Dienstag, 16. Dezember 2014

Beruflich nach London

Vor ein paar Wochen lag ein Brief der UK-German Connection (ein britisch-deutsches Jugendwerk) in der Schule, dass ich mich als FLA-Ambassador bewerben könne. Als Erweiterung zu meiner normalen Tätigkeit kann ich damit ein bilaterale Projekt mit einem englischsprachigen Assistenten, der/ die gerade an einer deutschen Schule ist (ELA) durchführen. Ich fand es ganz interessant, habe mich kurz vor knapp beworben und bin tatsächlich genommen worden. Aus diesem Grund musste ich Ende Novemeber für Wochenende nach London, um dort an dem ersten FLA/ELA-Treffen teilzunehmen. Meine erste Dienstreise sozusagen. Die Reisekosten wurden/ werden mir erstattet. Das war irgendwie aufregend.
Die drei Tage in London waren aber echt nicht ohne. Aus Kostengründen (und weil ich keine Lust hatte, zu fliegen - vermutlich wäre mir auch der Flug finanziert worden, der wäre nicht viel teurer gewesen) bin ich mit der Bahn gefahren. Ich kam am Freitag gegen Mittag an und hatte deswegen noch Zeit, mich mit einem anderen FLA zum Kaffee trinken zu treffen, bevor es richtig los ging.
Nach ein paar Ice breaker-Spielen (und wieder habe ich bei dem Spiel "Finde jemanden, mit dem du Sachen gemeinsam hast" ein äußerst schlechtes Händchen bewiesen - mit Mühe und Not sind meine Partnerin und ich auf zwei Sachen gekommen, wir sollten drei finden) und Präsentationen über die UK-German Connection und Projekte des letzten Jahres war der Freitag auch schon rum und wir wurden im Bus zum Hotel gefahren, wo ich den Abend mit Marit von den Orkneys, Nina, einer FLA, die von der gleichen Uni wie Marit kommt und drei ELAs in Marits Zimmer verbracht habe, wo wir eigentlich Trival Pursuit spielen wollten, aber dann doch nur gequatscht haben.
Samstagvormittag ging es dann um zehn Uhr wieder los. Nach einer Sicherheitseinweisung ("Im Brandfall nehmen wir alle den Aufzug, weil im zweiten Stock gerade der Boden neugemacht wird." - ähm, alles klar) und einer Aufwärmübung (Stufe 1: alle männlichen Teilnehmer gehen durch den Raum und benennen alle mit Fischnamen, alle weiblichen Teilnehmer tun das Gleiche, nur nehmen sie Namen von Popstars anstelle der Fische - diesmal wäre ich so gerne ein Mann gewesen; Stufe 2: Kombiniert die Fisch- und Popstarnamen - das Kreativste, zu dem ich in der Lage war, war Lady Lachs) ging es dann in eine intensive Gruppenarbeit: Ideenaustausch wie verschiedene Themen mit Schülern behandelt werden könnten (Geschichte/ Politik, Kultur, Identität und Bildung). Die große Herausforderung des Wochenende war, einen Projektpartner der anderen Sprache (also in meinem Fall eine/n ELA) zu finden und ein Projekt zu entwickeln.
Eigentlich wollte ich etwas machen, das ich mit dem Music Club, den ich an meiner Schule eingeleiert habe, verknüpfen kann, mache, bin dann aber in Geschichtsgruppe gelandet. Ein bisschen, um Laura und Victoria glücklich zu machen, habe ich dann überlegt, dass ich ja was zum Mauerfall machen könnte, bevor ich mich von der Idee, anhand von Legenden einen anderen Zugang zur Geschichte zu finden, habe begeistern lassen. So leicht wie ich hatten es aber nur wenige bei der Partnersuche. Die Tatsache, dass wir ein paar FLAs mehr als ELA waren bzw. sind, machte das Ganze nicht einfacher. Nach der Mittagspause sollten wir uns gegenseitig unsere Projekte bzw. Projektideen vorstellen, was im Kugellager mit 60 Leuten äußerst an den Stimmbändern und den Nerven zerrte.
Nach einem sehr anstrengenden Tag hatten wir uns um fünf Uhr dann auch unseren Feierabend verdient. Eigentlich wollten Marit, Nina, Michael und ich ins Theater, aber leider gab es für das Theaterstück, das wir sehen wollten (Not About Heroes über Wilfred Owen und Siegfried Sassoon) nur noch drei Karten. Die anderen drei überlegten in ein Konzert zu gehen, auf das ich aber keine Lust hatte, und mich deswegen schnell spontan einer Gruppe aus fünf FLAs und einer ELA anschloss, die Mockingjay im Kino sehen wollten. Der Film war richtig gut. An manchen Stellen hatte ich richtig Gänsehaut. Und obwohl ich vorher rumgefrotzelt hatte, dass ich vermutlich einschlafen würde, weil mich der Tag so erschöpft hatte, hatte ich keine Probleme, wach zu bleiben. ;-) Nach dem Film ging uns allen das Lied vom Hanging Tree nicht aus dem Kopf.
Am Sonntag mussten sich einige noch einen Partner suchen. Da ich glücklicherweise bereits am Samstag eine Partnerin gefunden hatte, konnten wir uns auf die Projektplanung konzentrieren. Zum Abschied bekamen wir noch alle einen Kapuzenpulli geschenkt, der mir sehr willkommen war, denn es war echt kalt im Raum. Das Treffen endete mittags mit Lunchpaketen für alle. 
Mein Zug zurück nach Glasgow fuhr erst abends, deswegen hatte ich noch etwas Zeit, mir London anzusehen. Zusammen mit Ines, die in Edinburgh als FLA arbeitet, war ich im Victoria & Albert Museum. Eigentlich wollten wir uns die Brautkleider-Ausstellung ansehen, aber die war uns dann doch etwas zu teuer (über zehn Pfund Eintritt). Also haben wir uns andere Teile des Museums angesehen und zumindest ein paar ausgestellte Kleider (wenn auch nicht Hochzeitskleider) gesehen. Von einer anderen Etage konnte man später auf die Brautkleider-Ausstellung herunterblicken und dabei stellten wir fest, dass sie ziemlich klein war. Ines musste allerdings auch recht bald zum Flughafen fahren und deswegen habe ich mir alleine den Tower und die Tower Bridge im Dunkeln (und Nieselregen) angesehen. Vor dem Tower waren noch die Keramik-Poppies vom Remembrance Day zu sehen (888 246 - für jeden getöteten Soldaten eine). Zum Schluss bin ich noch zur Oxford Street gefahren, um mir die Weihnachtsbeleuchtung anzusehen. Eigentlich hatte ich überlegt, noch zum Winterwonderland im Hyde Park zu fahren, aber das lag dann doch nicht auf dem Weg und ich wollte ja auf keinen Fall den Zug verpassen.




















Auf dem Hinweg hatte ich die Zugfahrt genossen. Auf dem Rückweg eher weniger. Ich wollte einfach nur ins Bett, weil das Wochenende mich ziemlich geschlaucht hatte und mein Nachbar war irgendwie merkwürdig. Aber immerhin habe ich Das Schicksal ist ein mieser Verräter einmal ganz durchgelesen.

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