Freitag, 20. Februar 2015

Unerwartete Ferien

Letzte Woche hatte ich überraschenderweise frei. Montag und Dienstag waren schulfrei, am Mittwoch war In Service Day (an den Tagen müssen nur die Lehrer zur Schule und Material/ Unterricht vorbereiten und planen), zu dem muss ich nicht, und auch den Donnerstag hatte ich außerplanmäßig frei. Ferien!
Besonders viel habe ich mit den unerwarteten Ferien aber nicht gemacht. Den Freitag, Samstag und Sonntag habe ich auf dem Sofa gelegen, Doctor Who gesehen - ich bin jetzt mit den neuen Staffeln durch und habe zwar noch keine Angst vor Steinengeln, aber eine gewisse Abneigung gegen Computerstimmen, gruseligen Kindergesang und flackerndes Licht entwickelt - und habe erfolgreich eine Erkältung abgewehrt. 

Montag war ich beim Pub Quiz der German Society. Es wurden vor allem Fragen zu Deutschland (Sport, Politik, Kultur und Geographie) gestellt, aber es gab auch ein paar Allgemeinwissen-Fragen und eine Kategorie zu Harry Potter. Das fand ich sehr klasse und konnte es kaum glauben, weil ich gedacht hatte, die Bemerkung, dass es eine Harry Potter-Kategorie gäbe, sei ironisch gemeint. Leider gab es auch bei dieser Kategorie Fragen, die ich nicht beantworten konnte (nein, damit hätte ich auch nicht gerechnet) zum Beispiel die deutsche Verkaufszahl des letzten Harry Potter-Bandes in den ersten 24 Stunden in Deutschland. Ich habe es halt nicht so mit Zahlen. Ganz zum Schluss mussten wir das Brandenburger Tor aus Strohhalmen und Blue Tack bauen. Gar nicht so einfach. 
Ich war mit Vanessa, eine Schottin und einer anderen Deutschen in einem Team. Wir beiden Deutschen haben uns um die Fragen über die Bundesländer und die deutschen Lieder gekümmert, auch wenn wir bei den Liedern teilweise sehr auf dem Schlauch standen (ich kenne von Cro eben nur "Traum"). Im Endeffekt haben wir den vierten Platz gemacht. Da konnte uns auch unser unglaublich genialer Name "Uncreative Bratwürstchen" nicht retten. Aber es war auch nicht schlimm. Der Abend war sehr lustig und ich muss zugeben, dass ich eine diebische Freude daran hatte, wenn die Moderatorin versuchte, unseren Gruppennamen auszusprechen, und als sie ungläubig auf meine Antwort auf die Frage, was man in Hogwarts kitzeln muss, um in die Küchen zu kommen, starrte. ;-) Die Gewinner des Quizes bekamen übrigens einen Kasten Bier, damit hätte ich ja eh nichts anfangen können. 

Am Dienstag bin ich nach Edinburgh gefahren. Ich musste meine Ferien ja irgendwie nutzen. Außerdem habe ich es bei meinen letzten Besuchen in Edinburgh nie geschafft, auf den Calton Hill zu gehen. Der war dann mein erstes Ziel. Ich bin auch auf das Nelson Monument gestiegen, ein Turm mit 143 Stufen - also weniger als halb so viele als der Südturm vom Kölner Dom - der für Admiral Nelson errichtet wurde, auf dessen Spitze eine große Kugel ist, die jeden Tag um 13 Uhr zeitgleich mit der Kanone im Castle herunterfällt und die Uhrzeit angibt. Es war ziemlich windig und etwas bedeckt, aber ich bin doch recht lange auf dem Hügel geblieben und habe Fotos gemacht.
National Monument und Nelson Monument

Dugald Steward Monument
Nette Ermutigung beim Aufstieg auf das Nelson Monument

Danach bin ich in die Innenstadt gegangen und hatte den festen Plan, ins Writer's Museum zu gehen. Wenn ich nicht so wild entschlossen gewesen wäre, hätte ich irgendwann aufgegeben, denn es war ziemlich schwierig, das Museum zu finden. Es ist in einem Hof und ich musste ziemlich hartnäckig danach suchen, weil es im Reiseführer nicht sonderlich gut beschrieben war. Später habe ich festgestellt, dass ich erstens schon mal auf diesem Hof war, als wir 2013 mit der Uni in Edinburgh waren und einen Literary Pub Crawl gemacht haben und zweitens auch von der anderen Seite auf den Hof hätte kommen können und mir so einen großem Umweg erspart hätte. Wie auch immer. Das Museum ist sehr nett gemacht. Es widmet sich R. L. Stevenson, Robert Burns und Walter Scott. Man kann persönliche Gegenstände und Bilder sehen. Es gab gute Info-Tafeln und ein paar Audio-Installationen. Außerdem haben sie einen süßen Museumsshop, in dem ich Anstecker und Magneten gekauft habe. Allerdings war mein Besuch zeitlich etwas ungünstig, weil ich gleichzeitig mit einer Studentengruppe da war und das Museum winzig ist. Teilweise wurde ich aber wohl für eine Teilnehmerin der Gruppe gehalten. Jedenfalls sprach mich einer der Profs (wie ich dachte) an und fragte mich, ob ich schon mal hier gewesen sei und ob es nicht erstaunlich sei, dass man Jahre in Edinburgh leben kann und nichts von diesem Museum weiß. Allerdings frage ich mich gerade, wieso der Prof, wenn er es denn war, mich für eine seine Studentinnen halten sollte. Die Gruppe bestand auf gut 30 Leuten. Da kennt er hoffentlich alle zumindest vom sehen.
Von dem Museum aus bin ich zu St. Giles Cathedral gegangen. Die hätte ich mir schon bei der Exkursion mit der Uni gerne angeguckt, aber das war schwierig, weil es ja gerade Festival-Saison war und auch der Platz vor der Kirche voll mit Fringe-Menschen war. Die Kathedrale an sich hat mich jetzt nicht sooo beeindruckt, aber habe ich zu viel A Song of Ice and Fire gelesen oder sieht diese Lampe ein bisschen wie ein Drachenkopf aus?

Das Burns-Gedächtnisfenster

Letzte Zeile ;-)
Als nächstes bin ich zum Greyfriars Kirkyard gegangen, um endlich mal das Grab von Greyfriars Bobby, dem Polizeihund, der jeden Tag am Grab seines Herrchen gesessen hat, zu sehen. Ich wollte gerade gehen, als ein Mann, der da wohl Touren gibt, ein paar Touristen erklärte, dass auf diesem Friedhof ganz viele Gräber mit Harry Potter-Namen seien, u.a. Thomas Riddle, Black und McGonagall. Ich habe mich nochmal auf die Suche gemacht, aber nur das Grab mit Namen einer Black-Familie gefunden (keiner der Vornamen passte zu den Harry Potter-Figuren) und den Namen McGonagall auf einer Tafel am Eingang des Friedhofs. Weil es kalt und schlammig war, habe ich die Suche abgebrochen und habe überlegt, was ich als nächstes machen sollte, weil ich mir keinen wirklichen Plan gemacht hatte.
Millennium Clock


Eigentlich wollte ich noch zum Castle. Ich bin jetzt Mitglied bei Historic Scotland und komme da umsonst rein. Aber es war zehn Minuten bevor die letzten Besucher herein gelassen wurden und ich wollte nicht hetzen. Also bin ich ins Museum of Scotland gegangen. Da hat mir eine große Spieluhr besonders gut gefallen. Die Millennium Clock stellt das Vergehen der Zeit sowie das Gute und Schlechte der Menschheit da (wie ich gerade nochmal nachgelesen habe). Ansonsten wurde im Museum das Leben der Menschen in verschiedenen Teilen der Welt in unterschiedlichen Bereichen (z.B. Musik oder Kleidung) gezeigt. Es gab auch eine Tierabteilung, die ich ausgelassen habe, und eine große Ausstellung zur schottischen Geschichte, für die ich kaum Zeit hatte.



Am Donnerstag kam Charly zu Besuch. Ich habe sie erstmal mit zum Zumba geschleppt. An den folgenden Tagen habe ich ihr ein bisschen was von Glasgow gezeigt und wir sind zum Loch Lomond gefahren und haben über die etwas missglückten Romantik-Versuchen (Valentinstag) am Ufer gelästert. An einer Stelle lagen Rosenblätter und ein Herz aus Kerzen - im Grunde ganz süß, aber nicht, wenn das ganze mitten im Uferschlamm steckt und man sich da nicht hinsetzen kann. Auch das Gruppen-Date mit neun anderen Paaren (angesichts der Sektgläser auf dem Tisch) neben einem laut brummenden Tankwagen für das Wasserflugzeug fanden wir nur bedingt romantisch, auch wenn Vanessa später einwandte, dass das ja auch eine Hochzeit gewesen sein könnte. 
Orangenmarmelade mit Paddington
Außerdem haben wir am Sonntag ein britischen Frühstück und später ein Süßigkeiten-Picknick in meinem Zimmer gemacht. Wir hatten Orangenmarmelade mit Paddington drauf. Als ich vor ein paar Jahren in einem Londoner Hotel "marmelade" probiert habe, fand ich sie nicht besonders lecker, aber diese schmeckt mir ziemlich gut. Vermutlich nur wegen Paddington. ;-) Erstaunlicherweise schmeckt sie auch auf Pumpernickel (Charly hat mir gefühlt einen Rucksack voll mitgebracht). Beim Süßigkeiten-Picknick habe ich auch die britische Antwort auf Schokoküsse, Tunnock's Teacakes, probiert. Emily hatte mich schon mal gefragt, ob ich die schon gegessen hätte, also schien das jetzt der passende Moment zu sein. Der Keks unter den Teacake ist auf jeden Fall besser als bei den Schokoküssen. Die weiße Füllung ist aber nicht so gut wie die bei den Schokoküssen. Zwischendurch sind wir übrigens im Glasgow Green spazieren gegangen. Wir mussten ja die Kalorien wieder abtrainieren. Überhaupt musste die arme Charly seeeehr viel laufen, als sie hier war. Zukünftige Besucher seien hiermit gewarnt. ;-)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen