Samstag, 21. Februar 2015

Karneval

Wenn meine unerwarteten Ferien eine Woche später gewesen wären, wäre ich wohl nach Deutschland geflogen, um Karneval zu feiern. Mir ist erst zu spät klar geworden, dass ich vermutlich die Schule um eine Beurlaubung hätte bitten können. Aber andrerseits hätte ich dann nicht das machen können, was ich Montag und Dienstag getan habe: mit Engelsflügeln in der Schule rumlaufen, mich über die verwirrten Blicke der Schüler amüsieren und ihnen etwas über Karneval erzählen. Nur "Das Fliegerlied" hätte ich vermutlich auch in Deutschland zwanzigmal gehört.

Aber alles von vorne: Amelie und ich hatten beschlossen, am Rosenmontag und Karnevalsdienstag verkleidet zur Schule zu kommen. Für Amelie war das nicht so schwierig, weil sie die unerwarteten Ferien in Deutschland verbracht hat und ein Kostüm mitbringen konnte. Ich hatte nur mein Halloween-Kostüm da und das Kleid ist zu kurz für die Schule. Dann ist mir aber eingefallen, dass Victoria für das Krippenspiel Engelsflügel gekauft hat und habe mir ein Paar davon für die zwei Tage geliehen. Mit zwei Sicherheitsnadeln gesichert passten die Flügel dann auch. Trotzdem bin ich der Meinung, dass sie eher für Kinder gedacht sind, egal was Victoria sagt. Dazu hatte ich meinen (einzigen) Motto-Schal vom Kölner Karneval um. Ja, das war etwas warm.
Und ich flieg, flieg, flieg...
Ich hatte zwei Präsentationen für die Schüler. Eine für die Erst- bis Drittklässler (die Erstklässler mussten im Anschluss daran die Personenbeschreibung üben --> "Er hat kurze, braune Haare.", "Sie hat rote Haare." "Sie sind groß.") und eine für die Viertklässler und Higher, in der mehr Hintergrundinformationen und eine Hörverstehesnübung drin waren. "Das Fliegerlied" war in beiden Präsentationen drin, weil es durch die Wiederholungen schön einfach ist (und weil es auf Hochdeutsch ist). Das war dann auch die Hörverstehensübung für die älteren Schüler. Ich habe ihnen einen unvollständigen Liedtext gegeben und sie mussten die Lücken füllen. Das Video, das ich ausgesucht hatte, zeigt außerdem den Tanz als Cartoon-Version und ab und zu werden ein Flugzeug, ein Tiger, eine Giraffe, ein Känguru und ein Fisch eingeblendet. Die meisten Kinder haben es geliebt und versuchten, den Tanz mitzumachen. Ab und zu haben die Lehrerinnen und ich den Tanz auch mitgetanzt. Laura kannte das Lied schon, Victoria noch nicht, aber es ist ja recht eingängig. Nur ein Schüler sagte mir direkt, dass er das Lied dumm fände. Als ich ihm sagte, dass ich es bereits das zwölfte Mal in zwei Tagen hören würde, erwiderte er. "Your brain must be exploding!" So ganz Unrecht hatte er damit nicht. Die Higher beschwerten sich am Mittwoch übrigens, dass ich meine Flügel nicht mehr tragen würde. Aber am Aschermittwoch ist doch alles vorbei... ;-)
Ich habe übrigens erfahren, dass in Großbritannien am Tag vor Aschermittwoch Pancake Day ist. Man isst Pfannkuchen, bevor die Fastenzeit anfängt. Daraufhin habe ich den Kindern erklärt, dass Karneval eine Mischung aus Halloween (wegen des Verkleidens) und Pancake Day (wegen der Fastenzeit) ist.

Am Dienstag hat die German Society eine Karnevalsfeier gemacht. Als ich das erfahren habe, habe ich mich total gefreut, auch wenn Emily mich vorwarnte, dass es vermutlich nicht so gut wie in Deutschland würde. Ich bin auch nicht mit besonders hohen Erwartungen dahin gegangen, aber es wurde dann sehr nett. Amelie, Eva und Sebastian waren mit von der Partie. Ich hatte mir noch spontan eine Krone gekauft und mich als Prinzessin verkleidet. Es gab ein Karnevalsquiz, das eine andere Gruppe und wir gewannen. Unsere Gruppe hieß übrigens "Fuck Duesseldorf", was bei eineinhalb Kölnern, einer Mainzerin und einem Karnevalsneuling irgendwie unvermeidbar war. :-P Wir bekamen alle ein Strüßje. Gut gelaufen. 
Die Frau mit der goldenen Maske, Batman und Rut I. von Glasgow ;-)
Strüßje!
Vor dem Quiz ging es noch ganz gesittet zu (wir warfen uns im Kreis Luftballons zu - was meine Krone regelmäßig ins Rutschen brachte), aber irgendwann kam dann doch die Karawane, "Cowboy und Indianer" und natürlich auch "Das Fliegerlied" und wir Deutschen (ich gehe davon aus, dass es zumindest überwiegend Deutsche waren) stürmten die Tanzfläche, tanzten all die dämlichen Tänze und sangen lautstark mit. Zwischendurch fragte ich mich, ob das vielleicht der Moment war, in dem die Schotten dachten: "Die spinnen, die Deutschen" und es bereut haben, sich auf den Wahnsinn Karneval eingelassen zu haben. :-D Aber ich hatte Spaß. Viva Caledonia!


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