Mittwoch, 22. Oktober 2014

Ab in den Süden...

Nein, ich bin in meinen Herbstferien nicht kurz nach Spanien geflogen, weil ich die Sonne in Schottland so vermisst habe - das schottische Wetter ist nach wie vor nicht so schlimm wie erwartet, auch wenn man merkt, dass es Herbst wird - sondern ich war vier Tage lang mit drei spanischen Assistenten, Annabel, Susana und Gillen (der sich als männlich herausstellte - immer diese ausländischen Namen! :-D (sorry, Gillen)), in Nordengland unterwegs. Alles hat damit angefangen, dass ich Annabel gefragt habe, ob sie nicht mit auf die Loch Ness Tour kommen wolle und sie meinte, sie habe eine Englandreise geplant, ob ich da nicht mitwolle. Eigentlich hatten sie vor, schon Samstag aufzubrechen, aber weil ich da noch in Inverness war, haben sie ihre Pläne netterweise um einen Tag nach hinten verschoben. Sonntagvormittag ging es dann (zum Glück nicht um acht sondern erst um neun) in Annabels Auto Richtung Süden bzw. South the Wall. ;-)

Tag 1: Lake District, Lancaster und Liverpool
 
Als ich mir vor dem Beginn meines Aufenthalts hier überlegt habe, was ich den gerne sehen würde, fielen mit viele Orte in Schottland ein, aber der Lake District stand bei mir auch ganz weit oben auf der Wunschliste. Ich meine, Lizzie aus Stolz und Vorurteil wollte da schon gerne hin und Wordsworth hat seine berühmt berüchtigten Daffodils am Ufer des Ullswater gesichtet. Das muss man sich dann als Anglistik-Studentin doch mal ansehen. Wir haben es zwar nicht nach Grassmere geschafft, aber die Gegend war trotzdem wunderschön.
Bei überwiegend blauem Himmel sind wir zuerst am Ullswater entlang gegangen - und mussten feststellen, dass Gummistiefel die angemessene Wahl des Schuhwerks gewesen wären... Was soll's! Dicke Wurzeln auf dem Boden, Wurzeln in der Luft, Bäume auf winzigen Inselchen im Wasser - all das kann definitiv einen "spontaneous overflow of powerful feelings" bewirken.



Nach einem Spaziergang am Wasser sind wir wieder ins Auto gestiegen und weitergefahren. Weil es aber so schön war, haben wir wieder angehalten und wollten nochmal an den See herunter gehen. Dabei sind wir unbeabsichtigt auf Privatgelände geraten. Der Nachbar war aber sehr verständnisvoll und anstatt uns anzupflaumen gab er uns de Schlüssel zu seinem Bootshaus, damit wir uns den See nochmal aus der Nähe ansehen konnten. Das Bootshaus hatte einen kleinen Balkon, von dem aus die Sicht über das Wasser wirklich atemberaubend war. Auch in England ist der Herbst angekommen und die Bäume verfärben sich. Dazu das Wasser des Sees und die Hügel dahinter. Hach, es war einfach schön. Und erinnerte irgendwie an das Auenland.







Das Bootshaus hat uns wirklich nochmal einen anderen Blick auf den See gewährt. Es war echt nett, von dem Mann uns den Schlüssel zu leihen. Im Gegenzug halfen wir ihm, seinen elektronischen Rentner-Bobbycar aus dem schlammigen Boden zu befreien. Er gab uns dann auch noch den Tipp, den Aira Force Wasserfall zu besuchen, was wir auch taten.
Dieser Wasserfall wird übrigens auch in einem Gedicht von Wordsworth erwähnt. Zwischen moosigen Steinen, Bäumen und Farnen stürzt das Wasser den Berg herunter. Über gewundene Wege und kleine Brücken kann man am Wasser entlang und darüber hinweg gehen. Ein toller Ort, den man leider kaum auf Bildern festhalten kann.



Vom Lake District aus ging es weiter gen Süden nach Lancaster. Ich bin auf dem Weg dahin im Auto eingeschlafen, vermutlich aus Übermüdung nach dem Tagesausflug mit den ISUK, aber auch weil eine Erkältung im Anmarsch war. Susana fragte mich daraufhin jeden Tag mindestens dreimal, wie es mir ginge und ob ich Fieber habe. Lancaster konnte ich deswegen auch nur halb würdigen. Ich war noch ziemlich dösig im Kopf. Wir haben die Kathedrale besichtigt (eine von vielen Kirchen, die wir auf der Reise sehen würden) und kamen am Castle vorbei, das wir aber nicht besichtigen konnte, weil gerade ein Musik Festival stattfand, für das wir keine Karten hatten.

Lennon-Statue
Die erste Nacht verbrachten wir in Liverpool. Wir gingen in den Cavern Club, in dem schon die Beatles in jungen Jahren, sowie viele anderen bekannte Namen wie die Rolling Stones oder Queen aufgetreten sind. Wir haben ein Bier bzw. Cider getrunken und den Beatles-Coverbands zugehört. An den Tischen neben uns schienen ein paar Erasmus-Studenten zu sein, unter ihnen auch Deutsche. Irgendwann fingen sie an "Schatzi, schick mir ein Foto" zu singen. Ich habe mich auf meinem Stuhl ganz klein gemacht. Gillen, der eine Zeit lang in Berlin studiert hat, grinste mich an. Vermutlich kannte er das Lied.










Tag 2: Liverpool und Manchester

Da wir am Abend zuvor nicht besonders viel in Liverpool gesehen hatten, nahmen wir uns am nächsten Morgen viel Zeit, um die Stadt zu besichtigen. Liverpool hat zwei Kathedralen (ich hatte ja schon angekündigt, dass wir viele Kirchen gesehen haben), die katholische Liverpool Metropolitan Cathedral, die ein bisschen an Saurons Krone erinnert, und die anglikanische Liverpool Cathedral. Beide Kirchen sind im 20. Jahrhundert (fertig) gebaut worden. Auch wenn ich die anglikanische Kirche sehr viel älter geschätzt hatte. Laut Wikipedia ist sie die letzte neogotische Großkirche, die gebaut wurde (übrigens hatte Mackintosh sich auch mit einem Entwurf beworben). Wie gesagt, ich dachte, sie wäre älter. Ziemlich wahnsinnig, dass in den letzten 100 Jahren noch zwei so riesige Kirchen in einer Stadt gebaut wurden. Unabhängig davon, ob sie nun für die gleiche Konfession gebaut sind oder nicht. Wobei es zu ihrem Planungszeitpunkt natürlich noch undenkbarer als heute war, dass beide Konfessionen vielleicht zusammenfeieren könnten.
Nicht die Kopfbedeckung des dunklen Herrschers von Mordor sondern die Metropolitan Cathedral
Liverpool Cathedral
In der Metropolian Kathedral waren wir nicht drin. Allerdings soll sie von innen viel schöner sein als von außen. Die andere haben wir dagegen schon von innen gesehen. Von außen gefiel sie mir nicht so gut, von innen dafür aber umso mehr. Sie ist unglaublich groß. Als ich reinkam, fiel mein Blick auf eine Fläche mit Stühlen und Tischen und ich fragte mich, ob die mich eigentlich veräppeln wollen und mittlerweile jede Kirche in Großbritannien in etwas anderes als eine Kirche verwandelt wurde. Auch die rosa Leuchtschrift unter dem Westfenster, die 2008 als Liverpool Kulturhauptstadt Europas war, angebracht wurde, fand ich etwas irritierend. 

 Hinter dieser Fläche streckte sich dann aber das Hauptschiff, das ganz normal mit Stühlen mit Blick auf den Altar ausgestattet ist. Die Kirche wird tatsächlich nicht nur für Gottesdienste verwendet, aber das ist auch wohl sinnvoll, denn die Größe scheint mir doch etwas übertrieben. Sie ist die fünftgrößte Kirche der Welt. Allein die Lady Chapel hat in etwa die Größe einer durchschnittlichen Pfarrkirche.

Lady Chapel

Gut gefallen hat mir aber die Kinder-Kapelle, die im Vergleich zum Rest der Kirche von der Größe her aber ein Witz ist. Ich finde die Idee schön, dass die Kinder einen Bereich in der Kirche haben, der ihnen "gehört". Dort steht u.a. ein Baum mit Papierblättern, auf die die Kinder etwas geschrieben hatten.
In der Kapelle daneben erinnert ein großer leuchtender Reifen an die Opfer der Hillsborough disaster als bei einem Spiel des FC Liverpool gegen Nottingham Forest 96 Fans zu Tode getrampelt und über 700 verletzt wurden, weil die Menschen sich nicht gleichmäßig auf die verschiedenen Blocks verteilen konnten.
Die Kathedrale ist also sehr vielseitig und das finde ich gut, auch wenn ich das ganze Gebäude dann doch etwas größenwahnsinnig finde. Gut, ich habe keine Ahnung, wie die Gemeindegröße um 1900 war, aber ich werde den Gedanken nicht los, das jemand mit diesem Bau vor allem angeben wollte.
Von der Kathedrale aus liefen wir durch China Town (was sich auf der Reise irgendwie zu einem running gag entwickelte) hinunter zum Hafen. Wir stoppten kurz im Beatles-Laden und gingen dann am Wasser entlange und dann zurück zum Auto, vorbei am Kneipen-Viertel, das wir in der Nacht vorher besucht hatten - auf einem Haus sind Statuen der Beatles zu sehen - und an der George Hall, inklusive Kriegerdenkmal des ersten und zweiten Weltkriegs (was hatte ich nochmal über die Denkmäler gesagt?). Insgesamt hat mir Liverpool aber ziemlich gut gefallen. Ich hatte nicht viel von der Stadt erwartet, aber sie hat mich richtig positiv überrascht.

In Manchester regnete es. Schon in Liverpool war das Wetter nicht besonders toll. Ich habe trotz Anorak mit reingeknöpfter Fleecejacke gefroren. Aber in Manchester war es noch um einiges fieser. Annabel wollte uns eine bestimmte Bibliothek zeigen, aber vorher sind wir etwas planlos herum gelaufen und haben erstmal die Touristeninformation gesucht. 

Schock in Manchester
Mit einer Karte bewaffnet sind wir etwas weniger planlos in Richtung Kathedrale gelaufen, in der ein Spiegel stand, der ohne Weiteres aus einer Märchenwelt hätte stammen können. (Das Foto von mir und dem Spiegel hat übrigens Susana gemacht)

Die Bibliothek, die Annabel uns zeigte, war wirklich wunderschön. Leider haben wir nicht viel sehen können, weil wir nur wenig Zeit hatten, aber sie sah total nach Hogwarts aus. Ich habe einen Gang gesehen, bei dem ich sofort an Pfützen auf dem Boden und einen sich durch die Schule schlängelnden Basiliken denken musste (vielleicht weil es draußen so nass war).



Von Manchester aus sind wir nach Reeth gefahren, wo wir übernachten wollten. Die Jugendherberge lag etwas außerhalb, aber das war uns beim Buchen egal, weil das Gebäude und die Landschaft einfach wunderschön waren. Im Auto habe zumindest ich die Entscheidung verflucht. Es regnete im Strömen, es war viel Verkehr und wir kamen einfach nicht an. Zwischendurch rief das Hostel schon Gillen an, um zu fragen, ob wir es uns vielleicht anders überlegt hatten. Ich glaube, es war zehn, als wir endlich am Hostel ankamen.


Tag 3: Reeth, Sheffield und York

Die Sicht am nächsten Morgen auf grüne Wiesen, sanfte Hügel und Schafe (also quasi das Auenland) hat uns für die lange Nachtfahrt am Abend zuvor dann doch versöhnt. Auf dem Weg nach Sheffield, unser erstes Ziel an dem Tag, haben wir immer wieder angehalten, um von der schönen Landschaft North Yorkshires Fotos zu machen. 



Drei Grazien auf einer Bank (Fotograf: Gillen)
Zwischendurch tauchten merkwürdig bekannte Namen auf; aber während ich mich wohl noch auf ein Cider im Green Dragon (Pub in Hobbingen, der im Herr der Ringe erwähnt wird) eingelassen hätte, war ich ziemlich froh, dass wir um das Bolton Castle (in Game of Thrones kommt ein Charakter mit dem Namen vor) einen Bogen gemacht haben.

Die erste Stadt, die wir uns am dritten Tag ansahen, war Sheffield. Ich musste die ganze Zeit an einen Scherz meines Dozenten denken, der - ich weiß gar nicht mehr, in welchem Zusammenhang - entrüstet fragte, ob Romeo und Julia denn in Sheffield spiele.
Gebäude der Student Union
Nein, Sheffield ist keinesfalls das geeignete Setting für Romeo und Julia, aber die Stadt wird mir in Erinnerung bleiben, weil es die einzige Stadt war, in der wir ein warmes Mittagessen hatten (wir wollten möglichst billig reisen und haben uns überwiegend von Brot, gekochtem Schinke, Käse und Mandarinen ernährt). Im Haus der Student Union gab es recht billig Hamburger und Getränke.
Weil das Wetter auch in Sheffield zu wünschen übrig ließ, waren wir überwiegend in Museen: die Millennium Galleries, in denen unter anderem die Sammlung von John Ruskin ausgestellt war (der Typ hat einfach alles gesammelt - und, was mir sehr gut gefiel, er kam auf die Idee, dass man historische schöne Gebäude - vor allem Kirchen - nachzeichnen oder malen könnte, damit die Kunst erhalten bleibt) und die Graves Art Gallery. An die Millennium Galleries war auch ein schöner Wintergarten angeschlossen. Das Windspiel darin hat mir besonders gut gefallen, auch wenn man es leider nicht gut fotografieren konnte.
Trotz des schlechten Wetters sind wir auch ein wenig durch die Stadt und an den wichtigen Gebäuden (Kathedrale, Rathaus) vorbei gelaufen und haben am Ende noch einen Ausflug in den botanischen Garten gemacht, bevor wir weitergefahren sind.

Unser Plan war eigentlich zum Leeds Castle zu fahren. Allerdings mussten wir feststellen, dass es gar nicht in Leeds sondern in der Nähe von London liegt. Dort gibt es ein Dorf, das auch Leeds heißt. Blöd gelaufen, aber wir haben es noch rechtzeitig gemerkt und haben beschlossen, direkt nach York zu fahren. Als wir dort ankamen, war es schon dunkel und so fuhren wir direkt zum Hostel. Und da ging das Chaos los.
Ursprünglich wollten wir die letzte Nacht in Newcastle verbringen. Als wir in Manchester waren, bekam Gillen aber eine Mail, dass das Hostel, das er eigentlich gebucht hatte, vom Brandschutz oder so geschlossen worden war. Wir haben kurz beratschlagt und überlegt, stattdessen in York zu übernachten. Gesagt, getan, Gillen reservierte das Hoste in York - nur aus Versehen für den falschen Tag (den vorhergehenden nämlich). Nach einigem Hin und Her, einem Anruf bei der Buchungsplattform und einem Gespräch mit dem Chef des Jugendherberge gab uns die Frau an der Rezeption ein Zimmer für die Nacht. Wir freuten uns uns machten uns auf den Weg.
Aber damit endete das ganze leider nicht. Als wir die Tür zum Zimmer öffneten, fiel mein Blick zunächst auf zwei Unterhosen, die im Zimmer zum trocknen hingen, und danach auf die Besitzerinnen der Unterhosen, zwei Frauen zwischen schätzungsweise 40 und 50. Etwas perplex ging Gillen mit einer der beiden zur Rezeption, während wir Mädels im Flur warteten. Unglücklicherweise stellte sich heraus, dass die Frau vom Hostel uns auch für die falsche Nacht gebucht hat! Da im Hostel kein Platz mehr für uns war, mussten wir uns etwas anderes suchen. Nach einem kurzen Kriegsrat haben wir uns für das Hostel entschieden, dass uns die Jugendherberge empfohlen hat. Es war etwas teuerer aber das Frühstück war inbegriffen. Das Haus ist ein georgianisches Wohnhaus, in dem früher mal eine wichtige Familie mit ihren Dienern gewohnt hat. Überall hängen kleine Tafeln, auf denen Geschichten über das Haus und seine Bewohner stehen. Wir hatten einen 10er Schlafsaal für uns alleine, der früher das Zimmer der Haushälterin und dreier Dienstmädchen war.
Nachdem das Übernachtungsproblem also gelöst war und wir Abendbrot gegessen hatten, sind wir nochmal rausgegangen und haben den Pub besucht, den uns der nette (und gutaussehende ;-)) junge Mann an der Rezeption genannt hatte. Etwas Live-Musik, ein Cider in einem - trotz Skelett an der Theke - urgemütlichen Kneipenraum... Es war ein schöner Ausklang des so ereignisreichen Abends in York. Auf dem Weg haben wir schon ein bisschen von York gesehen und das hat mich total begeistert. Die Häuser sehen wie aus einem Märchenbuch aus.


Tag 4: York und Newcastle

Am nächsten Tag sollte nochmal das bestätigen, was ich schon am Abend vorher über York gedacht habe. Es ist echt wunderschön. Ich kann nicht glauben, dass wir die Stadt in unserer ursprünglichen Planung gar nicht berücksichtigt haben!







Wir begannen unseren Rundgang auf der alten Stadtmauer und auf einmal hatten Gillen, Anabel und
ich die Titelmelodie von Game of Thrones im Kopf. Über die Mauer gelangten wir zum Clifford Tower, wo im 12. Jahrhundert eine Gruppe Juden Schutz gesucht hatte, weil sie von einem Mob verfolgt wurden. Leider war die Flucht erfolglos, weil der Mob den Turm stürmte und diejenigen massarierten, die sich noch nicht selber umgebracht hatten. 
Konstantin vor der Kathedrale
In die Burg konnten wir nicht, weil sie noch geschlossen war. Stattdessen sind wir durch die Stadt mit den kleinen, bunten Häuschen und engen Gassen geschlendert, bis wir um eine Ecke bogen und staunend vor einer riesigen Kathedrale standen. Für mich war das wirklich überraschend. Gerade hatte ich noch ein Haus fotografiert, das wie aus einer Playmobilstadt oder einem Museum aussah, war dann zwischen zwei Häusern durchgenangen und stand im nächsten Moment vor einer Kirche, die bis in den Himmel ragte. Wirklich beeindruckend. Das imposante Gebäude wollten wir uns natürlich auch gerne von innen ansehen, aber da der Eintritt auch für Studenten unverschämt hoch war, haben wir nur einen kurzen Blick hineingeworfen und sind dann zum Eisenbahnmuseum geschlendert. 
Wir hatten aber nicht viel Zeit, also habe ich mir nur ein paar der alten Züge angeguckt und musste (natürlich) an Harry Potter denken. Außerdem dachte ich an Sheldon und ob er das Museum mögen würde (bestimmt). Ich bin so nerdy. :-D

Im Railway Museum

Das letzte Ziel auf unserer Englandreise war Newcastle upon Tyne. Wegen des eher bescheidenen Wetters haben wir uns das Hancock Museum in der Nähe der Uni angesehen. Besonders interessant darin fand ich die Ausstellung zur Hadrian's Wall. Die Mauer selbst haben wir zwar nicht gesehen, aber es war ein Modell der Mauer ausgestellt, dass mir die Länge derselben nochmal bewusst gemacht hat. Ich erinnere mich daran, dass wir sie in der siebten oder achten Klasse in Englisch besprochen haben, aber manche Sachen versteht man ja erst hinterher. In dem Museum war ansonsten eine bunte Mischung von fast allem zu sehen: Ausgestopfte Tiere, indische Gottheiten und auch eine Mumie. 
Modell der Hadrian's Wall
Nach dem Besuch um Museum haben wir uns die Innenstadt angesehen. Dabei kamen wir an der Statue eines Earl Greys vorbei, die an den 2. Earl Grey erinnert, der sich nicht nur politisch hervorgetan hat, sondern auch der Namensgeber des Tees ist (letzteres stand natürlich nicht auf der Säule).
St Nicholas
Die anglikanische St Nicholas's Cathedral stand auch auf unserer Besichtigungsliste - man merkt, dass ich die Sehenswürdigkeiten rausgesucht habe (Annabel hat uns gefahren, Gillen war Beifahrer (auf Spanisch übrigens copiloto, ein nettes Wort, wie ich finde), Susana hat die Finanzen verwaltet und ich saß hinten und hatte ein Handy mit Internet, also wurde ich beauftragt, Sehenswürdigkeiten zu googlen). Annabel hat zwischendurch schon gemault, dass wir ständig Kirchen sehen... Mir hat die Kathedrale aber gut gefallen. Wie in Inverness sind mit auch in Newcastle die bestickten Kniekissen aufgefallen. Die scheinen in Großbritannien wohl verbreitet zu sein. 







Fenster für die Dänen
Außerdem fand ich die Gedenktafeln für Dänischen Seeleute, die im zweiten Weltkrieg mit den britischen Soldaten gekämpft haben, bemerkenswert. Nachdem Deutschland Dänemark belagert hatte, standen alle dänischen Schiffe in Großbritannien unter britischem Schutz und kämpften mit den Briten. Dabei war Newcastle ein wichtiger Hafen. Normalerweise habe ich ja etwas gegen Kriegerdenkmale, aber dieses fand ich spannend, weil ich noch nie etwas über dänische Soldaten im britischen Dienst gehört hatte. Außerdem ist das Denkmal sehr unaufdringlich und nicht so gnadenlos patriotisch und emperialistisch wie die britischen, die ich bisher gesehen habe (man denke nur an "United we conquer").


 Zu Newcastles Sehenswürdigkeiten gehören auch sieben Brücken, die wir uns ansehen wollten. Auf dem Weg dahin kamen wir am "Black Gate" vorbei -  natürlich mussten Annabel und ich direkt an Mordor denken - und sahen außerdem ein Schild mit der lustigen Dopplung "Newcastle Castle". Bei den Brücken entdeckte ich eine, die auf den ersten Blick genauso aussah wie der Clyde Arc in Glasgow, bei genauem Hinsehen dann aber doch etwas anders war. Hinter dieser Brücke, die übrigens "Millennium Bridge" heißt, liegt ein Museum für moderne Kunst, das wir uns angesehen haben. Allerdings hat es uns allen nicht besonders gut gefallen. Ich hätte es ahnen müssen, als ich hörte, wie ein Mann zu seinem Begleiter sagte: "Der Gift Shop hat mir am besten 
gefallen!" Auch auf der anderen Seite des Flusses war merkwürdige Kunst zu sehen und wir beschlossen, wieder zurück in Richtung Auto zu gehen. Kurz bevor wir gefahren sind, habe ich mir noch einen Pulli mit dem Hogwarts-Wappen gekauft.

Vier Tage England mit drei Spaniern war schon ein Erlebnis. Ich habe nicht nur viele Orte gesehen, die ich vorher noch nicht kannte, sondern habe auch paradoxerweise vier Tage lang fast nur Spanisch gesprochen, was meiner Sprachpraxis mehr als gut tat. Und wir vier haben uns wirklich gut verstanden, obwohl ich Gillen und Susana vorher gar nicht und Annabel erst seit kurzem kannte.

Zwei Tage nach unserer Rückkehr haben wir uns nochmal einen ganzen Tag lang getroffen, haben Fotos ausgetauscht, sind in Ardrossan am Strand spazieren gegangen und haben sowohl den Hobbit als auch den neuen X-Men-Film gesehen. Wie gut, dass ich vorher noch nie einen X-Men-Film gesehen hatte. :-D Aber Annabel hat mir ziemlich gut zusammengefasst, worum es in den Filmen prinzipiell geht und wer wie mit wem verbunden ist, so dass ich nur am Ende einmal das Gefühl hatte, dass mir Hintergrundwissen fehlte. Der Film hat mir sogar erstaunlich gut gefallen. Diese England-Reise hat also immer wieder Überraschungen für mich bereitgehalten.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen