Samstag, 28. Februar 2015

Irgendwie sind die ja doch süß...

Manchmal sind meine Schüler sehr putzig. Auch wenn ich vor drei Wochen über die chaotischen Schüler geschrieben habe, es gibt auch viele nette Kinder, die sich besorgt danach erkundigen, ob ich denn einen Herd hätte, damit ich mir Pfannkuchen am Pancake Day machen kann, oder "I <3 Rut" an die Tafel schreiben (ja, da steckt nicht viel dahinter, aber ich fand es trotzdem ganz niedlich).
Wie ihr bereits lesen konntet, bin ich Karneval mit Engelsflügeln durch die Schule gelaufen. Letzte Woche Montag fragte mich dann eine Schülerin, warum ich die Flügel nicht mehr trüge. "You look like a teacher now!" Ich habe sie nicht gefragt, was sie denn glaubt, was ich sonst bin. 
In der zweiten Klasse hat mir eine Schülerin Pretty Little Liars empfohlen. Ich habe tatsächlich angefangen, die Serie zu gucken und frage mich, warum eine Teenie-Serie so verdammt gruselig sein muss. Die betreffende Schülerin hat mich zwei Wochen später gefragt, ob ich mal in die Serie reingeguckt habe und war total begeistert, als ich ihr das bestätigen konnte. Die Geschichte scheint jetzt schon ihre Runde gemacht haben, da mich ein Mädchen aus der Parallelklasse auch schon darauf ansprach. Die Kleinen sind völlig begeistert davon. Bisher haben sie mich noch nicht gefragt, wer mein Lieblingscharakter ist. Ich frage mich, wie verdutzt sie wohl gucken würden, wenn ich die Mutter des einen Mädchens nennen würde... Ja, ich bin ein bisschen voreingenommen, weil ich sie aus Charmed kenne, aber ich muss auch sagen, dass mir um die Protagonistinnen der Serie ein bisschen zu viel Drama ist und ich die Freundschaft der Mütter auch sehr interessant finde. Man merkt, ich bin nicht die Hauptzielgruppe der Serie.
Immer noch überraschend für mich ist, dass es für manche Schüler wirklich schwierig ist, zu glauben, dass ich tatsächlich aus Deutschland komme und deutsche Dinge habe. Diese Woche arbeitete ich mit zwei Viertklässlerinnen zusammen und lieh der einen meinen Kugelschreiber, weil sie keinen hatte (ein sehr  verbreitetes Problem an dieser Schule). Sie fragte mich: "Is that a German pen?" Ich sagte, dass das der Fall sei. Sie konnte das kaum glauben. Ein echter deutscher Stift? Unglaublich! Sie fragte, ob sie ihn habe könne. Da sich die Schüler hier ständig Stifte von den Lehrern leihen und nie zurück geben, habe ich ihr gesagt, dass ich ihn nicht verschenken könnte, aber wir könnten tauschen. Also hat sie mir ihren Bleistift (anscheinend war sie vorher zu faul gewesen, den aus ihrer Tasche zu holen) gegeben, dafür den Kuli bekommen und hat sich sehr gefreut.

Ach ja, und ein First World School Problem muss ich noch erzählen. Es passt nicht ganz in die Kategorie "niedliche Schüler", aber war sehr lustig. Ein Schüler hat einen Penis an Lauras Smartboard gemalt. Laura hat das Bildchen gespeichert, um es Shona zu zeigen, die so etwas wie seine Klassenlehrerin ist. Dummerweise konnte sie die Zeichnung danach nicht mehr mit dem Smartboard-Radiergummi entfernen. Sie und eine Schülerin haben es versucht, aber weil Laura die Präsentation mit der Erweiterung des Schülers gespeichert hatte, ließ sie sich nicht am Smartboard entfernen. Laura zeigte mir das lachend, als ich nach der Stunde in ihren Raum kam. Letztendlich konnte ich das Bild am PC löschen. Die Tücken der Technik. Mit einer guten alten Kreide-Tafel wäre das nicht passiert... :-D

Glasgows Museen

Auch wenn ich viel in anderen Städten unterwegs bin, habe ich in Glasgow längst noch nicht alles entdeckt. Allerdings bin ich schon dabei, mit verschiedenen Leuten (oder alleine) nach und nach die Museen in Glasgow abzuklappern. Und so langsam öffnen auch verschiedene Häuser/ Museen wieder, die über den Winter geschlossen waren. Es gibt also in den nächsten Monaten noch einiges zu entdecken.

Mit Annabel war ich im Dezember im Hunterian Museum. Das befindet sich in der Glasgow University und zeigt eine bunte Mischung von allem möglichen Kram. Ursprünglich waren die Ausstellungsstücke die private Sammlung eines Mannes namens William Hunter, der im 18. Jahrhundert lebte und scheinbar alles gesammelt hat, was ihm zwischen die Finger kam: Münzen, Bilder, ethnographische Gegenstände, Kniescheiben... Das Übliche eben. Als er starb vermachte er seine Schätze der Universität, die ein Museum dafür baute und die Sammlung erweiterte. Mittlerweile ist das Museum auf vier Gebäude aufgeteilt. Annabel und ich waren nur in der eigentlichen Sammlung Hunters und in der Hunterian Art Gallery.
Das Gebäude der Hunter Ausstellungsstücke ist wunderschön (wie so viele Gebäude der Uni). Schon allein dafür hat es sich gelohnt, in das Museum zu gehen. Manche Gegenstände der Sammlung waren zugegeben etwas gruselig, aber es gab auch schöne Porzellan-Teller, Musikinstrumente und Inuit Schneestiefel. Hatte ich schon erwähnt, dass der Typ einfach alles gesammelt hat?
Die Hunterian Art Gallery fand ich nicht ganz so überzeugend. Es gab eine Sonderausstellung zu Mackintosh und zwei oder drei Räume mit anderen Bildern. Ich fand es ganz nett, dass zu ein paar der Bildern auch Möbel dekoriert waren.

An gleichen Tag waren Annabel und ich auch in den Gewächshäusern des Botanischen Gartens. Wenn es kalt ist, ist es immer eine gute Idee, sich die anzusehen, weil es drinnen schön warm ist. Mit Annabel war ich aber nicht (nur) wegen der Temperatur in den Gewächshäusern, sondern auch, weil ich es vorher nur in eins von den beiden geschafft hatte. Auch mit Nina und Sahla war ich in den Gewächshäusern. Sie sind immer wieder einen Besuch wert.
Von außen sehen sie schon schön aus und wenn man rein geht, vermischt sich manchmal die Architektur mit den Pflanzen. In einem der beiden Gewächshäuser stehen Skulpturen von überwiegend biblischen Gestalten. Rut(h) ist auch dabei. Natürlich haben sie meinen Namen mal wieder falsch geschrieben.
Nicht nur wegen des untragbaren Rechtschreibfehlers gefällt mir das andere Gewächshaus besser. Es wirkt irgendwie verwunschener als das erste, obwohl auch hier die Pflanzen in den dafür vorgesehenen Beeten wachsen. Außerdem gefällt es mir in diesem zweiten Gewächshaus sehr gut, dass zwischen den Pflanzen Verse aus einem Gedicht zu finden sind.
Ruth und Rut





Mit Emily war ich Anfang Februar in der Gallery of Modern Art (GOMA). Allerdings hatten wir etwas Pech. Abgesehen von der Ausstellung über Alasdair Gray waren alle Galerien geschlossen. Aber wir konnten einen Blick auf die seekrankmachende Tapete werfen, die die Wände der Treppenabsätze unterhalb der Kuppel ziert. Ich weiß gar nicht, ob man durch die Türen in andere Galerien gekommen wäre. Aber vermutlich schon.

Den Tag heute habe ich genutzt, um ins Riverside Museum zu gehen. Das ist ein Museum für Transport und liegt - mit ein bisschen gutem Willen - in Laufnähe meiner Wohnung. Es hat ein bisschen gedauert, bis mir klar geworden ist, dass das das Museum ist, von dem meine Schüler gesprochen haben, wenn sie sagten: "Es gibt ein Transport-Museum in Glasgow."
Vom Thema her hat es mich nicht direkt gereizt, aber Hélène war schon mal da und hat gesagt, dass es echt gut sei, außerdem ist es Museum des Jahres 2013 geworden und wird in Glasgow auch recht groß auf Wegweisern angekündigt. Es liegt direkt am Clyde und ein Segelschiff im Fluss gehört ebenfalls dazu. Auf dem Schiff war ich aber nicht, weil mir das Wetter zu schlecht war.
Die Idee, an einem Samstagmittag in das Museum zu gehen, war eher suboptimal. Es waren sehr viele Leute da. Überwiegend Familien mit kleinen Kindern (d.h. mindestens ein Kinderwagen/ Buggy). Aber gut, damit hätte ich rechnen müssen.
Ganz viele Transportmittel
Wie gesagt, mit Transport an sich kann ich nicht so viel anfangen. Deswegen hatte ich wenig Augen für die ausgestellten Autos und Motorräder. Etwas interessanter fand ich die Züge und Trams vom Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts. Ich habe gelernt, dass Glasgow die drittälteste U-Bahn hat (nach London und Budapest) und diese zuerst als Kabelbahn betrieben wurde. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts gebaut - 1897 oder so.
Viele der Ausstellungsstücke waren nicht nur technisch dargestellt, sondern wurden auch mit ihren sozialen Folgen in Verbindung gebracht. Das hat mir gut gefallen. Hinter den ausgestellten Autos von 1908 und 1930 gab es einen Schaukasten mit der Mode der Autofahrer und mehrere Tafeln widmeten sich der Problematik, in einem offenen Auto zu fahren und dabei passend gekleidet zu sein. Ob es nur Staub, Insekten oder Regen ist - irgendetwas erschwerte die Autofahrt immer. Die Schutzkleidung sah teilweise lächerlich aus, bis die Mode sich der Sache annahm und es gerade für Frauen eine Auto-Mode gab, die sich saisonbedingt auch änderte.
In einem Teil des Museums (im Grunde ist das eine große Halle, die durch ein paar Raumteiler unterteilt ist) kann man einen nachgebauten Straßenzug von vor etwa 100 Jahren betreten. Darin stehen dann verschiedene Fahrzeuge, z.B. eine von Pferden gezogene Tram und ein Leichenwagen. Aber man kann auch in die Geschäfte gehen. Es gibt einen Fotoladen, einen Sattler, einen Pub, einen Schuhmacher, ein Bekleidungsgeschäft. Nebenbei erfährt man, dass bereits die Menschen im 19. Jahrhundert Fotos von berühmten Persönlichkeiten (wie der Königsfamilie) gesammelt haben, gerne auch mit Unterschrift, dass kleinen Kindern beim Fotografieren ein Gürtel umgebunden wurde, der einerseits dekorativ war und sie andrerseits auf ihrem Stuhl halten sollte, dass die U-Bahn die "coolest and quickest means of travelling" ist, dass die Sauchiehall Street schon im 19. Jahrhundert die Mode-Straße war, und dass der Pub der Ort war, wo die Arbeiter der Schiffswerken nach der Arbeit einkehrten, rauchten und tranken, und Frauen oder Kinder nur geduldet waren, wenn diese ein Bier "to go" kauften (oder vermutlich auch ihren Ehemann/ Vater nach Hause holen wollten...). 
Apropos Schiffswerke: Im 18. und 19. Jahrhundert war der Schiffbau die Hauptindustrie in Glasgow. Außerdem war Port Glasgow ein wichtiger Handelshafen für das britische Empire. Dazu kam noch, dass in Lanarkshire, das Gebiet östlich von Glasgow, Kohleabbau betrieben wurde und der Clyde sowie verschiedene Kanäle wichtige Wege waren, um die Kohle zu transportieren. Dadurch wurde Glasgow die "Second City of the Empire", was sich aber nach dem ersten Weltkrieg änderte. 
Wegen der Schiffbau-Vergangenheit waren auch sehr viele Schiffsmodelle ausgestellt. Und ich habe zum ersten Mal von der Athenia gehört. Das war ein britisches Passagierschiff, das am 3. September 1939 auf dem Weg nach Amerika von einem deutschen U-Boot versenkt wurde, weil die Besatzung des U-Boots dachte, es sei Kriegsschiff. Die Athenia wurde in Glasgow gebaut und dorthin wurden auch die Überlebenden gebracht.
Es gibt aber auch neuere Ausstellungsstücke, z. B. ein Hippie-Van (ohne Elektrizität und fließendem Wasser), bei dem dann auch die Problematik angesprochen wurde, dass alles im Wagen klamm wurde und gelüftet werden musste, wenn die Menschen zu lange darin lebten. Auch ein anderer Van ist zu sehen. Der wurde von einem pakistanischen Künstler und drei Studenten der Glasgow School of Art in pakistanischen Stil angemalt. Außerdem gibt es eine Ecke, die sich dem Dreirad  und den verschiedenen Personengruppen, die ein Dreirad fahren (nicht nur Kleinkinder) widmet. Wegen der Mode im 19. Jahrhundert fuhren die Frauen auf Dreiräden, damit sich der Rock nicht in den Rädern des Hochrads verfing und die Fahrrad-Rischkas sind ja auch Dreiräder.
Ihr seht, ich habe ziemlich viel Zeit in dem Museum verbracht. Als ich gehen wollte, regnete es ziemlich heftig. Ja, mit sowas muss man rechnen. Schottland im Februar und so. Es hat mich trotzdem genervt. Ich bin noch etwas im Museumsshop geblieben und habe einen tollen Untersetzer mit der Aufschrift "Ye canny shuv yer granny aff a bus!" (auf Deutsch: "Du kannst deine Omma nich vom Bus schubsen tun!") gekauft. Leider wurde der Regen nicht weniger, also bin ich auf dem Rückweg zurück geschwommen. Natürlich hatte ich meine Gummistiefel nicht an...

Mr Weasleys Auto wurde auch ausgestellt! :-)

Montag, 23. Februar 2015

Keep on Dancing

Ich war bei einem Ball. Bei einem richtigen. Mit Live-Musik, Programmheftchen und tollen Kleidern (und Kilts!) - meine Mama hatte mir mein Abiballkleid geschickt, das zu dieser Veranstaltung irgendwie passender wirkte als zu dem ursprünglichen Anlass (ich hatte auch schöneren Schmuck als damals). Ich stand ganz begeistert vorm Spiegel. 
Und habe ich schon erwähnt, dass es ein Maskenball war? Zuerst hatte ich mir Sorgen wegen der Maske und meiner Brille gemacht, aber dann habe ich eine aus einem weichen Material gefunden, die ich gut über meine Brille aufsetzen konnte (Kontaktlinsen wären zu einfach).

Der Ball wurde von der Scottish Country Dance Society der University of Glasgow organisiert. Das sind die, bei denen ich auch den Tanzkurs mache. Im Grunde haben wir uns seit Weihnachten auf diesen Ball vorbreitet und Tänze eingeübt. Es waren nicht nur die Leute aus unserer Society da, sondern auch Studenten aus Edinburgh, Aberdeen und St Andrews und einige ältere Leute, die in einer nicht universitären Scottish Country Dance Vereinigung sind und den totalen Durchblick hatten.
Samstagmittag hatten wir einen "Walk Through", also einer Art Generalprobe. Ich war davon ausgegangen, dass das "walk" wörtlich zu verstehen sei, aber nichts da. Nach den drei Stunden Probe-Durchlauf war ich schon völlig geschafft. Wir hatten kurz Zeit, um nach Hause zu fahren, uns frisch zu machen und umzuziehen, bevor es wieder los ging. Ich habe mich um sieben mit Amelie getroffen, um in einen kleinen Ort namens Bearsden zu fahren. Ich bin mir nicht mal sicher, ob das ein eigenständiger Ort ist oder ob er noch zu Glasgow gehört, jedenfalls fand der Ball da in der Stadthalle statt.

Aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen mit der Society waren Amelie und ich davon ausgegangen, dass wir nicht pünktlich anfangen würden (der offizielle Beginn sollte halb acht sein). Ich war dann aber sehr überrascht, als die Band um 19:32 Uhr anfing zu spielen und ich mir schnell einen Tanzpartner suchen musste.
Vor jedem Tanz gab es erst mal eine Trockenübung ohne Musik. Ein Mitglied des Society stand auf der Bühne und erklärte die Bewegungen, während das erste Paar sie nachlief. In den Programmheften stand auch jeder Tanz erklärt. Es hat allerdings etwas gedauert, bis ich hinter die Abkürzungen gekommen bin. Aber ich konnte mir das ohnehin nicht so gut vorstellen, wenn ich das gelesen habe. Trotzdem war das Programm sehr praktisch und Amelie und ich haben es schnell den anderen nachgemacht und haben das Programmheftchen mit einer Sicherheitsnadel an unserer Kleidung befestigt. Die Männer hatten es meistens in ihrer Tasche am Kilt.
Vor dem Ball war ich ziemlich nervös. Ich wusste ja, dass auch Leute von außerhalb unserer Society kommen würden und vor allem Leute, die richtig gut tanzen können. Ich lerne das ja erst seit einem halben Jahr und bin nicht unbedingt die schnellste Lernerin. Es passiert sehr oft, dass ich in die falsche Richtung hüpfe oder auf einmal einfach nicht mehr weiß, wo ich hin muss. Völlig egal, ob mir das vorher logisch erschien, ob ich den Tanz schon mal getanzt habe oder in dem Paar war, das bei der Erklärung die Schritte nachvollzogen hat - ich stehe oft genug auf dem Schlauch und kriege Panik. Wenn ich mit Amelie tanze, zieht sich mich dann öfter mal in die richtige Richtung und beim Kurs sind auch immer Leute dabei, die mir sagen: "This way!" Die Leute in meinem Kurs wissen ja auch, dass ich eher eine Wackelkandidatin bei der Partnerwahl bin. Und viele in meinem Kurs sind auch Anfänger (neben vielen anderen, die das schon ziemlich lange machen). Ich habe mir Sorgen gemacht, dass die Leute von außerhalb genervt sein könnten, wenn ich Fehler mache. Oder dass ich überhaupt nicht mitkomme und allen komplett im Weg rumstehe. Soweit ist es dann aber nicht gekommen.
Ich glaube, die meisten Leute von außerhalb waren recht erfahren. Jedenfalls waren da sehr viele, die uns beim Tanzen in die richtige Richtung gewiesen haben. Wenn ich mal keinen Tanzpartner mit Durchblick hatte, wusste zumindest eins oder zwei der anderen Paare Bescheid und haben zwischendurch Anweisungen gegeben. Und niemand hat mich angemeckert, sondern zumindest gute Miene zum bösen Spiel gemacht und mich in die richtige Richtung geschoben oder soweit Verständnis für mich gehabt, dass es nicht weiter schlimm war, dass ich nicht alles wusste. Zwei Tänze oder so habe ich auch ohne Hilfe geschafft (von insgesamt zwölf, aber psst). Ich bin auch ein bisschen stolz darauf, dass ich "The Kilt Maker", den ich beim Weihnachtsball noch komplett verhauen habe, jetzt ziemlich gut hin kriege. Ein anderer Tanz, den ich inzwischen gut kann und gerne tanze heißt "The Campbells are coming". Die beiden Tänze habe ich aber nicht auf Youtube gefunden. Aber der hier und der hier sind zwei Tänze, die wir am Samstag auch getanzt haben. Dadurch bekommt ihr einen Eindruck, was das eigentlich ist, was ich versuche zu beschreiben.


Allerdings habe ich nicht alle Tänze mitgetanzt. Uns war vorher gesagt worden, dass es ein paar "evil dances" gibt, die zu kompliziert für uns seien. Auch unter dem Gesichtspunkt war das Programmheft sehr hilfreich. Immer, wenn mir der Name eines Tanzes so gar nichts gesagt hat (nicht, dass ich mir die Namen merken könnte) oder die Aufstellung komisch aussah ("Fünf Paare in einem Set? Nichts wie weg hier!"), bin ich schnell an den Rand gegangen und habe staunend zugesehen, wie die erfahrenen Tänzer in einem scheinbaren Chaos immer genau wussten, wo sie hintanzen und wen sie drehen mussten, so dass dann doch irgendwie eine Ordnung im Chaos zu erkennen war. Einfach nur krass. Ein Tanz war sehr amüsant anzusehen. Er hieß "The Bees of Maggieknockater" und zwischendurch trennen sich manche Paare und tanzen alleine zwischen anderen Paaren durch. Einige der Tänzer taten dann so als seien sie Bienen, flatterten mit den Armen und machte "bzzzz". Einen Tanz habe ich übrigens deswegen ausgelassen, weil der mich mittags bei der Generalprobe komplett verwirrt hat. ;-)


Zwischendurch gab es ein Buffet, das die Leute von der Society vorbereitet hatten: Nudelsalate mit viel Mayo, grüner Salat ohne Dressing, Pizza, Suppe und viele leckere Kuchen. Amelie und ich hatten noch mit ein paar Französinnen, Spanierinnen und einer Schweizerin Fotos gemacht und irgendwie nicht mitgekriegt, dass das Buffet schon eröffnet worden war bzw. dass es keine offizielle Eröffnung gab und sich einfach alle schon angestellt hatten. Die Schlange hatte ein U gebildet und führte einmal an den Längsseite der Halle entlang. Wir gehörten dann zu den letzten zehn Leuten, die an den Tischen ankamen. Die Pizza war schon weg.
Außerdem es eine Verlosung und ein Gewinnspiel. Bei dem Gewinnspiel musste man raten, wann das Maskottchen der Society, eine Plüschente, Geburtstag hat. Ich habe bei beidem mein Glück versucht, aber leider nichts gewonnen.
Nochmal zu den Kleidern: Das Motto des Balls war Rot, Schwarz und Weiß, also trugen die allermeisten Kleider in den Farben. Ich hatte wie gesagt meine Abiballkleid (schwarz) an. Meine Maske war rot und dann hatte ich noch eine schwarze und eine weiße Blume für die Haare. Eigentlich hatte ich mir einen Knoten in die Haare gemacht, aber der löste sich schon beim ersten Tanz auf, also hatte ich den Rest des Abends einen Pferdeschwanz. Es waren einige richtig tolle Kleider dabei, teilweise auch sehr lange, dass ich mich gefragt habe, wie die Mädels darin tanzen konnten. Fast alle männlichen Teilnehmer trugen einen Kilt. Der passte dann manchmal nicht mit den Motto-Farben zusammen, aber gut. Ich bezweifele irgendwie, dass die meisten ein breitgefächertes Farbspektrum an Kilts im Schrank hängen haben. Übrigens habe ich einen Mann gesehen, der sogar einen Dolch im Socken stecken hatte! (Laut Wikipedia heißt dieses Messer Sgian-dubh) Das war einer der Älteren, die so gut tanzen konnten. Die brauchten nicht einmal mehr die Erklärung von dem Tanz. Sie wussten beim Namen immer schon, wie der zu tanzen ist. 

Um halb zwölf war der Ball vorbei. Wir nahmen und alle an die Hand und sangen "Auld Lang Syne". Ich dachte mir: "Super, das kann ich!" Haha, aber dann wurde die zweite Strophe gesungen und die konnte ich nicht mehr mitsingen. Bei der ersten Strophe hatten wir uns übrigens noch normal die Hände gereicht, während wir bei der zweiten die Hände dann überkreuzten. Danach spielte die Band nochmal ein schnelles Musikstück und alle schnappten sich einen Partner und bewegten sich im Walzerschritt (glaube ich) durch die Halle, während die Musik immer schneller und schneller wurde. Ich hatte zwischendurch schon Angst, mein Partner und ich würden über unsere Füße stolpern und als die Musik dann endlich stoppte, musste ich erst mal eine Minute stehen bleiben, um nicht beim Laufen umzukippen. Aber trotzdem und trotz des mordsmäßigen Muskelkaters, den ich jetzt habe, war es ein sehr toller Abend und eine klasse Erfahrung.

Samstag, 21. Februar 2015

Karneval

Wenn meine unerwarteten Ferien eine Woche später gewesen wären, wäre ich wohl nach Deutschland geflogen, um Karneval zu feiern. Mir ist erst zu spät klar geworden, dass ich vermutlich die Schule um eine Beurlaubung hätte bitten können. Aber andrerseits hätte ich dann nicht das machen können, was ich Montag und Dienstag getan habe: mit Engelsflügeln in der Schule rumlaufen, mich über die verwirrten Blicke der Schüler amüsieren und ihnen etwas über Karneval erzählen. Nur "Das Fliegerlied" hätte ich vermutlich auch in Deutschland zwanzigmal gehört.

Aber alles von vorne: Amelie und ich hatten beschlossen, am Rosenmontag und Karnevalsdienstag verkleidet zur Schule zu kommen. Für Amelie war das nicht so schwierig, weil sie die unerwarteten Ferien in Deutschland verbracht hat und ein Kostüm mitbringen konnte. Ich hatte nur mein Halloween-Kostüm da und das Kleid ist zu kurz für die Schule. Dann ist mir aber eingefallen, dass Victoria für das Krippenspiel Engelsflügel gekauft hat und habe mir ein Paar davon für die zwei Tage geliehen. Mit zwei Sicherheitsnadeln gesichert passten die Flügel dann auch. Trotzdem bin ich der Meinung, dass sie eher für Kinder gedacht sind, egal was Victoria sagt. Dazu hatte ich meinen (einzigen) Motto-Schal vom Kölner Karneval um. Ja, das war etwas warm.
Und ich flieg, flieg, flieg...
Ich hatte zwei Präsentationen für die Schüler. Eine für die Erst- bis Drittklässler (die Erstklässler mussten im Anschluss daran die Personenbeschreibung üben --> "Er hat kurze, braune Haare.", "Sie hat rote Haare." "Sie sind groß.") und eine für die Viertklässler und Higher, in der mehr Hintergrundinformationen und eine Hörverstehesnübung drin waren. "Das Fliegerlied" war in beiden Präsentationen drin, weil es durch die Wiederholungen schön einfach ist (und weil es auf Hochdeutsch ist). Das war dann auch die Hörverstehensübung für die älteren Schüler. Ich habe ihnen einen unvollständigen Liedtext gegeben und sie mussten die Lücken füllen. Das Video, das ich ausgesucht hatte, zeigt außerdem den Tanz als Cartoon-Version und ab und zu werden ein Flugzeug, ein Tiger, eine Giraffe, ein Känguru und ein Fisch eingeblendet. Die meisten Kinder haben es geliebt und versuchten, den Tanz mitzumachen. Ab und zu haben die Lehrerinnen und ich den Tanz auch mitgetanzt. Laura kannte das Lied schon, Victoria noch nicht, aber es ist ja recht eingängig. Nur ein Schüler sagte mir direkt, dass er das Lied dumm fände. Als ich ihm sagte, dass ich es bereits das zwölfte Mal in zwei Tagen hören würde, erwiderte er. "Your brain must be exploding!" So ganz Unrecht hatte er damit nicht. Die Higher beschwerten sich am Mittwoch übrigens, dass ich meine Flügel nicht mehr tragen würde. Aber am Aschermittwoch ist doch alles vorbei... ;-)
Ich habe übrigens erfahren, dass in Großbritannien am Tag vor Aschermittwoch Pancake Day ist. Man isst Pfannkuchen, bevor die Fastenzeit anfängt. Daraufhin habe ich den Kindern erklärt, dass Karneval eine Mischung aus Halloween (wegen des Verkleidens) und Pancake Day (wegen der Fastenzeit) ist.

Am Dienstag hat die German Society eine Karnevalsfeier gemacht. Als ich das erfahren habe, habe ich mich total gefreut, auch wenn Emily mich vorwarnte, dass es vermutlich nicht so gut wie in Deutschland würde. Ich bin auch nicht mit besonders hohen Erwartungen dahin gegangen, aber es wurde dann sehr nett. Amelie, Eva und Sebastian waren mit von der Partie. Ich hatte mir noch spontan eine Krone gekauft und mich als Prinzessin verkleidet. Es gab ein Karnevalsquiz, das eine andere Gruppe und wir gewannen. Unsere Gruppe hieß übrigens "Fuck Duesseldorf", was bei eineinhalb Kölnern, einer Mainzerin und einem Karnevalsneuling irgendwie unvermeidbar war. :-P Wir bekamen alle ein Strüßje. Gut gelaufen. 
Die Frau mit der goldenen Maske, Batman und Rut I. von Glasgow ;-)
Strüßje!
Vor dem Quiz ging es noch ganz gesittet zu (wir warfen uns im Kreis Luftballons zu - was meine Krone regelmäßig ins Rutschen brachte), aber irgendwann kam dann doch die Karawane, "Cowboy und Indianer" und natürlich auch "Das Fliegerlied" und wir Deutschen (ich gehe davon aus, dass es zumindest überwiegend Deutsche waren) stürmten die Tanzfläche, tanzten all die dämlichen Tänze und sangen lautstark mit. Zwischendurch fragte ich mich, ob das vielleicht der Moment war, in dem die Schotten dachten: "Die spinnen, die Deutschen" und es bereut haben, sich auf den Wahnsinn Karneval eingelassen zu haben. :-D Aber ich hatte Spaß. Viva Caledonia!


Freitag, 20. Februar 2015

Unerwartete Ferien

Letzte Woche hatte ich überraschenderweise frei. Montag und Dienstag waren schulfrei, am Mittwoch war In Service Day (an den Tagen müssen nur die Lehrer zur Schule und Material/ Unterricht vorbereiten und planen), zu dem muss ich nicht, und auch den Donnerstag hatte ich außerplanmäßig frei. Ferien!
Besonders viel habe ich mit den unerwarteten Ferien aber nicht gemacht. Den Freitag, Samstag und Sonntag habe ich auf dem Sofa gelegen, Doctor Who gesehen - ich bin jetzt mit den neuen Staffeln durch und habe zwar noch keine Angst vor Steinengeln, aber eine gewisse Abneigung gegen Computerstimmen, gruseligen Kindergesang und flackerndes Licht entwickelt - und habe erfolgreich eine Erkältung abgewehrt. 

Montag war ich beim Pub Quiz der German Society. Es wurden vor allem Fragen zu Deutschland (Sport, Politik, Kultur und Geographie) gestellt, aber es gab auch ein paar Allgemeinwissen-Fragen und eine Kategorie zu Harry Potter. Das fand ich sehr klasse und konnte es kaum glauben, weil ich gedacht hatte, die Bemerkung, dass es eine Harry Potter-Kategorie gäbe, sei ironisch gemeint. Leider gab es auch bei dieser Kategorie Fragen, die ich nicht beantworten konnte (nein, damit hätte ich auch nicht gerechnet) zum Beispiel die deutsche Verkaufszahl des letzten Harry Potter-Bandes in den ersten 24 Stunden in Deutschland. Ich habe es halt nicht so mit Zahlen. Ganz zum Schluss mussten wir das Brandenburger Tor aus Strohhalmen und Blue Tack bauen. Gar nicht so einfach. 
Ich war mit Vanessa, eine Schottin und einer anderen Deutschen in einem Team. Wir beiden Deutschen haben uns um die Fragen über die Bundesländer und die deutschen Lieder gekümmert, auch wenn wir bei den Liedern teilweise sehr auf dem Schlauch standen (ich kenne von Cro eben nur "Traum"). Im Endeffekt haben wir den vierten Platz gemacht. Da konnte uns auch unser unglaublich genialer Name "Uncreative Bratwürstchen" nicht retten. Aber es war auch nicht schlimm. Der Abend war sehr lustig und ich muss zugeben, dass ich eine diebische Freude daran hatte, wenn die Moderatorin versuchte, unseren Gruppennamen auszusprechen, und als sie ungläubig auf meine Antwort auf die Frage, was man in Hogwarts kitzeln muss, um in die Küchen zu kommen, starrte. ;-) Die Gewinner des Quizes bekamen übrigens einen Kasten Bier, damit hätte ich ja eh nichts anfangen können. 

Am Dienstag bin ich nach Edinburgh gefahren. Ich musste meine Ferien ja irgendwie nutzen. Außerdem habe ich es bei meinen letzten Besuchen in Edinburgh nie geschafft, auf den Calton Hill zu gehen. Der war dann mein erstes Ziel. Ich bin auch auf das Nelson Monument gestiegen, ein Turm mit 143 Stufen - also weniger als halb so viele als der Südturm vom Kölner Dom - der für Admiral Nelson errichtet wurde, auf dessen Spitze eine große Kugel ist, die jeden Tag um 13 Uhr zeitgleich mit der Kanone im Castle herunterfällt und die Uhrzeit angibt. Es war ziemlich windig und etwas bedeckt, aber ich bin doch recht lange auf dem Hügel geblieben und habe Fotos gemacht.
National Monument und Nelson Monument

Dugald Steward Monument
Nette Ermutigung beim Aufstieg auf das Nelson Monument

Danach bin ich in die Innenstadt gegangen und hatte den festen Plan, ins Writer's Museum zu gehen. Wenn ich nicht so wild entschlossen gewesen wäre, hätte ich irgendwann aufgegeben, denn es war ziemlich schwierig, das Museum zu finden. Es ist in einem Hof und ich musste ziemlich hartnäckig danach suchen, weil es im Reiseführer nicht sonderlich gut beschrieben war. Später habe ich festgestellt, dass ich erstens schon mal auf diesem Hof war, als wir 2013 mit der Uni in Edinburgh waren und einen Literary Pub Crawl gemacht haben und zweitens auch von der anderen Seite auf den Hof hätte kommen können und mir so einen großem Umweg erspart hätte. Wie auch immer. Das Museum ist sehr nett gemacht. Es widmet sich R. L. Stevenson, Robert Burns und Walter Scott. Man kann persönliche Gegenstände und Bilder sehen. Es gab gute Info-Tafeln und ein paar Audio-Installationen. Außerdem haben sie einen süßen Museumsshop, in dem ich Anstecker und Magneten gekauft habe. Allerdings war mein Besuch zeitlich etwas ungünstig, weil ich gleichzeitig mit einer Studentengruppe da war und das Museum winzig ist. Teilweise wurde ich aber wohl für eine Teilnehmerin der Gruppe gehalten. Jedenfalls sprach mich einer der Profs (wie ich dachte) an und fragte mich, ob ich schon mal hier gewesen sei und ob es nicht erstaunlich sei, dass man Jahre in Edinburgh leben kann und nichts von diesem Museum weiß. Allerdings frage ich mich gerade, wieso der Prof, wenn er es denn war, mich für eine seine Studentinnen halten sollte. Die Gruppe bestand auf gut 30 Leuten. Da kennt er hoffentlich alle zumindest vom sehen.
Von dem Museum aus bin ich zu St. Giles Cathedral gegangen. Die hätte ich mir schon bei der Exkursion mit der Uni gerne angeguckt, aber das war schwierig, weil es ja gerade Festival-Saison war und auch der Platz vor der Kirche voll mit Fringe-Menschen war. Die Kathedrale an sich hat mich jetzt nicht sooo beeindruckt, aber habe ich zu viel A Song of Ice and Fire gelesen oder sieht diese Lampe ein bisschen wie ein Drachenkopf aus?

Das Burns-Gedächtnisfenster

Letzte Zeile ;-)
Als nächstes bin ich zum Greyfriars Kirkyard gegangen, um endlich mal das Grab von Greyfriars Bobby, dem Polizeihund, der jeden Tag am Grab seines Herrchen gesessen hat, zu sehen. Ich wollte gerade gehen, als ein Mann, der da wohl Touren gibt, ein paar Touristen erklärte, dass auf diesem Friedhof ganz viele Gräber mit Harry Potter-Namen seien, u.a. Thomas Riddle, Black und McGonagall. Ich habe mich nochmal auf die Suche gemacht, aber nur das Grab mit Namen einer Black-Familie gefunden (keiner der Vornamen passte zu den Harry Potter-Figuren) und den Namen McGonagall auf einer Tafel am Eingang des Friedhofs. Weil es kalt und schlammig war, habe ich die Suche abgebrochen und habe überlegt, was ich als nächstes machen sollte, weil ich mir keinen wirklichen Plan gemacht hatte.
Millennium Clock


Eigentlich wollte ich noch zum Castle. Ich bin jetzt Mitglied bei Historic Scotland und komme da umsonst rein. Aber es war zehn Minuten bevor die letzten Besucher herein gelassen wurden und ich wollte nicht hetzen. Also bin ich ins Museum of Scotland gegangen. Da hat mir eine große Spieluhr besonders gut gefallen. Die Millennium Clock stellt das Vergehen der Zeit sowie das Gute und Schlechte der Menschheit da (wie ich gerade nochmal nachgelesen habe). Ansonsten wurde im Museum das Leben der Menschen in verschiedenen Teilen der Welt in unterschiedlichen Bereichen (z.B. Musik oder Kleidung) gezeigt. Es gab auch eine Tierabteilung, die ich ausgelassen habe, und eine große Ausstellung zur schottischen Geschichte, für die ich kaum Zeit hatte.



Am Donnerstag kam Charly zu Besuch. Ich habe sie erstmal mit zum Zumba geschleppt. An den folgenden Tagen habe ich ihr ein bisschen was von Glasgow gezeigt und wir sind zum Loch Lomond gefahren und haben über die etwas missglückten Romantik-Versuchen (Valentinstag) am Ufer gelästert. An einer Stelle lagen Rosenblätter und ein Herz aus Kerzen - im Grunde ganz süß, aber nicht, wenn das ganze mitten im Uferschlamm steckt und man sich da nicht hinsetzen kann. Auch das Gruppen-Date mit neun anderen Paaren (angesichts der Sektgläser auf dem Tisch) neben einem laut brummenden Tankwagen für das Wasserflugzeug fanden wir nur bedingt romantisch, auch wenn Vanessa später einwandte, dass das ja auch eine Hochzeit gewesen sein könnte. 
Orangenmarmelade mit Paddington
Außerdem haben wir am Sonntag ein britischen Frühstück und später ein Süßigkeiten-Picknick in meinem Zimmer gemacht. Wir hatten Orangenmarmelade mit Paddington drauf. Als ich vor ein paar Jahren in einem Londoner Hotel "marmelade" probiert habe, fand ich sie nicht besonders lecker, aber diese schmeckt mir ziemlich gut. Vermutlich nur wegen Paddington. ;-) Erstaunlicherweise schmeckt sie auch auf Pumpernickel (Charly hat mir gefühlt einen Rucksack voll mitgebracht). Beim Süßigkeiten-Picknick habe ich auch die britische Antwort auf Schokoküsse, Tunnock's Teacakes, probiert. Emily hatte mich schon mal gefragt, ob ich die schon gegessen hätte, also schien das jetzt der passende Moment zu sein. Der Keks unter den Teacake ist auf jeden Fall besser als bei den Schokoküssen. Die weiße Füllung ist aber nicht so gut wie die bei den Schokoküssen. Zwischendurch sind wir übrigens im Glasgow Green spazieren gegangen. Wir mussten ja die Kalorien wieder abtrainieren. Überhaupt musste die arme Charly seeeehr viel laufen, als sie hier war. Zukünftige Besucher seien hiermit gewarnt. ;-)

Montag, 9. Februar 2015

Chaotische Schüler und ein sprechender Baum

Eigentlich hatte ich nicht vor, viele Einträge über die Schule zu schreiben, aber ein kleines Update, was ich gerade so tue, wenn ich nicht durch Schottland reise, kann ich vielleicht doch nochmal geben. 
In den letzten Wochen stand für die Älteren vor allem die Vorbereitung für die Prelims an. Das sind so etwas wie Vorabi-Klausuren. Nur, dass die nicht nur für das "Abitur" (also die höchste Abschlussprüfung) sondern auch andere staatliche Prüfungen sind. In Schottland heißen die Prüfungen National 5 (es gibt auch National 4 und 3, aber die werden von den Lehrern durchgeführt, da gibt es keine Klausuren von der Regierung), Higher und Advanced Higher. Ich habe besonders viel mit den National 4-Schülern gearbeitet (die also streng genommen keine Prelims hatten) und habe mit ihnen Sätze geübt, die sie in Bewerbungen nutzen können. Aber ich hatte auch ein paar der National 5 und Higher-Schüler, mit denen ich entweder sprechen geübt oder an ihrem schriftlichen Ausdruck gearbeitet habe. Ansonsten arbeiten Amelie und ich an Arbeitsblättern über Karneval und ich habe noch mein Projekt über die UK-German-Connection, bei dem die Schüler schottische Legenden auf Deutsch erzählen sollen.
Mittlerweile habe ich einen Spitznamen verpasst bekommen. Einige der jüngeren Schüler - und zwar die Chaoten - sagen jetzt immer "Groot" zu mir. Amelie hat mich schon darüber aufgeklärt, dass es ein Charakter aus dem Film Guardians of the Galaxy ist. Ein sprechender Baum. Könnte schlimmer sein. Ich habe den Film noch nicht gesehen, aber alle, denen ich davon erzählt habe, haben mir versichert, dass Groot ein sehr cooler Charakter, wenn nicht sogar der beste im ganzen Film, sei.
Und apropos Chaoten... Vorletzte Woche sind mir einige der Kinder doch ziemlich auf der Nase herum getanzt: konstantes Quatschen, auf den Tisch klopfen und lautes Trinken, so dass es kaum möglich war, sich mit den anderen Schülern zu unterhalten - und die waren nur zu viert mit mir in meinem Raum. Wenn ich merke, dass ich überhaupt nicht durchkomme, schicke ich die Schüler zurück in die Klasse, aber zum Glück musste ich das bisher eher selten machen. Aus besagter Vierergruppe habe ich in der gleichen Stunde aber direkt zwei Jungs zurück geschickt und der eine hat auch nur deswegen meinen Raum verlassen, weil Laura nebenan mitgekriegt hatte, dass ich Probleme hatte und ihn netterweise abgeholt hat. 
In der gleichen Stunde hatte ich eine Schülerin, die ständig ihr Handy in der Hand hatte (es natürlich immer wegsteckte, wenn ich ihn ihre Richtung blickte) und dann in einem Moment, in dem ich mich auf einen anderen Schüler konzentrierte, Youtube anmachte. Am Tag danach sang übrigens ein Junge "Don't you wish your girlfriend was hot like Rut" an Anlehnung an das Lied, dass das Mädchen übers ihr Handy abgespielt hatte, aber mit einem strengen "That's not appropriate!" konnte ich das zum Glück ganz schnell unterbinden. Ich will keine Lehrerin im Stil von Frau Mahlzahn werden, aber manchmal weiß ich auch nicht, wie ich anders reagieren soll.
Mit Hélène hatte ich vor ein paar Tagen eine Diskussion darüber, dass sie nicht als Erziehungsmittel missbraucht werden will, also dass die Lehrer ihr nur die netten Schüler schicken und das den Schülern auch so mitteilen. Ich muss sagen, dass ich eigentlich ganz erleichtert bin, wenn mir die Lehrerinnen sagen, dass sie mir nur die Schüler schicken, die sich auch benehmen können. Ich habe sowieso nur 5-10 Minuten mit den kleinen Gruppen, da muss ich dann nicht noch die Hälfte der Zeit damit verbringen, die Chaoten daran zu erinnern, dass es bestimmte Gesprächsregeln gibt, die eingehalten werden sollten. Das ist ein Luxus, den ich als FLA noch habe; wenn ich erstmal selber Lehrerin bin, muss ich mich noch genug mit anstrengenden Schülern rumschlagen. Es steht auch mehr oder weniger in unserer Stellenbeschreibung, dass es nicht unsere Aufgabe ist, für Ruhe in der Klasse zu sorgen. Das nimmt einerseits auch Druck weg, aber andrerseits fühle ich mich komisch, wenn ich mit im Unterricht bin, der Lärmpegel über das akzeptable Maß steigt und ich nichts mache. Die richtige Verhaltensweise für diese Situation habe ich noch nicht entdeckt.

In der Grundschule habe ich diese Woche eine Stunde zum Wetter gehalten. Die werde ich an den anderen Grundschulen auch noch geben. Ich habe Flashcards gebastelt und sie den Schülern gezeigt. Danach mussten sie die Wörter aufschreiben und - auf Anregung der Lehrerin - zu sechs Wörtern ein Bild malen. Es war eine P5. Das gleiche habe ich in der nächsten Klasse auch gemacht. Allerdings ist mir wieder der Unterschied zwischen Grundschule und High School aufgefallen. Oder der Unterschied zwischen meiner Erfahrung und der der fertigen Lehrerinnen. Ich habe den Schülern gesagt: "Schreibt die Wörter auf und malt zu sechs Wörtern ein Bild!" Die Lehrerin sagte: "Nehmt ein Lineal, macht drei Linien, eine senkrechte und zwei waagerechte auf die weiße Seite in eurem Heft, damit ihr sechs Kästchen habt und malt Bilder zu sechs der Wörter in die Kästchen!" Ähm ja... klare Arbeitsanweisungen geben. Noch so eine Sache, die ich lernen muss.

Sonntag, 8. Februar 2015

Mein Körper für die Wissenschaft

Nein, ich lasse mich nach meinem Tod nicht sezieren, aber ich habe letzte Woche an einem psychologischen Experiment teilgenommen. Eine Studentin hatte über die German Society nach deutschen Muttersprachlern gesucht. Es ging um Schimpfwörter. Ich war neugierig.
Als ich dann letzten Freitag um viertel vor neun frierend vor dem psychologischem Institut stand, habe ich mich dann verflucht, aber da konnte ich ja schlecht noch einen Rückzieher machen (vor allem, war ich dann ja eh schon wach). Ich musste zuerst einen Fragebogen ausfüllen, wann und in welchem Ausmaß ich welche Sprache verwende. Auf einmal habe ich mich wichtig gefühlt - ich wurde offiziell als zweisprachige Person gezählt (bei mir ist das so ein Kopf-Ding; ich glaube, ich fühle mich erst dann zweisprachig - oder mehrsprachig - wenn ich Englisch genauso gut kann wie Deutsch und zwar in allen Facetten). Nach dem Fragebogen bekam ich einen Reifen auf den Kopf gesetzt, an dem eine Kamera befestigt war. Ich musste verschiedene Wörter auf Englisch und Deutsch lesen und dabei wurde meine Reaktion aufgenommen. 
Irgendwie war das abgefahren. Ich kann mir auch nicht vorstellen, was die Studentin jetzt genau mit den Messungen macht, die sie bekommen hat, aber das ist ja nicht mein Problem. Ich habe hinterher Schokolade bekommen. Der Morgen fing also doch noch gut an.