Donnerstag, 11. September 2014

The Bonnie Banks of Loch Lomond

Weil das Wetter immer noch nicht so richtig schottisch ist, müssen wir den Sonnenschein nutzen (wer weiß, wie lange das noch geht), also waren ein paar andere Assistenten und ich am Sonntag am Loch Lomond. Von Glasgow aus ist man in ca. 30 Minuten da. Wie der Liedtitel, den ich im Posttitel zitiert habe (die Melodie des Liedes ist übrigens für die Hymne des FC Kölns ausgeliehen worden - nur so als Randinfo), sind die Ufer des Lochs tatsächlich sehr schön. So schön, dass ich bestimmt nicht das letzte Mal da war. Schließlich kommt man auch sehr schnell hin.



Unser Zug fuhr nach Balloch und nachdem wir uns in der Touri-Info mit Karten ausgestattet hatten, sind wir losgezogen. Zuerst kamen wir an einen kleinen Strand, einen Bootsverleih und einem Aquarium vorbei. Da denkt man, man kommt zu einem naturbelassenen See, der romantisch zwischen Hügeln liegt und stattdessen schwirren da viele Menschen rum, fahren mit allerlei Booten über den See oder gehen ins Auqarium. Ich muss wohl mein Schottlandbild überarbeiten. 
Außerdem fand ein Food and Drink Festival statt, das wir hinter uns bringen mussten (was in der großen Gruppe nicht so einfach war). Irgendwie hat mich dieses Festival etwas gestört. Ich hatte mich nicht darauf eingestellt und wollte endlich mal Wasser ohne Häuser drumherum sehen. Außerdem dachte ich, die wollten mich veralbern, als ich auf einem Zelt das Wort "Lochtoberfest" las. 
Was mich bei dem Festival aber ganz gut gefiel, war ein Zelt, in dem drei Schauspielerinnen gezeigt haben, welchen Möglichkeiten die Frauen im zweiten Weltkrieg hatten, um mit ihren begrenzten Rationen (mehr oder weniger) leckeres Essen zu machen. Dabei wurden Probierportionen herumgereicht. Die Marmeladen (Apfel-Minze und Möhre) fand ich tatsächlich ganz lecker. Die Fischküchlein ohne Fisch waren auch noch ganz lecker, wobei ich nicht fand, dass sie irgendwie nach Fisch geschmeckt hätten, aber das Wurzelgemüsengulasch ging gar nicht. 
Außerdem rief eine der Frauen immer, wenn ein Flugzeug über uns hinweg flog: "Are we under attack? No, we're not. Everybody keep calm; it's one of ours!" Beim ersten Mal fand ich das nett, beim dritten Mal, ging es mir auf die Nerven. Aber abgesehen davon, war es interessant, was sie erzählt haben: Äpfel in Seidenstrümpfe hängen, um den Saft für Gelee heraustropfen zu lassen, die Größe der Rationen für eine Woche (eine Scheibe Speck, Tee, der für 6 Tassen reicht, wenn man ihn nicht wieder verwertet, ein Ei...) und der Eimer mit den Speiseresten für's Schwein, das mehrere Familien sich gemeinsam halten konnten (und dafür in den Pig Club eintreten konnten).
Diese Demonstration hat uns nochmal vor Augen geführt, wie gut wir es heute haben - auch wenn ich im Supermarkt regelmäßig verzweifele, wenn ich vor dem Gemüse stehe. Selbst im großen Supermarkt ist die Auswahl an Gemüse beschränkt und ich rede jetzt nicht mal von irgendwelchen tollen Gemüsesorten, aber ich habe bisher nur ein einem Supermarkt Zucchini gesehen und die waren so schrumpelig, dass ich mich dann doch lieber an Möhren und Paprika gehalten habe.

Aber zurück zum See: Nachdem wir das Festival hinter uns gelassen hatten, war weniger los und wir hatten auch einige schöne Blicke auf den See. Wir sind aber nicht so weit gegangen, weil es schon recht spät war und wir noch zu einer Burg auf der anderen Seite wollten. Das andere Ufer war irgendwie schöner. Da waren zwar auch viele Menschen, aber es verlief sich mehr. Zu der Burg mussten wir auf einen Hügel steigen und hatten von da eine tolle Sicht auf den See. Leider war die Burg gerade in ein Gerüst gehüllt. Allerdings konnte ich eine der Spanierinnen, mit der ich da war, damit beeindrucken, dass ich das Wort "scaffolding" kenne. Es leben die EFL Didactics Seminare. :-D Die Spanierin war übrigens genau wie ich sehr begeistert davon, dass wir uns - um mit G.R.R. Martins Worten zu sprechen - "beyond the Wall" befinden und wie wir alle wissen: Winter is coming. Allerdings ist noch nicht so viel vom Winter zu sehen.


Ich war übrigens wieder die einzige Deutsche, die mit unterwegs war. Auch die Franzosen waren diesmal in der Minderheit, denn die Gruppe bestand vor allem aus Spaniern. So konnte ich aber auch zwischendurch ein bisschen Spanisch sprechen.

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