Samstag, 25. Oktober 2014

I'm a Barbie Girl oder: British Council Training Day

Gestern hatten wir FLAs einen Training Day, der vom British Council organisiert wurde. Aus ganz Schottland kamen Assistenten nach Glasgow, um daran teilzunehmen. Aus diesem Grund hatte ich Marit, die deutsche Assistentin von den Orkney Islands für ein paar Tage zu Gast. Beim Goethe Institut-Treffen hatte sie erzählt, dass sie an diesem Tag teilnehmen und vorher gerne nochmal ein bisschen Glasgow erkunden würde, also habe ich ihr angeboten, dass sie bei uns in der Wohnung übernachten kann. Ich musste zwar schon wieder zur Schule, aber ich habe sie dann nachmittags irgendwo in der Stadt aufgesammelt und wir sind dann zusammen nach Hause gefahren. Sie hat mich auch auf die Idee gebracht, den Film Love is strange zu sehen, den ich auf jeden Fall empfehlen kann.

Zurück zum Training Day: Nachdem das British Council-Einführungstreffen für mich ein bisschen enttäuschend war, weil es vor allem organisatorisch und weniger inhaltlich war, war ich sehr gespannt, wie dieser Tag verlaufen würden. Es wurde ein großer Aufwand um die Anmeldung betrieben - online eintragen in einer Umfrage, bei der dann auch der Name des Mentor Teachers eingetragen und Essensgewohnheiten (vegetarisch oder nicht etc.) genannt werden mussten. Eine Woche vorher kam dann eine Mail mit der Erinnerung an den Tag. In dieser Mail wurden wir außerdem dazu aufgefordert, an dem Tag etwas Pinkes zu tragen, da Breast Cancer Awareness Day sei. Außerdem könne man für die Krebsforschung spenden. Die Person mit dem besten pinken Outfit bekäme auch einen Preis.
Nun ist Pink bzw. Rosa so gar nicht meine Farbe. Ich habe mir dann aber trotzdem pinken Nagellack und pinke Zopfgummis gekauft und außerdem meinen pinken Yes-Anstecker von der Unabhängigkeitsbewegung, den ich auf meinem Schreibtisch gefunden habe, angesteckt. Das "Yes" sollte "Ja zu Awareness", nicht "Ja zu Brustkrebs" heißen. (Natürlich hat Andreas, ein andere deutscher Assistent, das direkt falsch verstanden) Der Blick auf meine Fingernägel hat mich den ganzen Tag lang schaudern lassen... Um die Spannung vorwegzunehmen: Ich habe nicht gewonnen. Die Gewinnerinnen hatten alle ein Teil komplett in rosa an (die Chinesin, die den ersten Preis gewonnen hat, zum Beispiel einen schon wirklich Barbie-mäßigen rosa Blazer) und der männliche Gewinner des dritten Platzes hatte dunkel-rosa Streifen auf seinem Pulli und hat den Preis bekommen, weil er der einzige Junge war, der überhaupt etwas Rosanes anhatte. Meiner Meinung nach hätte die Frau vom Schottischen Sprachenzentrum gewinnen müssen, weil sie wirklich richtig rosa angezogen war und sogar eine rosa Perücke aufhatte. Aber sie war Mitglied der Jury.
Gestern gab es dann wirklich den inhaltlichen Input, der beim ersten Treffen mit dem British Council gefehlt hat. Zuerst gab es einen Vortrag über Behaviour Management, den der Vortragende selber mit den Worten "Be friendly (as far as possible)" zusammenfasste. Danach lernten wir alle ein bisschen Walisisch. Die Lehrerin sprach ausschließlich Walisisch mit uns, um uns zu zeigen, dass man eine Sprache auch unterrichten kann, ohne die Muttersprache der Schüler zu benutzen. So lernten wir von einer Frau mit spitzem Hut, die wie ein Kobold vor uns auf und ab sprang, die Zahlen von 1 bis 3, die Farben rot, grün und blau und ein paar Kleidungsstücke. Vermutlich wird uns allen das Wort für Unterhose im Kopf bleiben (Dillad isaf), weil die Lehrerin die entsprechenden Kleidungsstücke mitgebracht hatte und einen der Jungs dazu brachte, sich eine blaue Spitzenunterhose (Dillad isaf glas) über seine Jeans anzuziehen. Mir hat es geholfen, dass die Lehrerin zusätzlich dazu, dass sie die Wörter gesagt hat, sie auch noch auf Schildern hochgehalten hat. Allerdings ist die Schreibweise im Walisischen komplett anders als die Aussprache.
Nach diesem lustigen Part waren wir selber gefragt, eine Unterrichtseinheit von fünf Minuten vorzubereiten und den anderen Assistenten ein paar Worte in unserer Muttersprache beizubringen, ohne dabei Englisch zu sprechen. Dazu fanden wir uns mit unseren Leidensgenossen Mitmuttersprachlern in einer Gruppe zusammen. Abgesehen von den Italienern, die nur zu zweit waren, waren wir Deutschen mit fünf Leuten die kleinste Gruppe. Und wir waren alle hochmotiviert und voller Ideen. Nicht. Im Grunde war die Aufgabe ja gut und praxisorientiert. Das Problem war, dass unsere Gruppe die Aufgabe hatte, mit den anderen ein Möbiusband zu basteln. Alle Unterrichtsstunden hatten irgendwas mit dem Möbiusband zu tun (die Chinesen hatten z.B. eine Brücke, die davon inspiriert war, die Spanier einen Film über Möbius), aber wir sollten mit unseren fünf Minuten die Grundlage bilden. Wir standen dann aber Problem, was wir genau sprachlich unterrichten wollten, auf welche Klassenstufe wir unsere Überlegungen abstimmen sollten und was wir in den drei Folgestunden, die eh niemanden interessierten, die wir aber auf dem Zettel eintragen mussten, machen sollten. Im Endeffekt hat Marit die Schritte langsam übers Mikro erklärt ("Nehmt die Schere. Die Schere"), während wir anderen in Zweiergruppen die Schritte stewardessenmäßig vorgemacht haben. Etwa die Hälfte hat mitgebastelt, aber das war mir auch egal. Und alles was die anderen mitgenommen haben, war vermutlich "Hallo", "Tschüss" und "Sehr gut". Wenn überhaupt. Aber was soll's. Ich habe von der chinesischen Vorführung nur "mu" (oder so ähnlich) für "Baum" im Kopf behalten.
Bei Chinesisch hat man wirklich nochmal gemerkt, wie es ist, eine Fremdsprache ohne irgendwelche Kenntnisse und sei es nur durch andere Fremdsprachen zu haben. Ich kann Spanisch, ich hatte mal Französisch und bei Italienisch konnte ich mir dementsprechend ziemlich viel ableiten. Deswegen hatte ich keine Probleme, diesen Gruppen zu folgen. Auch bei Walisisch ging es einigermaßen, weil "côt" (Mantel) doch recht ähnlich wie "coat" klingt. Bei Chinesisch hatte ich gar keine Anhaltspunkte und konnte teilweise nicht mal die Wörter von einander unterscheiden. Vielleicht war es auch nicht so günstig, dass die Chinesisch-Gruppe das Bild mit der Brücke, also das Thema Architektur, hatte. Wir Deutschen hatten es mit den Gegenständen wie Papier und Schere deutlich einfacher.
Das Treffen wurde von einer Frage-und-Antwort-Runde beendet. Allerdings sah die so aus, dass wir Fragen aufschrieben und der British Council sie beantwortete. Es wäre interessant gewesen, wenn andere Assistenten auch etwas dazu hätten sagen können. Der Erfahrungsaustausch untereinander war auf die Pausen und die Zeit während des wirklich leckeren Mittagessens beschränkt. Ich persönlich fand das etwas schade, muss aber auch sagen, dass ich die Zeit nicht effizient genutzt habe. Nicht, dass ich keine netten Gespräche geführt hätte, aber wenn ich es gewollt hätte, hätte ich vermutlich mehr Schulerfahrungen austauschen können. Nun ja.
Nach zwei Gruppenfotos wurden wir entlassen. Die meisten machten sich auf den Weg, um irgendwo was (alkoholisches) zu trinken. Marit und ich gingen stattdessen in den Hidden Tearoom, wo wir einen sehr leckeren Chaitee getrunken und dazu Scones gegessen haben. Die Teestube hat mir sehr gut gefallen. Sie ist größer, als es von außen den Anschein hat (zwei Etagen), ist sehr niedlich eingerichtet und den Tee gibt es aus kitschigen, aber irgendwie passenden, Blümchentassen und -kannen. Auf einem Schild stand, dass man dort auch Junggesellinnenabschiede feiern könnte. Also, wenn es bei mir irgendwann mal soweit ist - ihr wisst Bescheid! ;-)
Abends waren Marit und ich noch bei einem Ceilidh, den uns der British Council empfohlen hat. Allerdings waren wir beiden die einzigen, die von den Assistenten gegangen sind. Es ware trotzdem sehr lustig. Der Ceilidh war längst nicht so ernst wie unser Kurs (natürlich nicht, das war ja zum Vergnügen, während wir bei unserem Kurs wirklich die Schritte lernen sollen) und es wurde alles genau erklärt, so dass meine Gedanken, ich könne nicht mitkommen, weil ich im Kurs auch eine der langsameren Lerner bin, unbegründet waren. Im Gegenteil: Ich hatte sogar das Gefühl, eine derjenigen zu sein, die zumindest ein bisschen eine Ahnung hatten, was gerade vor sich ging. Natürlich waren die beiden jungen Männer im Kilt diejenigen, die am besten Bescheid wussten, wie die Tänze gingen. So ganz dem Klischee entsprechend. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, aber leider konnten wir nicht bis zum Schluss bleiben, weil Marit am nächsten Morgen früh wieder zurück fliegen musste. Außerdem waren wir ja auch schon den ganzen Tag auf den Beinen gewesen. Von daher fand ich auch, dass das Bett nicht die schlechteste Idee war.

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