Die Erstklässler haben vor einiger Zeit Die Vorstadtkrokodile 2 gesehen. Als Ruhrpottlerin mit Migrationshintergrund habe ich ihnen bei der Gelegenheit eine Präsentation über das Ruhrgebiet gezeigt und dabei festgestellt, dass auch die Umgebung um Glasgow herum eine Bergbau-Vergangenheit hat. Irgendwie ist das logisch. Ich hatte ja von Schiffswerken am Clyde und Stahltransport auf dem Wasser gehört, aber nicht eins und eins zusammengezählt.
Ein Kran oder ein Kamel? |
Das Museum beschäftigt sich aber nicht nur mit Bergbau sondern mit ganz vielen verschiedenen Industrien. Die Stahlproduktion scheint hier noch eine größere Rolle als Kohleabbau gespielt zu haben, aber sogar ein Webstuhl war ausgestellt, weil Weben auch lange eine wichtige Industrie um Glasgow denkt. Paisley, 11 km östlich von Glasgow, war im 19. Jahrhundert das Zentrum der Web-Industrie - und Namensgeber des Paisley-Musters (auch wenn das Muster an sich ursprünglich aus dem persischen Raum kommt).
Man kann einige Maschinen im Museum bewundern und an einer Art Simulator versuchen, ob man das Zeug dafür hat, um an einem Hochofen zu arbeiten (mir ist das Ganze zweimal um die Ohren geflogen). Es wird aber auch sehr viel Wert auf die sozialen Bedingungen gelegt. Es gibt Informationen über Fabrik- und Bergwerkbesitzer, die reich waren und viel Einfluss hatten und sich gegenseitig auf Dinnerpartys unterhalten haben, während die Arbeiter es natürlich längst nicht so gut hatten, zu siebt in einem Raum lebten, die Kinder nicht zur Schule schicken konnten und sich überwiegend von Brot, Kartoffeln und Haferbrei ernährten. Deswegen haben die Arbeiter auch "friendly societies", um sich gegenseitig zu unterstützen. Weil Hausfrauen da nicht aufgenommen wurden, gründeten sie ihre eigene Society, in der sie neue Sachen lernen konnten und mit Politik in Verbindung kamen. Die Frauen von Coatbridge machten zum Beispiel eine Ausstellung, bei der sie ihre Handarbeit-Erzeugnisse zeigten.
Wie auch im Ruhrgebiet sind viele Menschen aus anderen Ländern in die Umgebung von Glasgow gezogen, um in den Fabriken/ Bergbau zu arbeiten. Zuerst waren es vor allem Iren, später auch Asiaten und Osteuropäer. Durch diese Abteilung bin ich aber falschrum gelaufen und war etwas verwirrt, was die traditionelle litauische Tracht in der Vitrine zu suchen hatte, bevor ich das Schild im nächsten Glaskasten las.
Im Open Air-Teil des Museums kann man mit einer alten Tram zu einem Arbeiter-Straßenzug fahren (ich bin aber zu Fuß hingegangen). Jedes Haus in dem Straßenzug stellt ein anderes Jahrzehnt dar und zeigt wie die Menschen damals gelebt haben. Es ist interessant zu sehen, wie innerhalb von zehn oder zwanzig Jahren die Wohnungen größer und besser eingerichtet werden. Und aus der Wohnung der 1980er kamen mir tatsächlich Sachen bekannt vor - diese komische Puppe mit dem unförmigen Kopf zum Beispiel. Was mich allerdings irritiert hat, war die Wäscheleine zwischen den Häusern. Die Wäsche dort wird nicht lange sauber gewesen sein.
Umfassend gebildet ging es also wieder nach Hause zum Eurovision Song Contest. Ich habe herausgefunden, dass ich bei meinem Fernseher Untertitel zu den Liedern einstellen und mitsingen kann. Das ist besonders bei den Liedern, deren Sprache ich nicht kann sehr lustig. Ich finde, es sollte die Regel werden, dass alle Teilnehmer in ihrer Landessprache singen sollen und dann die Zuschauert mit Untertiteln zum Mitsingen versorgt werden.
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