Donnerstag, 2. April 2015

Hogwarts, Hogwarts, Hoggy Warty Hogwarts

Eigentlich müsste ich meinen Blog jetzt umbenennen, denn am Samstag war es Hogwarts. Ja, ihr habt richtig gelesen: Ich war in Hogwarts, habe das Schloss erkundet, mich in lange Roben geworfen, mit magischen Kräutern hantiert und fliegen gelernt. Ein durch und durch magischer Tag und ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist.

So und jetzt nochmal ausführlich: Am Samstag stand wieder eine ISUK-Tour auf dem Programm, diesmal ging es ins Alnwick Castle (wird übrigens Ahnick ausgesprochen), in dem Teile der ersten beiden Harry Potter-Filme gedreht wurden, so wie zum Bamburgh Castle. Beide liegen in Northumberland, England. Die Tour zum Alnwick Castle war schon einmal angeboten worden, aber an dem Wochenende konnte ich nicht und wartete nur darauf, dass es wieder die Gelegenheit gab, dahin zu fahren. Ende März waren die Chancen auf gutes Wetter auch recht groß. Keine Frage also, dass Amelie und ich dahin fahren würden. Hatte ich schon erwähnt, dass es nach Hogwarts ging?
Viertel vor acht an der Uni, um acht Uhr ging es los, das kennen wir ja mittlerweile schon. Ein bisschen schlafen im Bus, weil wir am Abend vorher mit unseren Kolleginnen essen waren, eine Kaffeepause nach etwa eineinhalb Stunden in Dunbar. Eigentlich wollten wir nur an einer Raststätte an der Autobahn halten, aber die war geschlossen. Wir hatten eine Dreiviertelstunde Aufenthalt in Dunbar, ein nettes Städtchen an der Küste, in dem es etwas windig war. Amelie und ich haben uns die Beine vertreten und haben uns dann einen Tee organisiert.



Wieder in Bus stieg die Spannung, der Reiseleiter war wieder eine Herausforderung, aber wir hatten Spaß und sangen auch bei den ABBA-Liedern mit. :-D Je näher wir Hog... Alnwick Castle kamen, desto größer wurde die Vorfreude. Wir bekamen eine Karte des Schlossgeländes, die sehr liebevoll gezeichnet war. Außerdem verteilte der Reiseleiter Fotos aus den Harry Potter-Filmen und gab uns die Aufgabe, die entsprechende Ecke des Schlosses zu finden.

Wir kamen in Alnwick an und das Wetter war toll. Amelie und ich entschieden uns, nicht direkt das Schloss zu stürmen, sondern erst ein Foto (oder zwei) von der Lion Bridge aus zu machen. Von dieser Brücke hat man eine gute Sicht auf das Schloss. Sie heißt Lion Bridge, weil der Gryffindor-Löwe ein Löwe auf der Mitte der Brücke steht.


Dann gingen wir zum Schloss und ja, ich habe es definitiv als Hogwarts wiedererkannt. Das Alnwick Castle ist (nach Windsor) der zweitgrößte Adelssitz Englands und gehört der Familie Percy (Percy ist diesem Fall der Nachname; es ist also mitnichten so, dass Percy Weasley Karriere im Zaubereiministerium gemacht und ein Schloss gekauft hat), den Earls und Dukes of Northumberland. Bereits im 11. Jahrhundert wurde an dieser Stelle ein Schloss gebaut, das damals aber noch von einer anderen Familie bewohnt wurde und von dem man heute nichts mehr sieht, weil es im 13. und 14. Jahrhundert komplett umgebaut wurde. Auch im 18. und 19. Jahrhundert wurden viele Änderungen vorgenommen. Die ISUK fassen die Geschichte des Schlosses auf dem Itinerary folgendermaßen zusammen: "over 700 years of drama, intrigue, tragedy and romance". Das trifft es vielleicht besser ein als Abriss über den Rosenkrieg. ;-) Übrigens ist nicht nur Harry Potter im Alnwick Castle gedreht worden, sondern zum Beispiel auch der Robin Hood-Film mit Kevin Costner oder Elizabeth mit Cate Blanchett. Auch Downton Abbey hat mal einen Ausflug in das Schloss gemacht.
Wir betraten also Hogwarts und wandten uns zuerst einmal der Knight's Quest zu. An einer Statue von Sir Henry Percy vorbei gelangten wir ein einen Säulengang, der um einen Innenhof herum führte. Im Säulengang gab es verschiedene Aktivitäten, Gaukler, Alchimisten, Verkleidungen und einen Seifenstand. Unter der fachkundigen Aufsicht von den Professoren Snape und Sprout - oder vielmehr einem Mann und einer Frau in mittelalterlichen Gewändern - wählten wir vier Pflanzen aus, die die Grundlage unserer Seife bildeten. Ich hatte Rosenblätter, Lavendel, Kamille und Echten Eibisch, der auf Englisch im Volksmund Marshmallow genannt wird, weil die Süßigkeiten daraus bestehen, und den ich nur genommen habe, weil ich den Namen so lustig fand. Ich hätte noch Ringelblume, Minze und ein oder zwei andere Pflanzen wählen können. Wir zerkleinerten die Pflanzen in einem Mörser, was bei dem Wind gar nicht so einfach war. Die zerriebenen Blüten wurden dann mit Haferflocken vermischt und damit das Gemisch auch zusammenblieb, verkneteten wir es mit Pflanzenfett (im Mittelalter wurde Tierfett genommen, aber das wollte man den Kindern wohl nicht zumuten) und rollten kleine Kugeln. Die mussten noch ein paar Tage trocken, aber inzwischen könnte ich die Seife benutzen. Sie sieht eher aus wie Müslikugeln, aber riecht ganz anders. Auf dem Bild links sieht man Amelies Mischung.


Nachdem Amelie und ich uns die Hände gewaschen hatten, beschlossen wir, dass wir uns als nächstes als Prinzessinnen verkleiden wollten. Es gab viele schöne Kleider im Kleiderschrank und die beiden Frauen, die darauf aufpassten, halfen uns dabei, das passende auszuwählen. Auch wenn wir Kleider anhatten, waren wir Damsels ganz und gar nicht in distress und posierten mit den gefährlichen Drachen und den Kampfpuppen.



Die Drachen hatte uns dann auch Lust auf die Dragon Quest gemacht, ein kleines Gruselkabinett mit integrierter Geschichte über Kämpfe mit Drachen und einem Quiz für Kinder, bei dem wir schon nach der zweiten Frage wussten, dass das Lösungswort "Percy" sein musste. Trotzdem hatten wir viel Spaß in der Dragon Quest (es gab einen Gang mit rotierenden Totenköpfen und ein Spiegelkabinett inklusive einer Gollum-ähnlicher Figur).
Als wir auf der Knight's Quest kamen, liefen wir einer Hochzeitsgesellschaft (mit Dudelsackspielern!) über den Weg. Ja, in Hogwarts kann man heiraten, aber die Warteliste ist wohl sehr lang. Ich könnte mich jetzt schon mal eintragen... Wir liefen über die Grünflächen von Hogwarts und suchten nach den Teilen, die auf unseren Fotos zu sehen waren. Unterwegs kamen wir an der Besenflugstunde vorbei und beschlossen, die später auch zu besuchen. Außerdem gingen wir ins Fusiliers Museum, verließen das aber auch ganz schnell wieder und liefen in die Richtung der Gärten, weil uns ein sehr großes Baumhaus als Attraktion angepriesen wurde. Für die Gärten hätte man ziemlich viel Eintritt zahlen müssen und obwohl wir das Baumhaus schon beeindruckend fanden, war Hogwarts doch viel interessanter und wir gingen zurück zum Schloss. Dort entdeckten wir dann auch beide Filmkulissen von unseren Harry Potter Bildern. 




Ich wäre gerne noch in die State Rooms, also in die tatsächlichen Gebäude des Schlosses herein gegangen, aber dafür hatten wir keine Zeit mehr, denn wir wollten nicht zu spät zu unserer eigenen Flugstunde kommen. Zwei Mädchen kamen zu spät und wurden von dem strengen Fluglehrer zurecht gewiesen.
Der ganze Besuch in Hogwarts war ein einziges Highlight und ich fand viele der Aktionen richtig toll, deswegen ist es schwierig zu sagen, ob die Besenflugstunde tatsächlich der Höhepunkt des Tages war, aber ich hatte wirklich unheimlich viel Spaß und ich kam mir kein bisschen blöd dabei vor (Ja, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ihr mich für bescheuert erklären könnt).
Wir hatten zwei Lehrer, ich habe leider die Namen beider vergessen, aber der eine war ein ungarischer Weltmeister im Fliegen. Zu Beginn der Stunde mussten wir uns aufwärmen, d.h. das Ticket, mit dem die Teilnehmer beschränkt wurden, in der rechten Hand halten und diese am Handgelenk einklappen, die linke in die Seite stimmen und dann gleichzeitig mit dem Po, den Knien und den Augenbrauen wackeln. Die Lehrer wählten dann vier Leute (u.a. Amelie) aus, die uns die Aufwärmübung nochmal vormachen sollten. 
Dann wurden die Besen verteilt. Wir mussten in die Knie gehen, die Hände ausstrecken und den Besen auffangen. Um das zu demonstrieren, wurde eine Frau aus der Klasse ausgewählt (wir waren eine sehr heterogene Lerngruppe was das Alter angeht), die sich etwas ungeschickt anstellte und danach immer wieder von dem Lehrer aufgezogen wurde. Als alle einen Besen hatten, wurde uns gezeigt, wie wir den Besen besteigen sollten und uns gesagt, dass wir das auf eine angeberische Weise machen sollte. Dafür benutzte der Lehrer in Wort, das ich nicht kannte. Es war auch wohl ungewöhnlich, denn der Lehrer suchte ein williges Opfer, das ihm das Wort erklären sollte. Er fand mich. "Are your a student?" Ich musste mich neben ihn stellen und das Wort definieren. Joa, ich habe auf ganzer Linie versagt. Fünfzehn Punkte Abzug von Ravenclaw.
Endlich waren alle Formalitäten geklärt und wir durften fliegen (für die ohne Fantasie: über die Wiese laufen und "Wuuusch!" rufen). Wir mussten um die Lehrer herum fliegen und sollten "Good afternoon, Sir" sagen, wenn wir an einem von beiden vorbei kamen. Der nächste Schritt war eine Art Ochs am Berge. Wir flogen auf unseren Lehrer zu, wenn er "Go!" rief, und blieben bewegungslos stehen, wenn das Kommando "Stop!" lautete. Diejenigen, die noch wackelten, wenn der Professor uns ansah, mussten wieder zurück an den Anfang. Die Übung haben wir zweimal gemacht. Einmal mit akustischen und einmal mit visuellen Signalen. Im zweiten Durchgang gab es auch das Kommando wie ein Kaninchen zu hoppeln. 
Damit war die Flugstunde beendet und die Lehrer berieten, ob wir bestanden hatten. Wir hörten die Worte "horrible" und "fools", aber ich hatte doch ein ganz gutes Gefühl. Trotzdem war ich die Einzige, die bei der Ansage: "Nobody, not a single one of you has... failed!" gejubelt hat. Ehrlich gesagt, hatte ich schon damit gerechnet, dass zumindest die Frau, die der Lehrer zu Beginn auf dem Kieker hatte, nochmal in die Nachprüfung musste oder so. Und ich fand, dass so ein bestandener Flugschein schon ein Grund zum Jubeln ist. Die Freude meiner Klassenkameraden kam etwas verspätet. Vermutlich brauchten sie einen Moment, um ihr Glück zu fassen. Wir durften noch ein paar Fotos mit den Besen machen und bekamen ein paar Tipps, wir wie uns am besten beim Fliegen fotografieren können. 


Nach dem Fliegen hatten wir noch ein bisschen Zeit, um in den Gift Shop zu gehen, aber ich hätte gerne noch mehr Zeit gehabt. Wir hatten mit dreieinhalb Stunden ziemlich viel Zeit, aber es gab noch so viel mehr zu sehen. Ich wäre gerne noch ins Castle Museum gegangen und hätte gerne die Innenräume oder die Downton Ausstellung gesehen, aber wir wollten den Hogwarts-Express, der uns zurück nach Glasgow bringen würde, nicht verpassen. Die Zeit in Hogwarts geht immer so schnell vorbei.

Es ging aber nicht direkt zurück nach Glasgow, sondern wir fuhren noch zum Bamburgh Castle. Das Schloss war schon geschlossen, aber wir wurden durch die Dünen zu einem wirklich atemberaubenden Strand geführt. Ich weiß nicht, ob gerade Ebbe war, aber das Strand war sehr breit und erstreckte sich so lang wie das Auge reichte. Es war ziemlich windig, und der Sand wirbelte ein paar Zentimeter über den Boden. Ich war ein bisschen übermütig und bin mit nackten Füßen ins Wasser gegangen. Das war eisig, aber hey, ich war dieses Jahr schon im Meer! 

 


Mir hat der Strand sehr gut gefallen, aber ich wäre lieber noch etwas länger in Hogwarts geblieben. Nach Bamburgh ging es zurück nach Hause und dann wurde auch "500 Miles" abgespielt und mitgesungen. Mittlerweile kann ich es schon so gut wie auswendig. Vielleicht wäre es mal eine Idee, dass wir das Lied beim nächsten Mal ganz ohne Unterstützung von der CD singen.

Übrigens vielen Dank an Amelie, die ganz viele von den Fotos hier gemacht hat. Ich war von Hogwarts so geflasht, dass ich selber nicht so viele Fotos gemacht habe. Außerdem drehen Muggelgeräte in Hogwarts ja sowieso durch, weil so viel Magie in der Luft liegt...

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