Sonntag, 30. November 2014

Home is behind, the world ahead

Der November war noch nie mein Monat. Die dreißig Tage zwischen meinem Geburtsmonat und der Weihnachtszeit fand ich schon als Kind ziemlich überflüssig. Im Ausland ist der November dann immer die Zeit, in der mich das erste Heimweh packt. Die Euphorie vom Anfang ist verflogen, der Alltag ist eingekehrt und damit kommen erste Enttäuschungen und Frustrationen sowie die Tatsache, dass ich meine Leute in Deutschland einfach vermisse.
Nach einem anstrengenden Tag in der Schule, der von Gedanken wie "Bitte frag nicht, was 'Mittagessen' heißt! Bitte frag nicht, was... mist" begleitet wird, bin ich manchmal schon desillusioniert. Wenn ich mir dann überlege, dass in Essen gerade der Weihnachtsmarkt stattfindet und ich nicht mit euch hingehen kann, stimmt mich das traurig. Und nach einer Zumba-Stunde mit fremden Liedern oder - noch schlimmer - bekannten Liedern mit unbekannten Choreos sowie zehn Minuten Maikäfer auf der Matte wünsche ich mich oft zu meinem Zumba-Kurs zuhause zurück. Ich werde sogar melancholisch, wenn meine Tandempartner sich mit ihren Freunden über Uni und Dozenten unterhalten und ich daran denke, dass das mittlerweile bei mir ein Ende hat...

Was tun gegen Heimweh? Etwas unternehmen, sich beschäftigen, in Arbeit stürzen... Ich habe verschiedene Sachen ausprobiert. Wenn man einen Adventskalender für sechs Klassen bastelt, bleibt einem nicht besonders viel Zeit, Trübsal zu blasen und die Reaktion der Lehrerinnen verdrängt auch die Frustration über Stunden, die nicht so gut gelaufen sind. Außerdem: Je anstrengender der Tag war, desto schneller schlafe ich ein und desto weniger kann ich im Bett nachdenken.
Ausflüge sind auch eine gute Art, gegen Heimweh anzukämpfen. Neues entdecken ist super und manche Ziele sind fast wie in Deutschland. Heute war ich mit Emily, Matthew und drei ihrer Freunde in Edinburgh auf dem Weihnachtsmarkt (Bericht folgt). Es gab Glühwein, Bratwurst und gebrannte Mandeln. Fast wie zuhause also. Aber gerade, wenn es sich so ähnelt, merkt man, finde ich, umso mehr, dass es eben doch nicht ganz Zuhause ist und da wäre es mir zwischendurch fast lieber gewesen, der Weihnachtsmarkt wäre weniger deutsch gewesen.
Leute treffen ist sowieso immer gut. Wenn man alleine ist, brütet man zu sehr vor sich hin. In den allermeisten Fällen hilft es mir. Manchmal habe ich zwischendurch trotzem einen Durchhänger. Auch wenn ich hier wirklich einige liebe Menschen kennengelernt habe, sind meine Familie und Freunde zuhause eben nicht zu ersetzen (das wäre ja auch schlimm).
Und wenn gar nichts mehr geht, hilft nur noch ein Herr der Ringe-Marathon. ;-) In den letzten zwei Tagen habe ich alle drei Filme gesehen (und habe eine Zeile des Liedes "Edge of Night" als Titel auserkoren).

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen