Samstag, 28. Februar 2015

Glasgows Museen

Auch wenn ich viel in anderen Städten unterwegs bin, habe ich in Glasgow längst noch nicht alles entdeckt. Allerdings bin ich schon dabei, mit verschiedenen Leuten (oder alleine) nach und nach die Museen in Glasgow abzuklappern. Und so langsam öffnen auch verschiedene Häuser/ Museen wieder, die über den Winter geschlossen waren. Es gibt also in den nächsten Monaten noch einiges zu entdecken.

Mit Annabel war ich im Dezember im Hunterian Museum. Das befindet sich in der Glasgow University und zeigt eine bunte Mischung von allem möglichen Kram. Ursprünglich waren die Ausstellungsstücke die private Sammlung eines Mannes namens William Hunter, der im 18. Jahrhundert lebte und scheinbar alles gesammelt hat, was ihm zwischen die Finger kam: Münzen, Bilder, ethnographische Gegenstände, Kniescheiben... Das Übliche eben. Als er starb vermachte er seine Schätze der Universität, die ein Museum dafür baute und die Sammlung erweiterte. Mittlerweile ist das Museum auf vier Gebäude aufgeteilt. Annabel und ich waren nur in der eigentlichen Sammlung Hunters und in der Hunterian Art Gallery.
Das Gebäude der Hunter Ausstellungsstücke ist wunderschön (wie so viele Gebäude der Uni). Schon allein dafür hat es sich gelohnt, in das Museum zu gehen. Manche Gegenstände der Sammlung waren zugegeben etwas gruselig, aber es gab auch schöne Porzellan-Teller, Musikinstrumente und Inuit Schneestiefel. Hatte ich schon erwähnt, dass der Typ einfach alles gesammelt hat?
Die Hunterian Art Gallery fand ich nicht ganz so überzeugend. Es gab eine Sonderausstellung zu Mackintosh und zwei oder drei Räume mit anderen Bildern. Ich fand es ganz nett, dass zu ein paar der Bildern auch Möbel dekoriert waren.

An gleichen Tag waren Annabel und ich auch in den Gewächshäusern des Botanischen Gartens. Wenn es kalt ist, ist es immer eine gute Idee, sich die anzusehen, weil es drinnen schön warm ist. Mit Annabel war ich aber nicht (nur) wegen der Temperatur in den Gewächshäusern, sondern auch, weil ich es vorher nur in eins von den beiden geschafft hatte. Auch mit Nina und Sahla war ich in den Gewächshäusern. Sie sind immer wieder einen Besuch wert.
Von außen sehen sie schon schön aus und wenn man rein geht, vermischt sich manchmal die Architektur mit den Pflanzen. In einem der beiden Gewächshäuser stehen Skulpturen von überwiegend biblischen Gestalten. Rut(h) ist auch dabei. Natürlich haben sie meinen Namen mal wieder falsch geschrieben.
Nicht nur wegen des untragbaren Rechtschreibfehlers gefällt mir das andere Gewächshaus besser. Es wirkt irgendwie verwunschener als das erste, obwohl auch hier die Pflanzen in den dafür vorgesehenen Beeten wachsen. Außerdem gefällt es mir in diesem zweiten Gewächshaus sehr gut, dass zwischen den Pflanzen Verse aus einem Gedicht zu finden sind.
Ruth und Rut





Mit Emily war ich Anfang Februar in der Gallery of Modern Art (GOMA). Allerdings hatten wir etwas Pech. Abgesehen von der Ausstellung über Alasdair Gray waren alle Galerien geschlossen. Aber wir konnten einen Blick auf die seekrankmachende Tapete werfen, die die Wände der Treppenabsätze unterhalb der Kuppel ziert. Ich weiß gar nicht, ob man durch die Türen in andere Galerien gekommen wäre. Aber vermutlich schon.

Den Tag heute habe ich genutzt, um ins Riverside Museum zu gehen. Das ist ein Museum für Transport und liegt - mit ein bisschen gutem Willen - in Laufnähe meiner Wohnung. Es hat ein bisschen gedauert, bis mir klar geworden ist, dass das das Museum ist, von dem meine Schüler gesprochen haben, wenn sie sagten: "Es gibt ein Transport-Museum in Glasgow."
Vom Thema her hat es mich nicht direkt gereizt, aber Hélène war schon mal da und hat gesagt, dass es echt gut sei, außerdem ist es Museum des Jahres 2013 geworden und wird in Glasgow auch recht groß auf Wegweisern angekündigt. Es liegt direkt am Clyde und ein Segelschiff im Fluss gehört ebenfalls dazu. Auf dem Schiff war ich aber nicht, weil mir das Wetter zu schlecht war.
Die Idee, an einem Samstagmittag in das Museum zu gehen, war eher suboptimal. Es waren sehr viele Leute da. Überwiegend Familien mit kleinen Kindern (d.h. mindestens ein Kinderwagen/ Buggy). Aber gut, damit hätte ich rechnen müssen.
Ganz viele Transportmittel
Wie gesagt, mit Transport an sich kann ich nicht so viel anfangen. Deswegen hatte ich wenig Augen für die ausgestellten Autos und Motorräder. Etwas interessanter fand ich die Züge und Trams vom Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts. Ich habe gelernt, dass Glasgow die drittälteste U-Bahn hat (nach London und Budapest) und diese zuerst als Kabelbahn betrieben wurde. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts gebaut - 1897 oder so.
Viele der Ausstellungsstücke waren nicht nur technisch dargestellt, sondern wurden auch mit ihren sozialen Folgen in Verbindung gebracht. Das hat mir gut gefallen. Hinter den ausgestellten Autos von 1908 und 1930 gab es einen Schaukasten mit der Mode der Autofahrer und mehrere Tafeln widmeten sich der Problematik, in einem offenen Auto zu fahren und dabei passend gekleidet zu sein. Ob es nur Staub, Insekten oder Regen ist - irgendetwas erschwerte die Autofahrt immer. Die Schutzkleidung sah teilweise lächerlich aus, bis die Mode sich der Sache annahm und es gerade für Frauen eine Auto-Mode gab, die sich saisonbedingt auch änderte.
In einem Teil des Museums (im Grunde ist das eine große Halle, die durch ein paar Raumteiler unterteilt ist) kann man einen nachgebauten Straßenzug von vor etwa 100 Jahren betreten. Darin stehen dann verschiedene Fahrzeuge, z.B. eine von Pferden gezogene Tram und ein Leichenwagen. Aber man kann auch in die Geschäfte gehen. Es gibt einen Fotoladen, einen Sattler, einen Pub, einen Schuhmacher, ein Bekleidungsgeschäft. Nebenbei erfährt man, dass bereits die Menschen im 19. Jahrhundert Fotos von berühmten Persönlichkeiten (wie der Königsfamilie) gesammelt haben, gerne auch mit Unterschrift, dass kleinen Kindern beim Fotografieren ein Gürtel umgebunden wurde, der einerseits dekorativ war und sie andrerseits auf ihrem Stuhl halten sollte, dass die U-Bahn die "coolest and quickest means of travelling" ist, dass die Sauchiehall Street schon im 19. Jahrhundert die Mode-Straße war, und dass der Pub der Ort war, wo die Arbeiter der Schiffswerken nach der Arbeit einkehrten, rauchten und tranken, und Frauen oder Kinder nur geduldet waren, wenn diese ein Bier "to go" kauften (oder vermutlich auch ihren Ehemann/ Vater nach Hause holen wollten...). 
Apropos Schiffswerke: Im 18. und 19. Jahrhundert war der Schiffbau die Hauptindustrie in Glasgow. Außerdem war Port Glasgow ein wichtiger Handelshafen für das britische Empire. Dazu kam noch, dass in Lanarkshire, das Gebiet östlich von Glasgow, Kohleabbau betrieben wurde und der Clyde sowie verschiedene Kanäle wichtige Wege waren, um die Kohle zu transportieren. Dadurch wurde Glasgow die "Second City of the Empire", was sich aber nach dem ersten Weltkrieg änderte. 
Wegen der Schiffbau-Vergangenheit waren auch sehr viele Schiffsmodelle ausgestellt. Und ich habe zum ersten Mal von der Athenia gehört. Das war ein britisches Passagierschiff, das am 3. September 1939 auf dem Weg nach Amerika von einem deutschen U-Boot versenkt wurde, weil die Besatzung des U-Boots dachte, es sei Kriegsschiff. Die Athenia wurde in Glasgow gebaut und dorthin wurden auch die Überlebenden gebracht.
Es gibt aber auch neuere Ausstellungsstücke, z. B. ein Hippie-Van (ohne Elektrizität und fließendem Wasser), bei dem dann auch die Problematik angesprochen wurde, dass alles im Wagen klamm wurde und gelüftet werden musste, wenn die Menschen zu lange darin lebten. Auch ein anderer Van ist zu sehen. Der wurde von einem pakistanischen Künstler und drei Studenten der Glasgow School of Art in pakistanischen Stil angemalt. Außerdem gibt es eine Ecke, die sich dem Dreirad  und den verschiedenen Personengruppen, die ein Dreirad fahren (nicht nur Kleinkinder) widmet. Wegen der Mode im 19. Jahrhundert fuhren die Frauen auf Dreiräden, damit sich der Rock nicht in den Rädern des Hochrads verfing und die Fahrrad-Rischkas sind ja auch Dreiräder.
Ihr seht, ich habe ziemlich viel Zeit in dem Museum verbracht. Als ich gehen wollte, regnete es ziemlich heftig. Ja, mit sowas muss man rechnen. Schottland im Februar und so. Es hat mich trotzdem genervt. Ich bin noch etwas im Museumsshop geblieben und habe einen tollen Untersetzer mit der Aufschrift "Ye canny shuv yer granny aff a bus!" (auf Deutsch: "Du kannst deine Omma nich vom Bus schubsen tun!") gekauft. Leider wurde der Regen nicht weniger, also bin ich auf dem Rückweg zurück geschwommen. Natürlich hatte ich meine Gummistiefel nicht an...

Mr Weasleys Auto wurde auch ausgestellt! :-)

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