Samstag, 6. September 2014

Ich bin exotisch

Am Mittwoch hatten wir ein Treffen mit dem British Council, der den Fremdsprachenassistenteneinsatz auf der britischen Seite koordiniert. Schon am Montag musste ich mit Erstaunen feststellen, dass ich die einzige deutsche Assistentin in meiner Council Area bin. Bei dem Treffen mit unserer Local Authority (dem Council, in dem unsere Schule liegt) waren ca. 15 französischsprache Menschen, 5 Spanischsprachige und ich. Damit hatte ich nicht gerechnet, aber ich wusste, dass im Bereich Glasgow noch mindestens ein Deutscher eingesetzt ist. Den habe ich Mittwoch bei dem Treffen auch gefunden und gemerkt, dass er der einzige andere deutsche Assistent bei uns in der Gegend ist.
Dementsprechend schwierig war es für mich beim Human Bingo, das wir zur Auflockerung und zum Kennenlernen gespielt haben, jemanden zu finden, der schon man in meiner Heimatstadt war. Ich hatte schon mit Absicht Essen genommen, weil niemand meine Geburtsstadt kennt. Und trotzdem: Wie viele Franzosen oder Spanier machen Urlaub in Essen? Wenn ich aus Berlin oder München kommen würde, wäre das vermutlich nochmal was ganz anderes. Aber auch die anderen Sachen im Bingo, die auf mich zutrafen, waren wenig verbreitet. Ich habe niemanden gefunden, der im gleichen Monat wie ich geboren wurde, meine Schuhgröße hatte oder meinen Sport macht. Gut, bei der Schuhgröße hätte ich vielleicht ein bisschen intensiver suchen müssen, aber abgesehen davon... Ich bin ein Exot! :-D
Es ist auch ganz lustig, dass mir die Lehrerinnen an der Schule nicht glauben wollte, dass es so wenig andere deutsche Assistenten gibt. Sie haben mich immer gefragt, ob ich auch andere Deutsche getroffen hätte und ich musste es meistens verneinen. Anfang Oktober ist aber ein Treffen, das vom Goetheinstitut aus organisiert wird. Da sollte ich ja wohl noch ein paar andere deutsche Assistenten treffen. Ich bezweifele ja, dass sie sich die Mühe machen und ein Treffen in Glasgow organisieren würden, wenn es nur zwei oder drei von uns in ganz Schottland gäbe. 

In der Schule falle ich auch auf. Meine Mentorin hatte mir geschrieben, dass die Assistenten sich normalerweise "casual" anziehen würde, aber trotzdem habe ich von vorne herein beschlossen, auf Jeans zu verzichten. Die Lehrerinnen laufen alle im Rock, Hosenanzug oder Kostüm rum. Die Schüler tragen Schuluniform. Da wollte ich nicht in Jeans aufkreuzen. Ich habe mir jetzt auch schwarze Schuhe gekauft, weil ich meine roten Schuhe zwar mag, aber mir darin wie ein bunter Hund vorkomme. Bisher hat niemand meine Schuhe kommentiert, aber ich dachte mir trotzdem, dass es vielleicht besser wäre, schwarze anzuziehen.
Apropos Kleidung: Beim Treffen mit dem British Council wurde uns auch gesagt, wir sollten auf unsere Kleidung achten, da die meisten Schule keine Jeans akzeptieren würden. Das beinhaltet auch, das die Röcke nicht zu kurz sein dürfen. Da musste ich fast lachen. Kürzer als die Röcke meiner Schülerinnen könnten unsere kaum sein. Teilweise gucken die Röcke der Mädels nur fünf Zentimeter unter ihrer Jacke hervor. Ich argwöhne ja, dass sie die hochziehen und umkrempeln.

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