Sonntag, 21. Dezember 2014

See, in Germany...

Die Koordination mit den Grundschulen ist schwierig, weil es mehrere sind, die mit nur einem Tag in der Woche für alle unter einem Hut gebracht werden müssen, aber trotzdem war ich jetzt immerhin bei den meisten mehr als einmal da. Das ist nochmal was ganz anderes als in der High School - und das obwohl ich überwiegend die P6 oder P7 (also die letzten zwei Jahre an der Grundschule) sehe. Zweimal war ich auch bei einer Klasse der ganz Kleinen dabei. Die einen hatten Sport, die anderen Deutsch. Zum Sportunterricht müssen sich die Kleinen natürlich umziehen. Strumpfhosen und Knöpfe sind eine große Herausforderung, wenn man fünf oder in manchem Fällen sogar erst vier Jahre alt ist... Nach der Stunde versuchte ein Junge, den Rock seiner Nachbarin anzuziehen, weil er die Stapel vertauscht hatte, und bemerkte seinen Fehler erst als er die Lehrerin fragte, was er mit dieser merkwürdigen Schnalle machen solle. An dem Tag habe ich auch gemerkt, dass es gar nicht so blöd gedacht ist, dass unsere Kinder erst mit sechs Jahren eingeschult werden. Soweit ich mich erinnere, konnten wir uns in der ersten Klasse alle alleine anziehen. Hier musste die Lehrerin jedem zweiten Kind helfen. Das dauert bei einer Klasse mit knapp zwanzig Kindern natürlich. Ich hätte da keinen Nerv zu. Auf der anderen Seite muss man sagen, dass die Grundschulkinder sehr niedlich sind. So viele Zwerge, die da rumflitzen und einen mit großen Augen angucken, wenn die Lehrerin verkündet, dass ich aus Deutschland komme. Einmal war ich gerade drei Sekunden im Klassenzimmer, da kam auch schon eine P1-Schülerin angewuselt und sagte: "My Mum is having a baby!" Das ist doch wirklich putzig! Vermutlich hat sie das jedem Menschen erzählt, den sie getroffen hat. :-D
Zum Glück müssen sich die Kinder im Deutschunterricht nicht umziehen und ich werde vermutlich nicht mehr am Sportunterricht teilnehmen. Als ich dabei war, ging es erst mal darum, zu hospitieren und zu sehen, wie Unterricht an der Grundschule überhaupt läuft. Ich habe an jeder Schule betont, dass ich keine Erfahrung mit Grundschuldidaktik habe und dass ich das letzte Mal eine Grundschule von innen gesehen habe, als ich selbst noch Schülerin dort war. Auch, wenn die P7 Schüler so alt sind wie die Fünftklässler in Deutschland, ist die Art, wie unterrichtet wird, völlig anders als in Deutschland (viele Wiederholungen, sitzen auf dem Fußboden im Schneidersitz usw. allerdings werden auch recht häufig Videos aufgenommen oder Poster entweder mit dem iPad oder altmodisch auf Papier erstellt). Ich habe es für wichtig gehalten, ihnen das zu sagen, einmal, damit sie wissen, was sie von mir erwarten können und andrerseits, damit ihnen klar ist, dass sie mir was die Didaktik betrifft weit überlegen sind, während ich natürlich besser Deutsch kann. Eine Lehrerin hat in der ersten Stunde, in der ich hospitiert habe, mich immer gebeten, die Wörter auf Deutsch zu sagen und war dann ganz froh, festzustellen, dass ihre Aussprache nicht total für den Eimer ist. Mir haben die meisten Grundschullehrerinnen gesagt, dass ihr Deutsch leider nicht ganz so gut ist. Ich bin noch gespannt wie das wird.
In den letzten Wochen habe ich in den Grundschulen über Weihnachten in Deutschland gesprochen. Eine Klasse hat mir "Stille Nacht, heilige Nacht" auf Deutsch vorgesungen. Die Kinder in der Klasse sind total motiviert, nutzen Deutsch erstaunlich natürlich (sagen z.B. "Gern geschehen", wenn ich mich bei ihnen auf Englisch (!) bedanke) und haben sich letzte Woche total gefreut, mich zu sehen. Während der Freiarbeit wollten drei Jungen unbedingt mit mir Dame spielen und ein paar Mädchen haben mir Figuren aus Loom-Bändern gemacht. Die sind echt putzig.
In der Grundschule diese Woche wurde ich von zwei Klassen ins Weihnachts-Kreuzverhör genommen worden. Ob in Deutschland auch der Weihnachtsmann käme und ob Kinder ihm Kekse und Milch hinstellen würden. Welche Weihnachtslieder wir in Deutschland sängen und ob diese auf Englisch oder Deutsch seien. Ob es in Deutschland Krippenspiele gebe. Und und und... Jede Frage schien mit den Worten "See, in Germany..." zu beginnen. Ich finde es super, dass die Kinder so viele Fragen stellen. An der High School scheinen sie sich das nicht mehr zu trauen oder sie sind nicht mehr so neugierig. Allerdings habe ich die Fragen manchmal nur mit Schwierigkeiten verstanden, meistens weil die Kinder so leise gesprochen haben und die Schule akustisch eine Katastrophe ist. Die Lehrerin hat nur manchmal auf meine hilfesuchenden Blicke reagiert. :-D Bei einer Frage, wusste ich dann echt nicht, was ich antworten sollte. Wenn ich das richtig verstanden habe, wollte der Junge wissen, wie die ehemals englischen Weihnachtslieder auf Deutsch klingen würden (ich hatte ihnen erzählt, dass es z.B. für Rudolph mit der roten Nase Übersetzungen gibt). Aus Verlegenheit habe ich ihnen Rudolph auf Deutsch vorgesungen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das noch bereuen werde, denn sicher hat irgendeiner meiner High School Schüler einen Bruder, eine Cousine oder ein Nachbarskind in der Grundschulklasse, das die Sache dann brühwarm weiter erzählt und ich nächste Woche oder nach den Weihnachtsferien gefragt werde, warum ich in der High School nie singe...

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