Montag, 22. Dezember 2014

Pantomime mit viel Gesang

Manchmal ist die englische Sprache doch komisch. Mince Pies enthalten keinen Krümel Hackfleisch (mince meat) und eine Pantomime ist mitnichten eine Darbietung eines Mannes mit weißem Gesicht, der eine imaginäre Glasscheibe putzt, sondern eine Mischung aus Weihnachtsmärchen und Kasperletheater (von wegen der Zuschauerbeteiligung) mit viel Tanz, Gesang und mindestens einem Travestie-Künstler. Das mag merkwürdig klingen, erfreut sich hier aber sehr großer Beliebtheit.
Eine meiner Dozentinnen in Deutschland hat ein Pantomime-Stück geschrieben, das man in der letzten Stunde vor Weihnachten immer bei ihr im Kurs spielen muss. Ich habe das zweimal miterlebt, habe aber nicht so viele Gedanken daran verschwendet, bis ich hier die ersten Flyer für Cinderella mit John Barrowman (der aus Doctor Who und Torchwood und nein, er spielt nicht Cinderella) gesehen habe.

Am Samstag habe ich es mir angeguckt und ich muss sagen, es war kulturwissenschaftlich sehr spannend und auch so recht unterhaltsam. Etwa die Hälfte des Publikums bestand aus Kindern, von denen 90% ein leuchtendes Spielzeug dabei hatten. Viele Leute trugen einen Christmas jumper, Weihnachtsmannmützen oder weihnachtliche Haarreifen (ja, die Mode zu Weihnachten hier ist etwas gewöhnungsbedürftig).
Die Handlung der Inszenierung ist grundsätzlich die des Märchens (bzw. der Disney-Variante) abgesehen davon, dass John Barrowman als Buttons, der beste Freund von Cinderella, der aber eigentlich in sie verliebt ist, auftritt sowie das schottische Komiker-Duo The Krankies, die eigentlich keine wirkliche Rolle haben (sie spielen Cinderellas Vater und Buttons Bruder Zip), aber für den größten Teil der Komik in dem Stück sorgen. Cinderellas Stiefschwestern werden von zwei Drag Queens gespielt. Es kommt auch eine riesige Spinne drin vor, die an einer Stelle über den ersten Reihen im Publikum schwebte. Das fand ich etwas unangenehm. Ich habe schließlich den Herrn der Ringe geguckt und weiß, wozu diese Viecher fähig sind. ;-)
Die Lieder sind größtenteils Popsongs. Zum Beispiel singen die Stiefschwestern am Anfang "Born this way" von Lady Gaga und zwischendurch schwingt die Frau aus dem Krankie-Duo (die übrigens so winzig ist, dass sie normalerweise einen zehnjährigen Schuljungen spielt) im Miley Cyrus-Stil auf einem "Wrecking Ball" (grauer Gymnastikball an einer Kette) über die Bühne.
Extrem cool fand ich, dass sie viele Bezüge zu Glasgow drin hatten. Es werden Stadtteile mit in die Handlung eingeflochten, die Commonwealth Games, der Ryders Cup und die EMA Avards erwähnt und wir wurden alle im "Sexy" (SECC - entweder spricht man jeden Buchstaben einzeln oder das Ganze als Wort, aber wenn man nur die ersten drei Buchstaben zusammen und das letzte C einzeln spricht, kommt  "Sec-ce" = "sexy" dabei raus) begrüßt. Natürlich wird auch das Referendum erwähnt und "Wee William Wallace" tritt auf und Buttons Bruder erzählt, dass sein Ur-ur-ur...Großvater bei der Schlacht von Bannockburn verwundet wurde (wichtige Schlacht der Schotten gegen die Engländer, bei der sie gewonnen haben), allerdings nicht weil er für die Unabhängigkeit gekämpft hat, sondern weil er nebenan gezeltet hat und sich über den Lärm beschwert hat. Ich nehme an, dass das und andere Sachen die das Komiker Duo erzählt, größtenteils bekannte Witze sind, weil ich einige davon aus anderen Kontexten kannte. Gegen Ende treten John Barrowman und die Krankies in Kilts auf und singen zusammen mit der Fairy Godmother eine... modernisierte und schottische Fassung von "Twelve Days of Christmas". In der Originalversion heißt es immer "On the (x) day of Christmas my true love sent to me..." und dann werden Sachen aufgezählt, der mehr oder weniger Sinn machen: ein Rebhuhn in einem Birnenbaum, zwei Tauben, eine bestimmte Anzahl Tänzer usw. Es wird von eins bis zwölf durchgezählt.
Bei der Version, die am Samstag gesungen wurde,  werden dann zum Beispiel vier Portionen Haggis oder zwölf Dosen Irn Bru verschenkt und anstelle der fünf Goldringe schwingt John Barrowman "Five lavy rolls" (Klopapierrollen), die dann natürlich ins Publikum flogen und er wiederholen musste. Er forderte eine Frau auf, sie ihm zuzuwerfen, er würde sie auffangen, aber sie solle nicht so hoch werfen, er hätte schließlich nicht gesagt, womit er sie auffangen würde... Na ja, er selbst trat am Anfang des Liedes auf, als es hieß "And a fairy in the top of the tree" (also anstelle des "patridge in a pear tree").
Viele der Witze, die gemacht wurden, waren eindeutig zweideutig. Ich fand das schon recht bemerkenswert, da sicher die Hälfte des Publikums Kinder waren. Sonst wird der Kinderschutz hier doch so ernst genommen. Bei Filmen wird nicht nur vor Gewalt und Erotik sondern auch vor "böser" Sprache gewarnt. Und hier interessierte es scheinbar niemanden, dass auf der Bühne Scherze darüber gemacht wurde, dass einer unter dem "Cover" seine "Trumpet" verloren hat. Aber klar, solche Scherze gehen an den Kindern natürlich vorbei. Ziemlich zu Beginn des Stückes wünschte John Barrowman den Eltern schon viel Spaß auf dem Nachhauseweg, wenn sie ihren Kindern im Auto alles erklären müssten. Das war nachdem das erwachsene Publikum über eine Sache gelacht hatte, die nicht mal zweideutig gemeint war. Angeblich. Vermutlich war das meiste, das wie Ausrutscher wirkte, eingeprobt, aber es kam auf jeden Fall spontan über. Ich bin mir nicht sicher, ob das Versingen der Fee beim Weihnachtslied ("eight" anstelle von "four) geplant war oder nicht.
Manche der Scherze waren allerdings schon etwas platt. An einer Stelle treten die Stiefschwestern und Buttons als Showtänzerinnen mit riesigen künstlichen (natürlich, es waren ja alles Männer) und singenden Brüsten auf. Dabei klappten die Brüste wie Münder auf und zu. Das fand ich dann schon etwas verstörend.
Was ich zu Beginn mit einer Mischung aus Weihnachtsmärchen und Kasperletheater meinte, ist, dass das Publikum ganz viel bei der Aufführung eingebunden wird. Sie buhen die bösen Charaktere aus, sagen "Aaaaaaaaaw" wenn der Protagonist über seine Liebe spricht oder das Herz gebrochen bekommt, und immer, wenn ein Charakter etwas wie "Oh, no, I won't!" sagt, ruft das ganze Publikum: "Oh, yes,  you will!". Der Charakter sagt dann wieder "Oh, no, I won't!" und das geht dann ein paarmal hin und her. Außerdem kommt die normale Kinder-/ Kasperletheater-Kommunikation vor, bei dem die Kinder dem Protagonisten erklären müssen, was gerade passiert ist. ("Also Cinderella wurde von den bösen Stiefschwestern in den Keller gesperrt?") Unser Publikum war aber, was das betraf, ziemlich lahm, so dass John Barrowman meinte, er sei froh, dass zumindest die zwei "lassies" (Schottisch für Mädchen) in der ersten Reihe aufgepasst hätten.
Ich saß übrigens in der dritten Reihe. Damit hatte ich mehr ausgegeben, als ich eigentlich wollte, aber ich war froh, überhaupt noch eine Karte bekommen zu haben. Die dritte Reihe war ziemlich gut für die Sicht - ich konnte dem Klavierspieler fast auf das Notenblatt gucken - allerdings auch in der Reichweite der Sachen, die auf der Bühne abgingen. Bei den Twelve Days of Christmas spritzten John Barrowman und die Frau der Krankies mit Wasserpistolen herum und natürlich wurden wir in den ersten Reihen nass. Außerdem schneite es am Ende des ersten Teils Schaumschneeflocken, die Spinne versprühte irgendwelche Kreppbänder und ganz am Ende des Stücks flogen viele bunte Streifen ins Publikum, die die Kinder dann alle einsammelten. Die Kinder waren echt putzig. Vor allem die Kleine neben mir - etwa zwei Jahre alt und sie verfolgte das Stück mit offenem Mund bis zum Schluss dann die bunten Bänder auf dem Boden viel spannender waren. Ich fand es aber schon sehr lustig und ich habe etwas über die britische Kultur gelernt. Also bildungs- und unterhaltungstechnisch ein voller Erfolg. :-D

Sonntag, 21. Dezember 2014

See, in Germany...

Die Koordination mit den Grundschulen ist schwierig, weil es mehrere sind, die mit nur einem Tag in der Woche für alle unter einem Hut gebracht werden müssen, aber trotzdem war ich jetzt immerhin bei den meisten mehr als einmal da. Das ist nochmal was ganz anderes als in der High School - und das obwohl ich überwiegend die P6 oder P7 (also die letzten zwei Jahre an der Grundschule) sehe. Zweimal war ich auch bei einer Klasse der ganz Kleinen dabei. Die einen hatten Sport, die anderen Deutsch. Zum Sportunterricht müssen sich die Kleinen natürlich umziehen. Strumpfhosen und Knöpfe sind eine große Herausforderung, wenn man fünf oder in manchem Fällen sogar erst vier Jahre alt ist... Nach der Stunde versuchte ein Junge, den Rock seiner Nachbarin anzuziehen, weil er die Stapel vertauscht hatte, und bemerkte seinen Fehler erst als er die Lehrerin fragte, was er mit dieser merkwürdigen Schnalle machen solle. An dem Tag habe ich auch gemerkt, dass es gar nicht so blöd gedacht ist, dass unsere Kinder erst mit sechs Jahren eingeschult werden. Soweit ich mich erinnere, konnten wir uns in der ersten Klasse alle alleine anziehen. Hier musste die Lehrerin jedem zweiten Kind helfen. Das dauert bei einer Klasse mit knapp zwanzig Kindern natürlich. Ich hätte da keinen Nerv zu. Auf der anderen Seite muss man sagen, dass die Grundschulkinder sehr niedlich sind. So viele Zwerge, die da rumflitzen und einen mit großen Augen angucken, wenn die Lehrerin verkündet, dass ich aus Deutschland komme. Einmal war ich gerade drei Sekunden im Klassenzimmer, da kam auch schon eine P1-Schülerin angewuselt und sagte: "My Mum is having a baby!" Das ist doch wirklich putzig! Vermutlich hat sie das jedem Menschen erzählt, den sie getroffen hat. :-D
Zum Glück müssen sich die Kinder im Deutschunterricht nicht umziehen und ich werde vermutlich nicht mehr am Sportunterricht teilnehmen. Als ich dabei war, ging es erst mal darum, zu hospitieren und zu sehen, wie Unterricht an der Grundschule überhaupt läuft. Ich habe an jeder Schule betont, dass ich keine Erfahrung mit Grundschuldidaktik habe und dass ich das letzte Mal eine Grundschule von innen gesehen habe, als ich selbst noch Schülerin dort war. Auch, wenn die P7 Schüler so alt sind wie die Fünftklässler in Deutschland, ist die Art, wie unterrichtet wird, völlig anders als in Deutschland (viele Wiederholungen, sitzen auf dem Fußboden im Schneidersitz usw. allerdings werden auch recht häufig Videos aufgenommen oder Poster entweder mit dem iPad oder altmodisch auf Papier erstellt). Ich habe es für wichtig gehalten, ihnen das zu sagen, einmal, damit sie wissen, was sie von mir erwarten können und andrerseits, damit ihnen klar ist, dass sie mir was die Didaktik betrifft weit überlegen sind, während ich natürlich besser Deutsch kann. Eine Lehrerin hat in der ersten Stunde, in der ich hospitiert habe, mich immer gebeten, die Wörter auf Deutsch zu sagen und war dann ganz froh, festzustellen, dass ihre Aussprache nicht total für den Eimer ist. Mir haben die meisten Grundschullehrerinnen gesagt, dass ihr Deutsch leider nicht ganz so gut ist. Ich bin noch gespannt wie das wird.
In den letzten Wochen habe ich in den Grundschulen über Weihnachten in Deutschland gesprochen. Eine Klasse hat mir "Stille Nacht, heilige Nacht" auf Deutsch vorgesungen. Die Kinder in der Klasse sind total motiviert, nutzen Deutsch erstaunlich natürlich (sagen z.B. "Gern geschehen", wenn ich mich bei ihnen auf Englisch (!) bedanke) und haben sich letzte Woche total gefreut, mich zu sehen. Während der Freiarbeit wollten drei Jungen unbedingt mit mir Dame spielen und ein paar Mädchen haben mir Figuren aus Loom-Bändern gemacht. Die sind echt putzig.
In der Grundschule diese Woche wurde ich von zwei Klassen ins Weihnachts-Kreuzverhör genommen worden. Ob in Deutschland auch der Weihnachtsmann käme und ob Kinder ihm Kekse und Milch hinstellen würden. Welche Weihnachtslieder wir in Deutschland sängen und ob diese auf Englisch oder Deutsch seien. Ob es in Deutschland Krippenspiele gebe. Und und und... Jede Frage schien mit den Worten "See, in Germany..." zu beginnen. Ich finde es super, dass die Kinder so viele Fragen stellen. An der High School scheinen sie sich das nicht mehr zu trauen oder sie sind nicht mehr so neugierig. Allerdings habe ich die Fragen manchmal nur mit Schwierigkeiten verstanden, meistens weil die Kinder so leise gesprochen haben und die Schule akustisch eine Katastrophe ist. Die Lehrerin hat nur manchmal auf meine hilfesuchenden Blicke reagiert. :-D Bei einer Frage, wusste ich dann echt nicht, was ich antworten sollte. Wenn ich das richtig verstanden habe, wollte der Junge wissen, wie die ehemals englischen Weihnachtslieder auf Deutsch klingen würden (ich hatte ihnen erzählt, dass es z.B. für Rudolph mit der roten Nase Übersetzungen gibt). Aus Verlegenheit habe ich ihnen Rudolph auf Deutsch vorgesungen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das noch bereuen werde, denn sicher hat irgendeiner meiner High School Schüler einen Bruder, eine Cousine oder ein Nachbarskind in der Grundschulklasse, das die Sache dann brühwarm weiter erzählt und ich nächste Woche oder nach den Weihnachtsferien gefragt werde, warum ich in der High School nie singe...

Donnerstag, 18. Dezember 2014

Beinahe Halbzeit - ach du Schreck!

Gestern habe ich eine Mail von einer der Mitorganisatorinnen/ Unterstützerinnen des Assistenteneinsatzes auf britischer Seite bekommen, in der die Frau schrieb, dass unser Einsatz hier ja schon halb rum sei und wir deswegen dieses oder jenes machen sollten. Als ich das gelesen habe, bin ich aus alles Wolken gefallen. Es kann doch nicht sein, dass die Hälfte der Zeit schon vorbei ist!
Ein bisschen aufgerundet ist das von der Dame schon. Ich bin fast vier Monate hier und habe noch fünf vor mir. Aber trotzdem frage ich mich, wo die letzten vier Monate geblieben sind. Ich bin doch gerade erst angekommen! Und obwohl ich in letzter Zeit sehr viel gejammert habe, kann ich mir im Moment gar nicht vorstellen, irgendwo anders als hier zu sein. 
Viele Sachen, vor allem von der Uni, die mich in Deutschland beschäftigen würden, sind mir hier gar nicht wichtig. Seit zwei Monaten liegt mein Staatsexamenszeugnis Zuhause rum und ich habe jetzt erst meine Eltern gebeten, es doch mitzubringen, damit ich sehe, welche Note ich habe. Mit Sicherheit hätte ich meine Wohnungshüterin bitten können, für mich nachzusehen, aber ich dachte mir, dass ich ja warten kann. Schließlich habe ich das Ding bestanden. Amelie meinte gestern, sie wäre vor Neugierde gestorben. Joa, jetzt erfahre ich es ja bald.
Ich habe das Gefühl, hier in Schottland in einer Blase zu sein und manchmal zu vergessen, dass die Welt sich auch in Deutschland weiterdreht.

Dienstag, 16. Dezember 2014

Beruflich nach London

Vor ein paar Wochen lag ein Brief der UK-German Connection (ein britisch-deutsches Jugendwerk) in der Schule, dass ich mich als FLA-Ambassador bewerben könne. Als Erweiterung zu meiner normalen Tätigkeit kann ich damit ein bilaterale Projekt mit einem englischsprachigen Assistenten, der/ die gerade an einer deutschen Schule ist (ELA) durchführen. Ich fand es ganz interessant, habe mich kurz vor knapp beworben und bin tatsächlich genommen worden. Aus diesem Grund musste ich Ende Novemeber für Wochenende nach London, um dort an dem ersten FLA/ELA-Treffen teilzunehmen. Meine erste Dienstreise sozusagen. Die Reisekosten wurden/ werden mir erstattet. Das war irgendwie aufregend.
Die drei Tage in London waren aber echt nicht ohne. Aus Kostengründen (und weil ich keine Lust hatte, zu fliegen - vermutlich wäre mir auch der Flug finanziert worden, der wäre nicht viel teurer gewesen) bin ich mit der Bahn gefahren. Ich kam am Freitag gegen Mittag an und hatte deswegen noch Zeit, mich mit einem anderen FLA zum Kaffee trinken zu treffen, bevor es richtig los ging.
Nach ein paar Ice breaker-Spielen (und wieder habe ich bei dem Spiel "Finde jemanden, mit dem du Sachen gemeinsam hast" ein äußerst schlechtes Händchen bewiesen - mit Mühe und Not sind meine Partnerin und ich auf zwei Sachen gekommen, wir sollten drei finden) und Präsentationen über die UK-German Connection und Projekte des letzten Jahres war der Freitag auch schon rum und wir wurden im Bus zum Hotel gefahren, wo ich den Abend mit Marit von den Orkneys, Nina, einer FLA, die von der gleichen Uni wie Marit kommt und drei ELAs in Marits Zimmer verbracht habe, wo wir eigentlich Trival Pursuit spielen wollten, aber dann doch nur gequatscht haben.
Samstagvormittag ging es dann um zehn Uhr wieder los. Nach einer Sicherheitseinweisung ("Im Brandfall nehmen wir alle den Aufzug, weil im zweiten Stock gerade der Boden neugemacht wird." - ähm, alles klar) und einer Aufwärmübung (Stufe 1: alle männlichen Teilnehmer gehen durch den Raum und benennen alle mit Fischnamen, alle weiblichen Teilnehmer tun das Gleiche, nur nehmen sie Namen von Popstars anstelle der Fische - diesmal wäre ich so gerne ein Mann gewesen; Stufe 2: Kombiniert die Fisch- und Popstarnamen - das Kreativste, zu dem ich in der Lage war, war Lady Lachs) ging es dann in eine intensive Gruppenarbeit: Ideenaustausch wie verschiedene Themen mit Schülern behandelt werden könnten (Geschichte/ Politik, Kultur, Identität und Bildung). Die große Herausforderung des Wochenende war, einen Projektpartner der anderen Sprache (also in meinem Fall eine/n ELA) zu finden und ein Projekt zu entwickeln.
Eigentlich wollte ich etwas machen, das ich mit dem Music Club, den ich an meiner Schule eingeleiert habe, verknüpfen kann, mache, bin dann aber in Geschichtsgruppe gelandet. Ein bisschen, um Laura und Victoria glücklich zu machen, habe ich dann überlegt, dass ich ja was zum Mauerfall machen könnte, bevor ich mich von der Idee, anhand von Legenden einen anderen Zugang zur Geschichte zu finden, habe begeistern lassen. So leicht wie ich hatten es aber nur wenige bei der Partnersuche. Die Tatsache, dass wir ein paar FLAs mehr als ELA waren bzw. sind, machte das Ganze nicht einfacher. Nach der Mittagspause sollten wir uns gegenseitig unsere Projekte bzw. Projektideen vorstellen, was im Kugellager mit 60 Leuten äußerst an den Stimmbändern und den Nerven zerrte.
Nach einem sehr anstrengenden Tag hatten wir uns um fünf Uhr dann auch unseren Feierabend verdient. Eigentlich wollten Marit, Nina, Michael und ich ins Theater, aber leider gab es für das Theaterstück, das wir sehen wollten (Not About Heroes über Wilfred Owen und Siegfried Sassoon) nur noch drei Karten. Die anderen drei überlegten in ein Konzert zu gehen, auf das ich aber keine Lust hatte, und mich deswegen schnell spontan einer Gruppe aus fünf FLAs und einer ELA anschloss, die Mockingjay im Kino sehen wollten. Der Film war richtig gut. An manchen Stellen hatte ich richtig Gänsehaut. Und obwohl ich vorher rumgefrotzelt hatte, dass ich vermutlich einschlafen würde, weil mich der Tag so erschöpft hatte, hatte ich keine Probleme, wach zu bleiben. ;-) Nach dem Film ging uns allen das Lied vom Hanging Tree nicht aus dem Kopf.
Am Sonntag mussten sich einige noch einen Partner suchen. Da ich glücklicherweise bereits am Samstag eine Partnerin gefunden hatte, konnten wir uns auf die Projektplanung konzentrieren. Zum Abschied bekamen wir noch alle einen Kapuzenpulli geschenkt, der mir sehr willkommen war, denn es war echt kalt im Raum. Das Treffen endete mittags mit Lunchpaketen für alle. 
Mein Zug zurück nach Glasgow fuhr erst abends, deswegen hatte ich noch etwas Zeit, mir London anzusehen. Zusammen mit Ines, die in Edinburgh als FLA arbeitet, war ich im Victoria & Albert Museum. Eigentlich wollten wir uns die Brautkleider-Ausstellung ansehen, aber die war uns dann doch etwas zu teuer (über zehn Pfund Eintritt). Also haben wir uns andere Teile des Museums angesehen und zumindest ein paar ausgestellte Kleider (wenn auch nicht Hochzeitskleider) gesehen. Von einer anderen Etage konnte man später auf die Brautkleider-Ausstellung herunterblicken und dabei stellten wir fest, dass sie ziemlich klein war. Ines musste allerdings auch recht bald zum Flughafen fahren und deswegen habe ich mir alleine den Tower und die Tower Bridge im Dunkeln (und Nieselregen) angesehen. Vor dem Tower waren noch die Keramik-Poppies vom Remembrance Day zu sehen (888 246 - für jeden getöteten Soldaten eine). Zum Schluss bin ich noch zur Oxford Street gefahren, um mir die Weihnachtsbeleuchtung anzusehen. Eigentlich hatte ich überlegt, noch zum Winterwonderland im Hyde Park zu fahren, aber das lag dann doch nicht auf dem Weg und ich wollte ja auf keinen Fall den Zug verpassen.




















Auf dem Hinweg hatte ich die Zugfahrt genossen. Auf dem Rückweg eher weniger. Ich wollte einfach nur ins Bett, weil das Wochenende mich ziemlich geschlaucht hatte und mein Nachbar war irgendwie merkwürdig. Aber immerhin habe ich Das Schicksal ist ein mieser Verräter einmal ganz durchgelesen.

Montag, 15. Dezember 2014

Es weihnachtet sehr

Weihnachtsbeleuchtung am George Square
Nur noch neun Tage bis Weihnachten (und eine Woche bis meine Familie nach Glasgow kommt), die ganze Stadt ist schon seit Wochen mit kitschigen Lichterketten und Rentieren geschmückt und obwohl ich nicht sagen würde, dass ich schon richtig in Weihnachtsstimmung bin, habe ich doch schon viele weihnachtliche Sachen gemacht.
Die Weihnachtsvorbereitungen begannen für Amelie und mich schon im November, weil wir gerne allen ersten Klassen einen Adventskalender basteln wollten - es sind sechs Klassen. Wir haben es auch geschafft. In jedem Klassenraum hängen jetzt an einer Schnur pro Klasse aufgereiht 14 verzierte Briefumschläge und 10 beklebte Klopapierrollen - das ganze Department hat mit gesammelt und Victoria schlug sogar vor, wir sollten einen Wettbewerb daraus machen, wer am meisten Rollen sammelt (man muss die Lehrerinnen einfach gern haben). Jeden Tag finden die Schüler ein neues Wort, das etwas mit Weihnachten zu tun hat, das sie dann in ihr Heft schreiben müssen. An manchen Tagen befindet sich außerdem ein Gegenstand im Umschlag oder der Rolle, den sie an ihren Papier-Weihnachtsbaum kleben können. Die Weihnachtsbäume sind der zweite Teil für unsere Aktion für die Erstklässler. Jede Klasse soll einen Weihnachtsbaum schmücken - mit selbstgemalten Kugeln, Sachen aus dem Adventskalender und Sternen, die sie durch gutes Verhalten im Unterricht gewinnen können. Der schönste Baum im Raum gewinnt (den Teil hat Victoria irgendwie falsch verstanden - heute meinte sie zu mir, dass die Bäume ihrer Klasse doch viel schöner seien als die von Lauras).
Die Zweitklässler haben Lebkuchen nach einem deutschen Rezept gebacken. Sie haben das Rezept im Deutschunterricht bekommen und mussten die Vokabeln lernen, bevor sie es dann in Hauswirtschaft nachbacken mussten. In einer der Hauswirtschaftstunden war ich dabei, habe den Schülern geholfen, der Lehrerin beim Deutsch ausgeholfen und habe mit den Schülern die deutschen Wörter wiederholt. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass letzteres nicht ganz so günstig war, weil sie nämlich immer aufhörten das zu tun, was sie gerade taten (Teig ausrollen, Plätzchen ausstechen) und ein paar Minuten überlegten. Dabei war die Zeit für das Backen schon knapp bemessen.
An der Schule hat auch bereits ein Weihnachtsbasar stattgefunden, bei dem ich Victoria und Laura geholfen habe, Waffeln zu backen - ein Klassiker auf jedem deutschen Schulfest, aber hier schien es irgendwie etwas Exotisches zu sein. Dabei waren es noch nicht mal die runden Waffeln mit den fünf Herzen sondern die eckigen, die auch etwas dicker sind. Auf dem Weihnachtsbasar gab es außerdem einen Hotdog- und einen Schokoladenbrunnenstand, einen Flohmarkt und einen Stand mit Samosas und Pankoras sowie ein Mädchen, das Henna-Tattoos machte und Auftritte von Musikschülern. Ich fand es ganz lustig bei dem Weihnachtsbasar dabei zu sein - vor allem, weil ich viele Schüler mal ohne Uniform gesehen habe. Am Ende hat mich Laura netterweise nach Hause gefahren. Sie hat mir auch ein kleines Bäumchen mit Kunstschnee geschenkt, das ich gerade wieder ein bisschen aufpäppeln muss (die Fensterbank war nicht die beste Idee für einen Standort, weil sie direkt über der Heizung ist...). Trotz meiner vernachlässigenden Pflege habe ich mich aber sehr über die Pflanze gefreut.
Unsere Base ist auch schon festlich geschmückt, weil Amelie einen Plastiktannenbaum in der Abstellkammer gefunden und aufgestellt hat. Außerdem hat sie echte Tannenzweige und Kugeln mitgebracht und malt ständig Weihnachtsbilder aus, die sie aufhängt. Außerdem haben Amelie, Laura, Victoria und ich alle eine Weihnachtskugel aus Papier (in 2D) mit unserem liebsten deutschen Wort beschriftet und dann angemalt und aufgehängt.
Zuhause habe ich mir einen Adventskranz gebastelt. Das war alles andere als leicht. Irgendwie habe ich in der Innenstadt keinen Blumenladen gefunden. Also habe ich den Nachmittag des ersten Advents in einem Einkaufszentrum verbracht und auf dem riesigen Gelände das Gartencentre gesucht (und gefunden). Die Kränze, die es da gab, waren zwar nur zum Aufhängen an der Tür. Darauf konnte man keine Kerzen befestigen, also habe ich ihn auseinander genommen. Ich habe mir auch eine Lichterkette und einen Stern im Poundland gekauft und mein Zimmer damit dekoriert.

Die meisten weihnachtlichen Aktivitäten außerhalb der Schule habe ich im Dunstkreis (so nenne ich es mal) der German Society gemacht. Mit Emily war ich auf dem Glaswegian Weihnachtsmarkt. Der besteht aus einer bunten Mischung verschiedener Stände, die meisten bieten Essen aus verschiedenen Ländern an (Currys, Bratwurst, Panekoken, schottischer Käse, Crêpes, Känguru-Burger...). Es gibt eine Bayrische Hütte, in der unverschämt teurer Glühwein (und andere alkoholische Getränke) verkauft und Rockmusik gespielt wird. Aber es gibt auch einen Schokokuss-Stand wie in Essen. Da musste ich natürlich einen kaufen. Insgesamt würde ich sagen, dass der Weihnachtsmarkt in Glasgow ein netter Versuch, aber mehr nicht ist.
Weihnachtsmarkt in Glasgow mit Rentier



Der Weihnachtsmarkt in Edinburgh dagegen ist richtig gut. Ich war mit Matthew, Emily und ein paar von Emilys Freundinnen (eine inklusive Partner) da. Die anderen wollten gerne den ganzen Tag Deutsch reden, weil eine mündliche Prüfung bevor stand und das haben wir (fast) durchgehalten. 
Der Weihnachtsmarkt hat mich wirklich sehr an Deutschland erinnert. Die Aufmachung der Stände, das Angebot... Ich konnte sogar gebrannte Mandeln kaufen. Es war so sehr wie ein deutscher Weihnachtsmarkt, dass ich zwischendurch Heimweh nach euch in Deutschland hatte, weil ich so gerne mit euch über den Essener (oder meinetwegen auch einen anderen) Weihnachtsmarkt gegangen wäre. 
Weihnachtsmarkt in Edinburgh
 
















Nach einem ersten Besuch des Weihnachtsmarktes gegen Mittag schlenderten wir durch die Stadt, gingen zum Castle hoch, am Elephant House (in dem JKR große Teile des ersten Harry Potter Bandes geschrieben hat) und Greyfriar's Bobby vorbei und in die Fudge Kitchen, wo wir alle ein Stück Fudge kauften, gingen wir in der Dämmerung wieder auf den Weihnachtsmarkt. Dort ließen wir Mädchen es uns dann nicht nehmen, auf mit dem Doppeldecker-Karussell mit den Pferden zu fahren. Matthew musste Fotos machen. Auf das Kettenkarussell, bei dem man zuerst noch auf 60 m Höhe hochgefahren wurde, trauten wir uns dann doch nicht. Es war das erste Mal, dass ich während meines Einsatzes hier in Edinburgh war - ich weiß gar nicht warum, denn die Stadt gefiel mir wieder sehr gut.





Der Weihnachtsmarkt im Dunkeln
Ein paar Tage nach dem Ausflug nach Edinburgh gab es eine Weihnachtsfeier von der German Society. Vanessa und ich haben vorher Lebkuchen-Eulen (nach dem Rezept aus der Schule) gebacken. Bei der Weihnachtsfeier gab es auch Glühwein und ich habe eine der Deutsch-Dozentinnen meiner Tandempartner kennengelernt. Ich fand es klasse, dass sie und ihr Kollege sich auch kurzzeitig zwischen die Studenten gemischt haben. Ob die Studis das auch so toll fanden, weiß ich nicht, aber jetzt weiß ich immerhin, über wen sie reden. Und zumindest die Dozentin (mit ihrem Kollegen habe ich nicht gesprochen), wirkte sehr nett.

Eine Weihnachtsfeier in der Schule steht noch bevor. Am letzten Schultag sollen/ können alle im Christmas Jumper zur Schule kommen. Die Pullis mit einem weihnachtlichen Motiv (euch vermutlich bekannt aus Bridget Jones ;-)) erfreuen sich hier großer Beliebtheit. Von kleinen Kindern bis zu erwachsenen Männern trägt sie jeder. Ich habe mir auch schon einen gekauft. Schließlich will ich am letzten Schultag meinen Kolleginnen in nichts nachstehen. Von Emily habe ich schon die Bestätigung bekommen, dass ich sehr festlich aussehe. Als festlich würde ich ihn vielleicht nicht beschreiben, aber ich finde ihn lustig.

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Schulgeschichten

Angesichts meiner Posts mag manch einer schon auf die Idee gekommen sein, ich ginge hier gar nicht arbeiten sondern nur auf Reisen. Das stimmt so nicht, ich habe mittlerweile zwar mehr von Schottland gesehen als manch Schotte, aber vier Tage die Woche bin ich brav in der Schule (ja, ich habe seit längerem einen Stundenplan) und versuche die Schüler dazu zu bewegen, mit mir Deutsch zu sprechen. Nun ist die Schule aber entweder nicht bloggenswert, weil nicht besonders interessant, oder sehr interessant aber schwierig, auf einem Blog zu beschreiben, weil der ja öffentlich einzusehen ist und die child protection hier sehr ernst genommen wird. Aus diesem Grund habe ich hier bisher weder den Namen meiner Schule noch den meiner Council Area genannt (ich glaube, es kommen zumindest drei Councils infrage, bei denen ich in Glasgow wohnen kann). Ich werde natürlich auch keine Namen von irgendwelchen Schülern oder Schulklassen nennen und die drei Lehrerinnen, mit denen ich am meisten zu tun haben, bekommen hiermit folgende Pseudonyme: Laura, Victoria und Shona.

Die Lehrerinnen sind echt super. Shona hat nicht so viele Deutschklassen, deswegen arbeite ich vor allem mit Laura und Victoria zusammen und das geht richtig gut. In den allermeisten Fällen stoßen Amelie und ich mit unseren Ideen (seien es nur längere oder kürzere Projekte, Vorschläge für einzelne Stunden oder Dekorationswut in der Base) auf Begeisterung und können sie ohne Probleme umsetzen. Von anderen Schulen habe ich da auch ganz andere Sachen gehört. Vor ein paar Wochen brachte es Laura, glaube ich, in etwa wie folgt auf den Punkt: "Stell dir vor, du sagt: 'Wir brauchen hier unbedingt ein Schloss.' Dann würden Victoria und ich sagen: 'Ja, lass uns ein Schloss bauen! Neuschwanstein!'"
Die meisten Schüler sind auch sehr nett. Die Kleinen sind natürlich noch sehr quirlig und haben Spaß daran, mich lautstark im Gang zu begrüßen oder im Klassenzimmer meinen Namen in einer Endlosschleife zu wiederholen (letzteres nervt ziemlich). Manchmal verwechseln sie mich mit Amelie (wir sehen uns wirklich unglaublich ähnlich, wenn wir nicht altermäßig eineinhalb Jahre auseinander liegen würden, würde ich wetten, dass wir bei der Geburt getrennt wurden - Nicht.), aber das macht ja nichts. Im Zweifelsfalle bin ich "Miss". Heute sprach mich auch eine mit Mrs Rut an.
Die Älteren sind ruhiger, aber lächeln mich auf dem Gang auch meistens an, wenn sie mich sehen. Zwei Mädchen aus der Vierten Klasse haben es ja auch in ihrer Klasse angeleiert, dass ich eine Geburtstagkarte von ihnen bekommen habe. Und die Fünftklässler finde ich ohnehin super. Sie sind nur zu sechst und ein bisschen schüchtern, aber gleichzeitig interessiert. Ich habe es noch nicht geschafft, es ihnen abzugewöhnen, dass sie vorher immer den Satz aufschreiben, bevor sie ihn sagen, aber ich habe das Gefühl, dass ihre Formulierungen wagemutiger werden. Vor gut einem Monat oder so musste ich mir wirklich ein Grinsen verkneifen, denn eine der Schülerinnen begann ihren Satz mit: "Weil... oh, no, if I use 'weil', the verb goes to a different place... Denn..."

Um euch einen kleinen Einblick in meine Erlebnisse der letzten drei Monate zu geben, dachte ich, ich mache mal zwei Listen.

Worüber ich mich in der Schule freue:
  • dass die Schüler sich jedes Mal freundlich bedanken, wenn ich sie 10-15 Minuten mit intensiven Deutschsprechen in Vierergruppen gequält habe 
  • wenn ich es schaffe, die Schüler zum Erstaunen zu bringen: "When we eat a sandwich in Germany, we usually have only one slice of bread. There is no bread on the top of the sandwich." - "And how do you eat the sandwich?" (Die Diskussion über die verrückten Deutschen, die kein Doppeldecker-Sandwich haben, wurde noch im Gang fortgeführt. Dabei hatte ich ihnen nicht mal gesagt, dass meine Großeltern ihr Butterbrot oft mit Messer und Gabel gegessen haben)
  • wenn meine Schüler sofort nach Deutschland ziehen wollen: keine Schuluniform, ein Straßenfest, bei dem Bonbons geschmissen werden und gleich drei Leute, die einem an Weihnachten Geschenke bringen - Nikolaus, Weihnachtsmann und Christkind (irgendwas ist da heute schief gelaufen)
  • und wenn die Schüler, die gerade noch nach Deutschland ziehen wollen, dann feststellen müssen, dass sie dann ja Deutsch können müssten...
  • wenn die Arbeit, die Amelie und ich uns gemacht haben, wertgeschätzt wird: Zu St. Martin haben wir beide eine Laterne gebastelt, die die Schüler schon ziemlich beeindruckt haben (vor allem, weil wir ein elektrisches Teelicht reingetan haben). Aber die Aktion hat noch weitere Kreise gezogen. Laura und Victoria haben sowieso direkt ihre Begeisterung kundgetan, aber haben dann an dem Info-Abend der Grundschuleltern, bei dem sich alle Departments vorstellen sollten, den Eltern unsere Laternen gezeigt und haben ihnen erzählt, dass die FSAs sie gebastelt haben. Wir haben uns natürlich total darüber gefreut. Zwei Wochen später sagte eine der Integrationshelferinnen/ Lernassistentinnen zu mir, dass sie mit ihrer Jugendgruppe jetzt auch Laternen basteln würde. Sie hat sich dann nochmal von mir erklären lassen, wie wir den Boden gemacht haben.
  • einfach goldige Kommtare wie "Be nice, she doesn't speak English!" als eine der Erstklässlerinnen dachte, ich verstünde kein Englisch und erstmal ihre Klassenkameraden zur Besinnung rief. Die Lehrerin und ich hatten vergessen, dass ich mich in der Klasse noch nicht vorgestellt hatte.

Was mich traurig macht oder frustriert:
  • Schüler, die einfach nur ihren Text vorlesen, den sie geschrieben haben, und danach nicht mal auf Fragen zu ihrem Text antworten können, weil sie offensichtlich kein Wort von dem verstanden haben, was sie gerade geschrieben haben (ja, das ist möglich)
  • Ein-Wort-Antworten ("Could you please answer in a whole sentence?" ist mein am häufigsten genutzer Satz)
  • wenn ich auf die Frage "Wie heißt du?" nur leere Blicke ernte - von den Viertklässlern
  • Schüler, deren erster Satz zu mir ist, dass sie kein Deutsch können. Es ist eine Sache, wenn sie offensichtlich schüchtern sind oder mir vorher sagen, dass sie nicht besonders gut sind (dann versuche ich immer sie zu beruhigen und sage, dass wir es doch üben, damit sie besser werden), aber die Art wie manche ihre Einstellung "Ich kann ja eh nichts" zur Schau stellen, finde ich schwierig. Vor allem, da ich mir denke, dass doch nach teilweise jahrelangem Deutschunterricht irgendwas hängen geblieben sein muss. (Oder auch nicht, siehe Punkt 1 und 3...)
Außerdem gibt es natürlich Schüler, die ziemlich anstrengend sind. Normalerweise schicken mit Laura und Victoria nur die unproblematischen Schüler, so dass ich bisher nur zweimal Schüler zurück in die Klasse geschickt haben, weil sie sich einfach gar nicht vernünftig verhalten haben und ich sie nicht bändigen konnte (ein Junge hat z.B. seinen Nachbarn einmal quasi gebissen - wenn ich das richtig verstanden habe, hat er nur die Haut am Arm des anderen zwischen die Lippen genommen, aber das reichte mir schon). Ich glaube, am Anfang wollten die Schüler auch einfach testen, ob ich sie wirklich zurück schicken würde, wenn sie Blödsinn machen, denn die Fälle fanden alle im September oder Anfang Oktober statt. Ein besonders chaotischer Junge hat auch schon zweimal versucht, sich in meinen Raum zu schleichen. Nachdem ich aber mit der Lehrerin vereinbart habe, dass er never ever zu mir geschickt werden wird, falle ich auch nicht mehr auf seine Beteuerungen, er sei geschickt worden, herein.

Ich bin sicherlich nicht perfekt in meinem Umgang mit den Schülern oder der didaktischen Aufbereitung der Materialien, aber ich lerne dazu. ;-)