Montag, 15. Dezember 2014

Es weihnachtet sehr

Weihnachtsbeleuchtung am George Square
Nur noch neun Tage bis Weihnachten (und eine Woche bis meine Familie nach Glasgow kommt), die ganze Stadt ist schon seit Wochen mit kitschigen Lichterketten und Rentieren geschmückt und obwohl ich nicht sagen würde, dass ich schon richtig in Weihnachtsstimmung bin, habe ich doch schon viele weihnachtliche Sachen gemacht.
Die Weihnachtsvorbereitungen begannen für Amelie und mich schon im November, weil wir gerne allen ersten Klassen einen Adventskalender basteln wollten - es sind sechs Klassen. Wir haben es auch geschafft. In jedem Klassenraum hängen jetzt an einer Schnur pro Klasse aufgereiht 14 verzierte Briefumschläge und 10 beklebte Klopapierrollen - das ganze Department hat mit gesammelt und Victoria schlug sogar vor, wir sollten einen Wettbewerb daraus machen, wer am meisten Rollen sammelt (man muss die Lehrerinnen einfach gern haben). Jeden Tag finden die Schüler ein neues Wort, das etwas mit Weihnachten zu tun hat, das sie dann in ihr Heft schreiben müssen. An manchen Tagen befindet sich außerdem ein Gegenstand im Umschlag oder der Rolle, den sie an ihren Papier-Weihnachtsbaum kleben können. Die Weihnachtsbäume sind der zweite Teil für unsere Aktion für die Erstklässler. Jede Klasse soll einen Weihnachtsbaum schmücken - mit selbstgemalten Kugeln, Sachen aus dem Adventskalender und Sternen, die sie durch gutes Verhalten im Unterricht gewinnen können. Der schönste Baum im Raum gewinnt (den Teil hat Victoria irgendwie falsch verstanden - heute meinte sie zu mir, dass die Bäume ihrer Klasse doch viel schöner seien als die von Lauras).
Die Zweitklässler haben Lebkuchen nach einem deutschen Rezept gebacken. Sie haben das Rezept im Deutschunterricht bekommen und mussten die Vokabeln lernen, bevor sie es dann in Hauswirtschaft nachbacken mussten. In einer der Hauswirtschaftstunden war ich dabei, habe den Schülern geholfen, der Lehrerin beim Deutsch ausgeholfen und habe mit den Schülern die deutschen Wörter wiederholt. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass letzteres nicht ganz so günstig war, weil sie nämlich immer aufhörten das zu tun, was sie gerade taten (Teig ausrollen, Plätzchen ausstechen) und ein paar Minuten überlegten. Dabei war die Zeit für das Backen schon knapp bemessen.
An der Schule hat auch bereits ein Weihnachtsbasar stattgefunden, bei dem ich Victoria und Laura geholfen habe, Waffeln zu backen - ein Klassiker auf jedem deutschen Schulfest, aber hier schien es irgendwie etwas Exotisches zu sein. Dabei waren es noch nicht mal die runden Waffeln mit den fünf Herzen sondern die eckigen, die auch etwas dicker sind. Auf dem Weihnachtsbasar gab es außerdem einen Hotdog- und einen Schokoladenbrunnenstand, einen Flohmarkt und einen Stand mit Samosas und Pankoras sowie ein Mädchen, das Henna-Tattoos machte und Auftritte von Musikschülern. Ich fand es ganz lustig bei dem Weihnachtsbasar dabei zu sein - vor allem, weil ich viele Schüler mal ohne Uniform gesehen habe. Am Ende hat mich Laura netterweise nach Hause gefahren. Sie hat mir auch ein kleines Bäumchen mit Kunstschnee geschenkt, das ich gerade wieder ein bisschen aufpäppeln muss (die Fensterbank war nicht die beste Idee für einen Standort, weil sie direkt über der Heizung ist...). Trotz meiner vernachlässigenden Pflege habe ich mich aber sehr über die Pflanze gefreut.
Unsere Base ist auch schon festlich geschmückt, weil Amelie einen Plastiktannenbaum in der Abstellkammer gefunden und aufgestellt hat. Außerdem hat sie echte Tannenzweige und Kugeln mitgebracht und malt ständig Weihnachtsbilder aus, die sie aufhängt. Außerdem haben Amelie, Laura, Victoria und ich alle eine Weihnachtskugel aus Papier (in 2D) mit unserem liebsten deutschen Wort beschriftet und dann angemalt und aufgehängt.
Zuhause habe ich mir einen Adventskranz gebastelt. Das war alles andere als leicht. Irgendwie habe ich in der Innenstadt keinen Blumenladen gefunden. Also habe ich den Nachmittag des ersten Advents in einem Einkaufszentrum verbracht und auf dem riesigen Gelände das Gartencentre gesucht (und gefunden). Die Kränze, die es da gab, waren zwar nur zum Aufhängen an der Tür. Darauf konnte man keine Kerzen befestigen, also habe ich ihn auseinander genommen. Ich habe mir auch eine Lichterkette und einen Stern im Poundland gekauft und mein Zimmer damit dekoriert.

Die meisten weihnachtlichen Aktivitäten außerhalb der Schule habe ich im Dunstkreis (so nenne ich es mal) der German Society gemacht. Mit Emily war ich auf dem Glaswegian Weihnachtsmarkt. Der besteht aus einer bunten Mischung verschiedener Stände, die meisten bieten Essen aus verschiedenen Ländern an (Currys, Bratwurst, Panekoken, schottischer Käse, Crêpes, Känguru-Burger...). Es gibt eine Bayrische Hütte, in der unverschämt teurer Glühwein (und andere alkoholische Getränke) verkauft und Rockmusik gespielt wird. Aber es gibt auch einen Schokokuss-Stand wie in Essen. Da musste ich natürlich einen kaufen. Insgesamt würde ich sagen, dass der Weihnachtsmarkt in Glasgow ein netter Versuch, aber mehr nicht ist.
Weihnachtsmarkt in Glasgow mit Rentier



Der Weihnachtsmarkt in Edinburgh dagegen ist richtig gut. Ich war mit Matthew, Emily und ein paar von Emilys Freundinnen (eine inklusive Partner) da. Die anderen wollten gerne den ganzen Tag Deutsch reden, weil eine mündliche Prüfung bevor stand und das haben wir (fast) durchgehalten. 
Der Weihnachtsmarkt hat mich wirklich sehr an Deutschland erinnert. Die Aufmachung der Stände, das Angebot... Ich konnte sogar gebrannte Mandeln kaufen. Es war so sehr wie ein deutscher Weihnachtsmarkt, dass ich zwischendurch Heimweh nach euch in Deutschland hatte, weil ich so gerne mit euch über den Essener (oder meinetwegen auch einen anderen) Weihnachtsmarkt gegangen wäre. 
Weihnachtsmarkt in Edinburgh
 
















Nach einem ersten Besuch des Weihnachtsmarktes gegen Mittag schlenderten wir durch die Stadt, gingen zum Castle hoch, am Elephant House (in dem JKR große Teile des ersten Harry Potter Bandes geschrieben hat) und Greyfriar's Bobby vorbei und in die Fudge Kitchen, wo wir alle ein Stück Fudge kauften, gingen wir in der Dämmerung wieder auf den Weihnachtsmarkt. Dort ließen wir Mädchen es uns dann nicht nehmen, auf mit dem Doppeldecker-Karussell mit den Pferden zu fahren. Matthew musste Fotos machen. Auf das Kettenkarussell, bei dem man zuerst noch auf 60 m Höhe hochgefahren wurde, trauten wir uns dann doch nicht. Es war das erste Mal, dass ich während meines Einsatzes hier in Edinburgh war - ich weiß gar nicht warum, denn die Stadt gefiel mir wieder sehr gut.





Der Weihnachtsmarkt im Dunkeln
Ein paar Tage nach dem Ausflug nach Edinburgh gab es eine Weihnachtsfeier von der German Society. Vanessa und ich haben vorher Lebkuchen-Eulen (nach dem Rezept aus der Schule) gebacken. Bei der Weihnachtsfeier gab es auch Glühwein und ich habe eine der Deutsch-Dozentinnen meiner Tandempartner kennengelernt. Ich fand es klasse, dass sie und ihr Kollege sich auch kurzzeitig zwischen die Studenten gemischt haben. Ob die Studis das auch so toll fanden, weiß ich nicht, aber jetzt weiß ich immerhin, über wen sie reden. Und zumindest die Dozentin (mit ihrem Kollegen habe ich nicht gesprochen), wirkte sehr nett.

Eine Weihnachtsfeier in der Schule steht noch bevor. Am letzten Schultag sollen/ können alle im Christmas Jumper zur Schule kommen. Die Pullis mit einem weihnachtlichen Motiv (euch vermutlich bekannt aus Bridget Jones ;-)) erfreuen sich hier großer Beliebtheit. Von kleinen Kindern bis zu erwachsenen Männern trägt sie jeder. Ich habe mir auch schon einen gekauft. Schließlich will ich am letzten Schultag meinen Kolleginnen in nichts nachstehen. Von Emily habe ich schon die Bestätigung bekommen, dass ich sehr festlich aussehe. Als festlich würde ich ihn vielleicht nicht beschreiben, aber ich finde ihn lustig.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen