch erst mal Sommerferien. Ich kann mich schon mal um diverse Formalitäten kümmern. Man muss so viele Unterlagen mitnehmen. Unglaublich. Erasmus ist nichts dagegen. Aber ich jetzt ja Zeit, mich um alles zu kümmern.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen