Sonntag, 25. Januar 2015

Burns Supper

Am 25. Januar vor fast 300 Jahren (1759, um genau zu sein) wurde der schottisches Nationaldichter Robert Burns geboren. Er wurde wohl deswegen zum National Poet erhoben, weil er viele Gedichte in Scots und im schottischen Dialekt geschrieben habe, was zu seiner Zeit nicht sonderlich viele Dichter getan haben, und so die Sprache der Schotten promoted hat. "Auld Lang syne", das auch immer an Hogmanay gesungen wird, ist von ihm, genauso wie "Scots Wha Hae", das eine Zeit lang die inoffizielle Nationalhymne Schottlands war. Außerdem müssen scheinbar viele Kinder sein Gedicht "To a Mouse" auswendig lernen (ein Vers aus diesem Gedicht "The best laid schemes o' mice an' men / Gang aft agley" wurde übrigens von John Steinbeck als Titel seines Romans Of Mice and Men aufgegriffen). Extrem wichtige Person also.
Um ihren National Poet gebührend zu feiern, wird jedes Jahr in Schottland das Burns Supper an seinem Geburtstag veranstaltet. Wir haben das im Schottland-Seminar mal nachgespielt, aber als ich dann festgestellt habe, dass das hier wirklich eine recht verbreitete Feier ist - auch in Privathaushalten (Laura erinnerte sich Donnerstag daran, dass sie noch Haggis besorgen muss) - wollte ich gerne zu einem Burns Supper gehen. Glücklicherweise hat die Uni Society, bei der ich den Ceilidh-Kurs mache, ein Burns Supper veranstaltet. Allerdings gestern schon. Wir haben sozusagen in den Geburtstag reingefeiert.
Das Supper fand in der Wohnung eines der Komitee-Mitglieder statt, das Komitee hat auch das Kochen übernommen. Es gab natürlich Haggis, Tatties und Neeps (also Haggis mit Kartoffelbrei und Steckrübenbrei). Bevor aber gegessen wurde, musste das Protokoll des Burns Supper eingehalten werden. Es gibt einen recht festgelegten Ablauf dieser Feier. Nach der Begrüßung des Gastgebers wird der Haggis in Begleitung von Dudelsackmusik hereingetragen und es wird das Gedicht "Address to a Haggis" rezitiert. Der Dudelsack wurde bei uns weggelassen, aber eins der Komitee-Mitglieder las das Gedicht vor. Danach durften wir uns alle unsere Portion holen und uns dann einen Platz auf dem Sofa oder dem Fußboden suchen, um diesen zu verspeisen.
Nach dem Essen bekamen wir alle einen Whisky in die Hand gedrückt, denn als nächstes folgte das Immortal Memory. In dieser Rede wird an Robert Burns und sein Leben und Werk erinnert. Zwei Mädels aus dem Komitee hatten die Rede zwischen sich aufgeteilt und erklärten uns Ausländern erst mal, wer Robert Burns überhaupt war, warum man das Burns Supper feierten und überlegten dann, wie Robert Burns wohl wäre, wenn er heute leben würde. Danach wurde auf ihn getrunken.
Als nächstes war der "Toast to the Lassies" an der Reihe. Das bestaussehende männliche Komitee-Mitglied - seinen eigenen Worten nach (danach sagte er, er sei der einzige Junge im Komitee, aber die Rednerin nach ihm, sagte, dass es noch einen zweiten gebe, zählen scheint nicht so seine Stärke zu sein) - hielt eine Rede über die Damenwelt und vor allem darüber, wie er sich auf diese Rede vorbereitet hat und natürlich nicht zu gemein sein darf (das Ganze soll immer eine humorvolle Betrachtung der Geschlechter sein), weil schließlich der größte Teil der Society weiblich ist. Weil das natürlich nicht unbeantwortet bleiben darf, kommt als nächstes immer die Reply to the Laddies (Achtung: laddies = schottisch für Kerle, ladies = Standardenglisch für Damen), bei der sich die Damen dann über die Männerwelt auslassen. Ich muss ehrlich sagen, ich weiß nicht mehr genau, was in den beiden Reden vorkam, weil ich mich vor allem daran erinnere, dass sie sehr lustig waren. Ich weiß, dass der Junge am Ende einen Witz über Adam und Gott erzählte, in dem Gott Adam die perfekte Partnerin an die Seite stellen wollte, für die er allerdings einen Arm und ein Bein von Adam forderte. Adam entschied sich dann für das weniger perfekte Model, das er für eine Rippe bekam. Die Antwortrede endete mit der Aufforderung, dass die Männer sich doch daran erinnern sollten, wo sie her kommen - von den Frauen und deswegen etwas Respekt zeigen sollten.
Mit den Reden endete der offizielle Teil. Normalerweise hört man wohl noch ein paar Gedichte von Burns und singt "Auld Lang Syne", aber das haben wir ausgelassen. Stattdessen gab es noch Nachtisch und Getränke. Annabel war auch da und ich habe mich recht viel mit ihr unterhalten. Sie wollte, dass ich ihr ein bisschen Deutsch beibringe. Mal sehen, ob sie bei unserem nächsten Treffen noch bis fünf zählen kann. Gegen halb 12 bin ich nach Hause gegangen, weil ich doch ziemlich müde war.

Da ich euch aber natürlich nicht gehen lassen möchte, ohne euch etwas Dichtung mit auf dem Weg zu geben, folgt nur hier sein Gedicht "A Red, Red Rose", das übrigens auch beim Immortal Memory erwähnt wurde, da Rabbie Burns (wie er auch gerne mal genannt wird) ein ziemlicher ladies man war, der 13 Kinder mit vier verschiedenen Frauen hatte, aber nur mit einer verheiratet war:

A Red, Red Rose
von Robert Burns
O my Luve's like a red, red rose
That’s newly sprung in June;
O my Luve's like the melodie
That’s sweetly play'd in tune.

As fair art thou, my bonnie lass,
So deep in luve am I:
And I will luve thee still, my dear,
Till a’ the seas gang dry:

Till a’ the seas gang dry, my dear,
And the rocks melt wi’ the sun:
I will luve thee still, my dear,
While the sands o’ life shall run.

And fare thee well, my only Luve
And fare thee well, a while!
And I will come again, my Luve,
Tho’ it were ten thousand mile.

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